2. April 2013
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Rohstoffe - Goldindustrie sieht höhere Preise voraus

Gut zehn Prozent hat Gold in den vergangenen Monaten an Wert verloren, vor allem im Februar hat sich der Kursrückgang verschärft. Manche Anleger fragen sich nun, ob sie das gelbe Metall nicht besser verkaufen sollten. Eine gute Idee dürfte das nicht sein.

Denn die Goldindustrie ist zuversichtlich, was den Preis des Edelmetalls anbelangt – und bei der Treffsicherheit von Preisprognosen macht ihr so leicht keiner etwas vor.Vermutlich fragen Sie sich, woher wir über die Stimmung in der weltweiten Goldindustrie Bescheid wissen. Die Quelle unserer Erkenntnis sind die Terminbörsen in den USA, an denen die Industrie ihre Preisrisiken absichert und an denen unter anderem Rohstoff-Fonds auf bestimmte Preisentwicklungen spekulieren. Nach dem Gesetz müssen diese großen Händler ihre Positionen an die Börsenaufsicht melden, die diese CoT-Daten (Commitment of Traders) Woche für Woche veröffentlicht.

Die CoT-Daten zeigen unter anderem, wie stark sich die Goldproduzenten mit Futures- Kontrakten absichern. Ist der aktuelle Goldpreis aus ihrer Sicht attraktiv, werden die Minenbetreiber viele sogenannte Short-Kontrakte abschließen, mit denen sie sich das aktuelle Preisniveau für den Zeitpunkt des künftigen Verkaufs sichern. Sinkt der Marktpreis des Goldes weiter, kann das die Produzenten kalt lassen, da sie dank des Kontraktes ja den vereinbarten Preis bekommen. Der Kontrakt hat damit den Charakter einer Versicherung (Hedge).

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 Stefan Albrech

Gegenwärtig geschieht jedoch das genaue Gegenteil: Die Goldproduzenten schließen außergewöhnlich wenige solcher Short-Kontrakte ab. Ein solches Verhalten legen sie jedoch nur an den Tag, wenn sie davon ausgehen, dass der Goldpreis in den nächsten Wochen und Monaten (deutlich) anziehen wird. Denn: Je sicherer sich die Minenbetreiber bei der Preisprognose sind, desto weniger glauben sie, eine Versicherung zu benötigen. Wichtig ist nun: Bei der Treffsicherheit ihrer Preisprognosen sind die Goldproduzenten unschlagbar, wie der Rückblick auf die CoT-Daten seit dem Jahr 2001 zeigt. Nahezu immer wenn diese Händlergruppe relativ wenige Short-Kontrakte abgeschlossen hatte, kam es danach zu (teils sehr kräftigen) Preisanstiegen.

Weitaus weniger erfolgreich als die Industrie, die das Geschäft rund ums Gold am besten kennt, schneiden die großen Händler (Large Traders) ab. Hinter diesem Begriff verbergen sich vor allem Rohstoff-Fonds, die auf bestimmte Preisentwicklungen spekulieren. Die COT-Daten zeigen, dass diese Gruppe ihre Positionen oft parallel zum Preisverlauf, also prozyklisch, aufbaut. Das Ergebnis: Am Ende einer Korrektur haben diese Händler ihre Investitionen deutlich zurückgefahren; in der Nähe des Hochs hingegen steckt viel Kundengeld in diesen Investments. Hintergrund ist, dass diese Fonds meist nach den Methoden der Trendfolge gemanagt werden.

Fazit: Die Goldindustrie hat in der Preisprognose eine sehr gute Trefferbilanz – und aktuell sind die Produzenten zuversichtlich, dass der Goldpreis bald wieder anziehen wird. Es wäre daher keine gute Idee, sich von der derzeitigen Anti-Gold-Stimmung anstecken zu lassen und seine Bestände jetzt zu verkaufen. Übrigens kursieren derzeit Gerüchte, dass ein Hedgefonds in Schieflage den jüngsten panikartigen Verkauf verursacht haben soll, weil er seine Gold-Positionen zwangsweise verkaufen musste. Wer die Bilanz dieser Händler kennt, wird dies zumindest nicht für unmöglich halten.