31. Januar 2017
Deutsche Bank

Deutsche Bank streicht 188 Filialen

Die Deutsche Bank setzt den Rotstift an: Bis Ende 2017 wird fast jede vierte Filiale geschlossen, rund 2.500 Stellen sollen dabei eingespart werden. Dabei soll laut Angaben des Vorstands das Kunststück vollbracht werden, den Kundenservice dennoch weiter zu verbessern. Dazu werden acht große zentrale Beratungszentren eingerichtet, die zu längeren Öffnungszeiten erreichbar sind. Auch das kostenlose Abheben an allen Geldautomaten per Kreditkarte steht in Aussicht.

2016 war für die Deutsche Bank ein Jahr des Übergangs. Die Mannschaft um Konzernchef John Cryan hat sich von einigen Altlasten getrennt und sich darangemacht, die Bank voll auf Profitabilität auszurichten. 2017 soll nun das Jahr des großen Umbaus werden. Das Sparprogramm betrifft vor allem den Privatkundenbereich. In zwei Wellen, Ende des ersten und Ende des zweiten Quartals, sollen 188 kleinere Zweigstellen mit größeren zusammengelegt werden. Die Zahl der Filialen wird damit von 723 auf 535 reduziert, 2.500 Stellen gestrichen – fast jede fünfte Stelle im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden.

Reaktion auf Niedrigzins und Regulierung

Nach langer Vorbereitung reagiert die Deutsche Bank damit auf die Herausforderungen, die Niedrigzins und stärkere Regulierung mit sich gebracht haben. Darüber hinaus reagiere die Schließung der kleineren Filialen aber auch auf das veränderte Kundenverhalten, wie Christian Sewing (Privatkundenvorstand der Bank) im Gespräch mit ikz-online.de mitteilte. Eine „Filiale light“ mit eingeschränktem Angebot, wie sie etwa die Commerzbank plant, wolle man daher nicht anbieten. Aus einer Umfrage wisse man: 43 Prozent der Kunden kämen nur noch einmal im Jahr in die Bankfiliale. Dann aber wollten sie das volle Beratungsprogramm.

Deutsche Bank: Acht neue Beratungszentren in Deutschland

Daher öffnen parallel zur Schließung der kleinen Filialen acht neue Beratungszentren die Tore, unter anderem in Berlin, Hamburg, Leipzig, Essen und Wuppertal. So werden nach dem Stellenabbau auch wieder neue Mitarbeiter im Privat- und Geschäftskundenbereich gesucht. Inwiefern Mitarbeiter aus den Filialen übernommen werden, dazu liegen keine Angaben vor. Es ist jedoch abzusehen, dass die Umstrukturierung auf dem Stellenmarkt im Finanzbereich für einige Dynamik sorgen dürfte. Insgesamt sollen in den acht Beratungsstellen 360 Berater eingestellt werden, die per Telefon, Chat und Video Fragen beantworten und Kunden beraten. Im Vergleich zu den Filialen sollen die Beratungszentren längere Öffnungszeiten und auch samstags geöffnet haben. Insgesamt hoffe man so, den Service sogar weiter zu verbessern, so Christian Sewing.

Dass Kunden der Bank aufgrund der Schließungen den Rücken kehren, glaubt der Vorstand nicht. Immerhin habe man schon einige Erfahrung mit der Schließung von Filialen gesammelt – vor zehn Jahren unterhielt die Deutsche Bank noch über tausend Zweigstellen. Um die Kunden rechtzeitig zu informieren, wurde die Liste der betroffenen Filialen bereits im Juli 2016 online gestellt. Bisher sind die Verluste nach Angaben der Deutschen Bank sehr gering.

Neues Modell für Bankautomaten?

Es ist allerdings derzeit auch nicht geplant, weitere Geldautomaten aufzustellen, um den Wegfall auszugleichen. Und das, obwohl für Kunden der Deutschen Bank in manchen Regionen Deutschland schon jetzt keine Versorgung mit frischem Geld gewährleistet ist – zum Beispiel auf der beliebten Ferieninsel Usedom. Stattdessen steht im Raum, den Kunden per Kreditkarte das kostenfreie Abheben an allen Geldautomaten zu ermöglichen, wie es ING * Diba oder GLS beispielsweise schon anbieten. Eine Entscheidung diesbezüglich ist laut Christian Sewing schon Anfang dieses Jahres fällig.