18. November 2014
zuckeretf

Gewinneinbruch ist oft ein ernstes Warnsignal fürs Aktiendepot

Die lahmende Konjunktur zeigt deutliche Bremsspuren in der Gewinn- und Verlust- Rechnung von Unternehmen.

arnesandVor allem aus dem IT-Segment haben zahlreiche Unternehmen ihre Gewinne nach unten revidiert, zuletzt beispielsweise IBM oder SAP. Die Aktienkurse sind unmittelbar darauf deutlich gesunken. Werden die Analysten negativ von schlechten Nachrichten überrascht, dann passen sie ihre Gewinnprognosen nach unten an und der Aktienkurs fällt entsprechend.

Soweit, so bekannt. Noch wenig verbreitet ist allerdings die Tatsache, dass ein Gewinneinbruch in vielen Fällen der Auftakt zu einem Abwärtstrend bei den Unternehmensgewinnen ist. Unsere umfangreichen Analysen haben ergeben, dass Gewinnrevisionen damit Einfluss auch auf die zukünftige Wertentwicklung haben. Eine Gewinnwarnung ist regelmäßig kein einmaliger Betriebsunfall, sondern ein Warnsignal, die Position im Depot zu überprüfen.

Sehen wir uns zum Beispiel Südzucker an. Der Aktienkurs ist seit Anfang 2013 bis Mitte Oktober um 64 Prozent gefallen. Der Gewinn für das Geschäftsjahr 2014/2015 wurde um insgesamt 82 Prozent reduziert. Die Analysten sind von der schlechten Gewinnentwicklung des Unternehmens überrascht worden. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn die Analysten den Gewinn richtig geschätzt hätten, dann wäre der Aktienkurs bereits Anfang 2013 deutlich niedriger gewesen.

Interessant ist die Abfolge der Gewinnwarnungen: Bereits im September 2013 informierte Südzucker über einen deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses. Die erste große Anpassung der Gewinnschätzungen erfolgte dann im November. Eine weitere große Anpassung erfolgte im April 2014. Für bestehende Investoren wäre es also sinnvoll gewesen, spätestens im November zu verkaufen. Denn bei einer so großen Gewinnüberraschung war offensichtlich, dass die Geschäftsentwicklung des Unternehmens von den Analysten fundamental falsch eingeschätzt worden war und dass deshalb die Wahrscheinlichkeit für weitere negative Gewinnüberraschungen hoch ist. Zudem halten Analysten oft lange an ihren – falschen – Einschätzungen fest, und jeder Nachzügler verstärkt dann den Abwärtstrend.

Konkret haben wir festgestellt, dass Aktien, bei denen die Gewinnschätzung für das laufende Jahr im Vergleich zur Gewinnschätzung vom Vormonat um mehr als 10 Prozent nach unten korrigiert wurde, eine deutlich schlechtere Wertentwicklung als der Gesamtmarkt gezeigt haben.

Derselbe Effekt funktioniert auch in der umgekehrten Richtung. Mit einem Portfolio aus Aktien, die die Gewinnerwartungen der Analysten erfüllt oder sogar deutlich übertroffen haben, konnte also eine spürbare Überrendite erzielt werden. Unsere Schlussfolgerung ist, dass Gewinnrevisionen – ob positiv oder negativ – systematisch im Portfoliomanagement verankert werden sollten, entweder als Teil des Risikomanagements oder für die Suche nach Kurschancen.