27. Juni 2017
Jim Rogers - Börsenguru

Jim Rogers - Die Rohstofflegende

Vom Großen zum Kleinen Jim Rogers (eigentlicher Name: James Beeland Rogers, Jr.) wuchs in einer Kleinstadt mit rund 7.800 Einwohnern auf. Seine Familie war alteingesessen und so lautet die Telefonnummer der Familie schlichtweg: „5“. Rogers Vater leitete ein Werk für die Borden Chemical Company, die Leim und Formaldehyd herstellte.

Erste Börsenerfahrungen

Seine ersten Erfahrungen mit dem Wertpapiergeschäft machte Rogers im Sommer 1964 zwischen seinem Studienplatzwechsel von Yale nach Oxford bei einer Vermögensverwaltung. Er erkannte recht früh für sich, dass nur die richtige Interpretation der beobachtbaren Vorgänge auf der Welt den beruflichen Erfolg garantieren. So entdeckte er auch seine Leidenschaft für internationale Finanzen. Nach dem Studium in Oxford kehrte er 1966 nach New York zurück und arbeitete erneut bei der Vermögensverwaltung. Unterbrochen wurde diese Arbeit durch einen zweijährigen Militärdienst. Im Militär verwaltete er das Portfolio seines Kommandeurs und in ihm reifte der Entschluss, reich zu werden und sich nie wieder über Arbeit Gedanken machen zu müssen. Im Jahr 1970 wechselte Rogers nach weiteren Zwischenstationen zu Arnhold und S. Bleichroeder und lernte den bereits vorgestellten Börsenguru George Soros kennen. An der Performance des bekannten Quantum Fonds war Rogers maßgeblich durch Analysen beteiligt. Diese schafften es, Werte zu filtern, bei denen eine große und allgemeine Änderung bevorsteht, die langfristig und nicht zyklisch ist. Rogers ist ein Anhänger
der sogenannten Top-Down-Theorie, das heißt er analysiert zuerst das große Ganze, wie zum Beispiel die Wachstumsaussichten eines Landes, bevor er sich eventuell für
eine bestimmte Branche und anschließend für ein Unternehmen entscheidet. Rogers beachtet dabei vor einer Investition in ein Land vier Kriterien:

  1. Das Land muss wirtschaftlich erfolgreicher sein, als es zuvor war
  2. Es muss dem Land besser gehen, als allgemein angenommen wird
  3. Die Währung muss umtauschbar sein
  4. Es muss Liquidität für den Anleger vorhanden sein, daher kauft Rogers keine Aktien ohne amtliche Zulassung

Im Zuge von Investitionen ist es Rogers wichtig, den konventionellen Weg zu gehen, den jeder andere Anleger auch gehen muss. So möchte er ein Gespür dafür entwickeln, welche Hürden ein Investor überwinden muss, um so den Aufschwung von Börsen in zeitlicher und quantitativer Dimension besser abschätzen zu können. Das Gespür, sagt Rogers, kann man durch Reisen und das Geschichts- und Philosophiestudium erweitern, nicht jedoch an der Wirtschaftsfakultät. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch, dass eine Motorradreise durch den Himalaya für ihn attraktiver sei, als dort zu investieren. Für einige seiner Kommilitonen (zu denen zeitweise auch der bereits vorgestellte Börsenguru Warren Buffett gehörte) prägte er diese Sichtweise und riet ihnen sogar konkret davon ab, Wirtschaft zu studieren. Lieber sollten sie sich für alles andere interessieren, als Kellner arbeiten und durch den fernen Osten trampen. Den Stellenwert, den ein abgerundetes Weltbild für ihn hat, spiegelt sich auch in dem Versprechen wider, einen Großteil seines Geldes Oxford und Yale für Reisestipendien zu hinterlassen. Einziges Kriterium zum Erhalt des Stipendiums ist die Verpflichtung, mindestens 75 Prozent der nächsten zwei Jahre außerhalb des eigenen Landes zu verbringen

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  • Rogers Investitionskriterien
  • Vertiefende Analyse
  • Vier Arten von Veränderungen

Rogers Investitionskriterien

Wie bereits erwähnt, muss für Jim Rogers das Land investitionswürdig sein, bevor er sich für ein Investment in eine Aktie entscheidet. Im Rahmen eines Investments findet er die besten Konstellationen in Ländern, die von anderen noch nicht beachtet werden. So war es zum Beispiel 1974 Portugal, welches sich am Rand eines Bürgerkriegs befand. Zehn Jahre später hatte sich die Situation beruhigt und Rogers stieg ein. Exemplarisch für seine zukünftigen Investitionen kaufte er die Aktien des größten Index und erkundigte sich vor der Investition bei der örtlichen Finanzbehörde, ob ein lokaler Umtausch der nationalen Währung in Dollar möglich ist.

Vertiefende Analyse

Auch wenn es den Anschein hat, dass es für Rogers reichte, sämtliche Nachrichten zu verfolgen, um reich zu werden, betont er immer wieder, dass der Weg nicht einfach war. So nahm er sich in zehn Jahren keinen Urlaub und ordnete der Arbeit alles unter. Er las hunderte Geschäftsberichte und verfolgte die Zahlen diverser Unternehmen. Bei der Auswahl von Investments hört er nicht auf Broker oder Wertpapieranalysten, Rogers behauptet, dass diese Leute nur dem Herdentrieb folgen und nicht an eine Veränderung glauben, wenn diese bevorsteht. Für ihn ist es das Wichtigste, eine Methode zu entwickeln, unabhängig zu denken. So vertieft er sich zunächst in einem Themengebiet, bevor er seine Ideen eventuell mit anderen teilt. Daher vertraut er auch nicht auf Insider-Informationen, diese seien ohnehin in 90 Prozent der Fälle falsch. In diesem Punkt stimmt er zu einem gewissen Grad mit Warren Buffett überein, welcher fast schon „predigt“, dass man es akzeptieren muss, nicht alles wissen zu können. Den idealen Zeitpunkt zum Handeln kennt auch Rogers nicht, doch durch handgeführte Tabellen, in der die Daten der Unternehmen über Jahre hinweg aufgeführt sind, bekommt er eine sehr gute Idee über das Potenzial eines Unternehmens. Bevorzugt steigt er ein, wenn das Unternehmen am Rande des Bankrotts steht, sich die Lage jedoch aktuell zum Besseren wendet. Daher ist es enorm wichtig, Angebot und Nachfrage korrekt einschätzen zu können, so kann die frühzeitige Partizipation an einer Kursentwicklung die Grundlage für zukünftigen Reichtum werden. Bevor Rogers mögliche Chancen eines Investments analysiert achtet er zunächst auf den eventuell eintretenden Verlust.

Nur wenn er zu der Einschätzung kommt, dass im schlimmsten Fall sein Kapital eine Zeit lang brach liegt, aber nicht wertlos wird, kommt die Aktie für eine weitere Analyse in Betracht.

Dort liegt sein Fokus auf den Bilanzen und nicht auf der Gewinn- und Verlustrechnung. Dabei achtet Rogers auf den Kapitalaufwand und die Verhältnisse innerhalb der Bilanz wie zum Beispiel das Verhältnis der Schulden zum Eigenkapital. Im Anschluss betrachtet er ein Unternehmen nicht nach seinem aktuellen Status, vielmehr beurteilt er die zukünftige Entwicklung des Unternehmens. Wie (schnell) kann es sich anderen Bedingungen anpassen? Welche äußeren Faktoren können den Erfolg des Unternehmens beeinflussen?

Rogers schenkt vier Arten von Veränderungen Beachtung:

  1. Katastrophen; befinden sich große Unternehmen in einer Schieflage, deutet dies darauf hin, dass sich die gesamte Branche in Schwierigkeiten befindet?
  2. Veränderungen zum Schlechteren; ist eine Branche so beliebt, dass institutionelle Anleger 80 Prozent der Aktien ihrer Spitzenunternehmen besitzen, so sind diese vermutlich überbewertet. Dennoch ist es schwierig den genauen Zeitpunkt der Umkehr abzupassen
  3. Neue Trends, wie zum Beispiel die Gewinnorientierung von Krankenhäusern, die somit auch zum Investmentobjekt wurden
  4. Interventionen der Regierung; laut Rogers ist es eine Eigenschaft von Regierungen, aufkommende Probleme oder Entwicklungsdefizite durch eine expansive Geldpolitik, die der Börse aber insbesondere der Branche, auf die sie angewendet wird zugutekommt

Seine Hauptregel jedoch lässt sich auf folgende Forderung reduzieren: „Verlieren Sie kein Geld: Wenn Sie die Fakten nicht kennen, so spielen Sie nicht.“ Ebenso radikal jedoch auch die Forderung, dass sobald eine Gelegenheit erkannt wurde, das gesamte verfügbare Kapital dort angelegt werden soll. Schließlich wisse man durch die eigens entwickelte Methode mehr von dem Investment als andere Marktteilnehmer.

Jim Rogers verfolgt seine Zukunftsvision noch immer mit voller Kraft. So zog er nach diversen Weltreisen von New York nach Singapur. Denn dort spüre er die Dynamik, die er in Amerika mittlerweile vermisst.

Die 22-teilige Serie „Börsengurus“ wird präsentiert von HSBC Trinkaus & Burkhardt AG. Hier finden Sie außerdem ein Portrait von Börsenphilosoph André Kostolany und in den kommenden Wochen dürfen Sie sich über weitere Por­t­raits der größten Börsengurus der Welt freuen.

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„In seinem Buch „Die Abenteuer eines Kapitalisten“ zeigt die Investment-Legende auf, dass man am besten von der globalen Wirtschaft profitieren kann, wenn man die entlegensten Winkel der Erde mit eigenen Augen gesehen hat.  Und genau das hat Rogers getan: Mit seinem umgebauten Mercedes SKL hat er sich auf eine drei Jahre dauernde Weltreise begeben. Und die Welt dabei wie kein Zweiter gesehen -gesellschaftlich, politisch und ökonomisch.

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