19. Dezember 2012

Die Eurorettung macht Fortschritte

 


Die Eurorettung hat ihren Preis: Gerade deutsche Anleger können mit den Erträgen aus festverzinslichen Anlagen nach Abzug der Inflationsrate langfristig kaum die Kaufkraft ihres Vermögens erhalten. Der richtige Mix wird entscheidend sein. Dieser Meinung ist Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH.

Fazit 2012

Keine Frage: 2012 war kein gutes Jahr für den Euro. Der Streit um die Rettung Griechenlands und die Unterstützung südeuropäischer Länder samt ihrer Banken hat gerade die Deutschen in ihrer traditionellen Skepsis gegenüber der europäischen Einheitswährung und der Europäischen Zentralbank (EZB) bestärkt. Trotzdem: Kurz vor Ende dieses Jahres gilt es festzuhalten, dass die EZB unter Führung ihres Präsidenten Mario Draghi mit ihren teils umgesetzten, teils angekündigten Rettungsmaßnahmen erheblich zum Abbau der systemischen Risiken beigetragen hat.

Preis der Politik

Claus Walter
Claus Walter

Die Politik der niedrigen Zinsen und die Flutung der Märkte mit Liquidität haben natürlich ihren Preis: Gerade deutsche Anleger können mit den Erträgen aus festverzinslichen Anlagen nach Abzug der Inflationsrate langfristig kaum die Kaufkraft ihres Vermögens erhalten. Aber das ist von der EZB und auch von der US-Notenbank Fed in gewisser Weise so gewollt. Denn der Schuldenabbau der Staaten wird kaum alleine über Sparmaßnahmen gelingen. Ein Teil des Problems wird vielmehr über die Entwertung der Schulden gelöst werden, in die ja die Ersparnisse der Anleger investiert sind.

Viele Anleger stehen daher vor der Frage, wie sie ihr Vermögen vor Kaufkraftverlusten schützen können. Die Lösung wird nicht in einer ungebremsten Jagd nach Hochzinsanlagen liegen können. Denn obwohl davon auszugehen ist, dass das Zinsniveau an den Rentenmärkten im Jahr 2013 niedrig bleiben wird, kann niemand ausschließen, dass unerwartet genau das Gegenteil eintritt.

Aktien, Unternehmensanleihen und Staatsanleihen

Es gilt daher, die Renditechancen in allen Anlagesegmenten gezielt und selektiv zu nutzen. Dazu gehören an erster Stelle Sach– und Produktivwerte, vor allem Aktien. Gerade die Anteile großer international agierender Konzerne bieten attraktive Renditen. Auch die oft günstige Bewertung zeigt, dass die Risiken eines konjunkturellen Dämpfers bereits vielfach eingepreist sind.

Eine Alternative dazu sind Unternehmensanleihen. Im Gegensatz zu Aktien sind die Risikoprämien aufgrund der großen Nachfrage der Anleger schon deutlich gesunken. Hier bieten sich daher nur noch selektiv Chancen, wobei kurze und mittlere Laufzeiten bevorzugt werden sollten.

Erste Lichtblicke sind im Bereich der Staatsanleihen zu verzeichnen, etwa bei Italien. Das Land hat weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit große Reformfortschritte gemacht und das strukturelle Haushaltsdefizit deutlich abgebaut. Der Fokus sollte sich hier ebenfalls auf kurze, maximal mittlere Laufzeiten konzentrieren. Wer generell Währungsschwankungen nicht scheut, findet auch interessante Alternativen außerhalb des Euroraums. An erster Stelle steht für uns dabei Norwegen, aber auch bei Anleihen einiger aufstrebender Entwicklungsländer lohnen sich dosierte Engagements.