Ist die Aufstockung des Dax wirklich sinnvoll? Die Antwort für ETF-Anleger!
Der Dax soll größer werden, profitabler, vielleicht auch nachhaltiger. Das soll Anleger vor Skandalen wie Wirecard schützen. Geht die Rechnung auf?
Neue Regeln für den Dax sind bestimmt wichtig, aber eher fürs Marketing als für die Sicherheit. 40 statt 30 Unternehmen sollen in Zukunft die deutsche Börsenlandschaft repräsentieren. Das ist gut, denn es erlaubt eine größere Bandbreite an Branchen, Geschäftsmodellen und lässt Raum für Neues.
Zudem verringert die größere Zahl möglicherweise auch das Risiko, denn das Gewicht jedes bisherigen Mitglieds im Dax sinkt. Wird also wie bei Wirecard ein Unternehmen durch Manipulationen oder auch kriminelle Handlungen von der Börse abgestraft, leidet der gesamte Index weniger.
Dass Unternehmen Profitabilität nachweisen müssen, ist im Prinzip auch richtig. Allerdings sind die Index-Betreiber trotzdem nicht gegen Betrug gefeit, siehe Wirecard. Wer seine Bücher so zielgerichtet manipuliert, der wird im Zweifel auch Profite ausweisen können. Was aber der Vorschlag, bestimmte Waffenproduzenten nicht mehr aufzunehmen, mit Sicherheit zu tun hat, bleibt fraglich.
Beziehungsweise handelt es sich dabei um ein durchaus berechtigtes Reagieren auf Investorenwünsche. Schließlich gehen immer mehr Anleger, große wie kleine, dazu über, bei ihren Entscheidungen Nachhaltigkeitskriterien mitzudenken. Dazu gehört im Zweifel mehr als nur der Ausschluss von Waffen, aber es ist ein Anfang. Der Dax soll so kaufbar bleiben.
Dax-Aufstockung nur Marketing?
Schließlich beziehen sich viele abgeleitete Produkte auf den Dax. Wenn dieser nicht mit bestimmten Anlagerichtlinien konform geht, wird er und werden die darauf aufbauenden Produkte eben nicht ins Portfolio genommen. Das würde für die Anbieter etwa von Zertifikaten Verluste bedeuten. Und für den Index-Anbieter genauso, denn schließlich lebt er ganz gut von den Lizenzgebühren. Insofern ist die Änderung des Dax in dieser Hinsicht als Marketing zu verstehen, um den Index auch in Zukunft gut vermarkten zu können.
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Allerdings öffnen neue Kriterien, die nicht mehr anhand einfacher, mehr oder weniger frei verfügbarer Marktdaten festgelegt werden, auch neue Dimensionen für Fehler oder Risiken. Profitabilität ist messbar, wenn auch manipulierbar.
Nachhaltigkeitskriterien sind weicher, schwieriger zu kontrollieren, die Datenanbieter liefern noch durchaus unterschiedliche Einschätzungen. Möglich also, dass der Dax in Zukunft zwar besser zu vermarkten sein wird, aber auch häufiger umgebaut wird. Dass mehr Nachhaltigkeitskriterien Anwendung finden, dass die Zusammensetzung also willkürlicher wird.
Schlimm ist das nicht. Der Performance muss das keinen Abbruch tun. Es wird die Entwicklung des Leitindex aber ein Stück unberechenbarer machen. Was letztlich dazu führt, dass sich Anleger noch stärker als bislang auf gutes, eigenes, vertieftes Research stützen müssen für ihre Anlageentscheidung und nicht mehr die Indizes als Vorlage nehmen.
Investition in den Dax mit und ohne Market Timing
Anlagezeitraum
Endwert
Rendite
2000 -2020
8.350 Euro
+67 Prozent
2000 -2020 (ohne die 5 besten Tage)
5.100 Euro
+2 Prozent
2000 -2020 (ohne die 10 besten Tage)
3.600 Euro
-28 Prozent
2000 -2020 (ohne die 15 besten Tage)
2.650 Euro
-47 Prozent
Quelle: DAI
Über den Autor: Uwe Zimmer
Uwe Zimmer ist Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Hennef.
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