25. Juni 2014
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Die WM lädt zum Samba auf dem Börsenparkett

Am 12. Juni wird die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien mit einer großen Feier eröffnet. Für einen ganzen Monat steht das Land mit der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt im Mittelpunkt des Medieninteresses!

Welche Auswirkungen hat das auf die Wirtschaft des Landes und die Entwicklung des Aktienmarktes?

Ein solches Großereignis bietet dem Land Brasilien sowohl erhebliche wirtschaftliche Chancen als auch die Möglichkeit eines deutlichen Imagegewinns. Um sich international gut präsentieren zu können, wurden im Vorfeld gigantische Anstrengungen unternommen:

In zwölf Stadien wird gespielt, von denen sieben bereits vorhanden waren, aber ausgebaut oder saniert werden mussten. Fünf Spielstätten wurden eigens für die WM gebaut. Allein das neue Stadion in Sao Paulo kostete rund 320 Millionen Euro.

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Jörg Horneber  

Zudem wurde zur WM eine deutliche Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur angestoßen. Flughäfen, Autobahnen und Schienenstrecken stehen auf dem Programm, vor allem aber wird der öffentliche Nahverkehr in den Austragungsorten ausgebaut. Auch wenn vieles nicht rechtzeitig fertig werden wird, steckt ein großes Investitionsvolumen dahinter, was sich noch die nächsten Jahre positiv auf die Wirtschaft auswirken wird.

5,5 Milliarden Euro flossen und fließen in die Verbesserung der Kommunikationsnetze und in die Sanierung der maroden Stromleitungen. Für die Sicherheit während der WM werden 150.000 Polizisten und Soldaten sowie 20.000 private Sicherheitskräfte sorgen. 600.000 ausländische Besucher werden aufgrund der Fußballweltmeisterschaft zusätzlich erwartet. Allein Rio de Janeiro benötigte deshalb weitere 10.000 bis 12.000 Hotelzimmer. In den Austragungsorten wurden die historischen Zentren restauriert und neue touristische Attraktionen geschaffen.

Staat und Privatwirtschaft haben Schätzungen zufolge umgerechnet knapp 30 Milliarden Euro investiert. Für die Olympischen Spiele 2016 sollen nochmals bis zu 10 Milliarden Euro hinzukommen. Davon profitieren in- und ausländische Firmen. Die Beschäftigtenzahl steigt, und durch die angestoßenen langfristigen Projekte sollte eine gewisse Nachhaltigkeit gegeben sein. Der Tourismus wird durch die Medienaufmerksamkeit wachsen, wie auch der zuletzt schwächelnde Binnenkonsum wieder an Fahrt aufnehmen dürfte.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. In Bildung und Gesundheit wird zu wenig investiert. Die Mieten steigen, ebenso die Kosten des täglichen Bedarfs. Das verstärkt die sozialen Spannungen und lässt die Sorge um die Sicherheit der Touristen während der Fußball-WM wachsen. Auch die zu erwartenden Folgekosten der WM dämpfen die Hoffnungen auf einen baldigen Aufstieg Brasiliens in die wirtschaftliche Champions League. Brasilien hat noch viele Hausaufgaben zu erledigen.

Der brasilianische Aktienindex BOVESPA stieg dieses Jahr unter großen Schwankungen um knapp sieben Prozent, obwohl die wirtschaftlichen Rahmendaten nicht besonders gut aussehen. Die Wachstumsprognose sieht für dieses Jahr nur zwei Prozent vor, S&P senkte die Bonität des Landes auf gerade noch Investmentgrade BBB- und das Leistungsbilanzdefizit liegt bei 3,7 Prozent.

Dennoch ist die internationale Aufmerksamkeit, die auf die Fußballnation Brasilien gerichtet wird, mit hoffentlich vielen positiven Eindrücken gegeben. Börse besteht zu einem Großteil aus Psychologie! Und zumindest tanzten in fünf der sechs vergangenen Weltmeisterschafts-Jahre im jeweiligen Gastgeber-Land die Bullen Samba auf dem Börsenparkett.