25. März 2015
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Hurra, ein neues Produkt – oder nur ein weiterer Marketing-Gag?

Ob Butterfly Zertifikate, Multi-Asset Fonds oder Smart-Beta ETFs. Die Produktschmieden der Finanzbranche begegnen Absatzkrisen mit immer neuen Produktideen.

Viele sind nur Marketing-Gags.

Dem weltweit rasanten Wachstum der Exchange Traded Funds (ETF) wurde unlängst eine neue Assetklasse hinzugefügt, die sogenannten Smart Beta ETFs. Das sind börsengehandelte Indexfonds, deren zugrunde liegender Index auf Basis einer systematischen Optimierungsstrategie verspricht, einen

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Thilo Stadler

I.C.M. Independent

CapitalManagement

Vermögensberatung
Mannheim GmbH

 

Mehrertrag zu erwirtschaften. Outperformance mit System – das klingt gut, da darf die Managementgebühr ruhig etwas höher sein als bei klassischen ETFs. Es ist davon auszugehen, dass bei anhaltender Alternativlosigkeit der Anlage und weiter steigenden Aktienmärkten weitere Produkte mit systematischen Value-Strategien aufgelegt werden. Aber sind diese Strategien für den Anleger Erfolg versprechend, liefern sie einen Mehrwert zur Investition in den breiten Markt?

Eine solche neue Produktidee stellte jüngst der auf Smart Beta ETFs spezialisierte Anbieter Ossiam vor. Hinter dem Ansatz steht mit Professor Robert Shiller ein renommierter Wissenschaftler und Nobelpreisträger. In Anlehnung an das von Shiller bereits in den 80ern entwickelte Shiller-KGV werden die günstigsten Sektoren identifiziert und um den Sektor mit der schlechtesten Performance des Vorjahres bereinigt. Das Stichwort ist also Unterbewertung, die man sich systematisch zu Nutzen machen möchte.

Es scheint unbestritten, dass Investitionen in unterbewertete Aktien langfristig sehr gute Ergebnisse liefern können. Die Investorenlegende Warren Buffet hat dies immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Er hat aber stets betont, dass die Kombination aus einer günstigen Bewertung, also fundamentalen Faktoren und den Zukunftserwartungen entscheidend für diesen langfristigen Erfolg sei.

Eines ist nicht von der Hand zu weisen: Es gibt immer Märkte und Sektoren, die auf Sicht mehrerer Jahre eine schlechtere Wertentwicklung zeigen als die relevanten Vergleichsgrößen oder der Gesamtmarkt. Wer möchte behaupten, dass es keine Gründe für die seit Jahren anhaltenden Kursrückgänge beziehungsweise günstigen Bewertungen bei den deutschen Versorgern, beim griechischen oder russischen Aktienmarkt oder bei der Aktie der Deutschen Bank im Vergleich zum europäischen Bankensektor gebe?

Nun sei im Folgenden eine günstige Bewertung einmal unterstellt und unser „System“ schaltet auf grün. Die alten Geschäftsmodelle unserer Stromversorger sind Geschichte. Aber die Unternehmen beginnen gerade erst, sich neu zu erfinden. Die moderate Erholung der letzten 18 Monate könnte sich eher als technische Reaktion denn als Trendwende herausstellen, eine Investition somit noch immer zu früh kommen. Den Ausgang der griechischen Wahlen und die darauf folgenden Geschehnisse schließen Käufe in Griechenland ebenso aus, wie die gefährlichen Entwicklungen in der Ukraine dies für den russischen Aktienmarkt tun. Wenn die Führung der Deutschen Bank in Kürze wieder strategische Entscheidungen trifft und diese Fantasie für stabilere oder höhere Gewinne aufkommen lassen, dann könnte sich der Fokus von der Rechtsabteilung hin zum operativen Geschäft bewegen lassen und die Marktteilnehmer womöglich wieder überzeugen.

Die Begründung für eine Investition darf also nicht alleine die Beobachtung einer zurückliegenden Underperformance oder eine günstige Bewertung sein. Das ausschlaggebende Kriterium muss stets die Erwartung einer Verbesserung der zugrunde liegenden Fundamentaldaten darstellen. Für Investitionsentscheidungen braucht es eher eine Meinung als einen Computer.