10. Februar 2014
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Katzenjammer – auch dank Vater Staat

Gutes Gewissen und Gier können eine unheilvolle Allianz eingehen – insbesondere bei Anlegern, die sich auf Öko-Unternehmen gestürzt haben und denen nun die Rechnung präsentiert wird.

Jüngstes Beispiel: der insolvente Windanlagenfinanzierer Prokon. An solchen Kapitalvernichtungen ist der Staat nicht unschuldig, denn er setzt falsche Anreize.

Die Ratingagentur Scope brachte es an den Tag: 14 mittelständische Emittenten können seit dem Jahr 2010 ihre Anleihen nicht mehr bedienen. Drei Viertel davon stammten aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien; insbesondere aus der Fotovoltaik: 2012 erwischte es den Kraftwerksplaner Solar Millenium – die Anleger verloren 200 Millionen Euro. Im Jahr darauf kam der Anlagenbauer Solarworld an die Reihe, bei dem vor allem Aktionäre, aber auch die Gläubiger bluten mussten.

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Stefan Albrech  

Kurz darauf blies der Windbranche der Sturm ins Gesicht. So übernahm sich der Windpark- Entwickler Windreich offenbar mit seinen Projekten, was dazu führte, dass die Anleger, die 125 Millionen Euro in zwei Anleihen investiert hatten, um ihr Erspartes bangten. Ende 2013 notierten die Anleihen nur noch bei zehn Prozent des Ausgabepreises. Nun ist Prokon, ebenfalls ein Finanzier von Windanlagen, der nächste Pleitekandidat. Allerdings ist die Dimension deutlich größer als beim Vorgänger. Das Unternehmen aus Itzehoe hat vor allem bei Kleinanlegern 1,4 Milliarden Euro über Genussrechte eingesammelt, die jetzt im Feuer stehen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht hier nicht um eine pauschale Verteufelung von Öko-Investments. Zum einen stammt ein gutes Viertel der ausgefallenen Mittelstandsanleihen nicht aus diesem Sektor; zum anderen gibt es sehr wohl rentable Optionen, um sich an der Energiewende zu beteiligen. Es geht vielmehr um Anleger, die mit gutem Gewissen – und in dem Glauben, es könne ihnen nichts passieren, weil die Energiewende sozusagen zum Staatsziel ausgerufen wurde – ihre Ersparnisse in Unternehmen investieren, obwohl diesen kaum eine Bank Kredite gewährt. Und es geht um solche Unternehmen, die in einem Niedrigzinsumfeld leichtes Spiel haben, Anleger mit Zinsversprechen von sechs Prozent und mehr im Jahr zu ködern.

Wer sich an den Finanzmärkten auskennt, weiß, dass dies nicht die erste und wohl auch nicht die letzte Pleitewelle ist, der Kleinanleger zum Opfer fallen. Erinnert sei an die vielen Spielarten geschlossener Fonds – etwa Immobilienfonds, Medienfonds und zuletzt Schiffsfonds –, mit denen zum Teil ebenfalls viel Geld verbrannt wurde. Damals lockte nicht das gute ökologische Gewissen, sondern vor allem die Aussicht auf geringere Steuern die Kunden an.

Heute wie damals steht ein Akteur im Zentrum, ohne den es weder zum scheinbaren Boom noch zu der Pleitewelle gekommen wäre: der Staat. Indem die Politik massiv in den Markt eingreift – sei es durch Steuersenkungen oder garantierte Preise – setzt sie Anreize, die die Parameter Rendite und Risiko scheinbar zugunsten der Rendite verschieben. Bei manchen Zeitgenossen führt dass dazu, dass die Gier die verbleibende Vernunft besiegt und sie am Ende die scheinbar risikolose Rendite teuer bezahlen. Das ist hart, aber nicht ungerecht. Volkswirtschaftlich betrachtet jedoch zahlen alle drauf: Bestenfalls wird weniger Wohlstand geschaffen, als ohne den Fehlanreiz entstanden wäre; im schlimmsten Fall jedoch wird mehr Vermögen vernichtet als neues Vermögen entsteht.

Die Antwort auf die Frage, warum es dennoch immer wieder zu solchen Interventionen kommt, erübrigt sich beinahe: Es gibt einfach zu viele Gruppen und Parteien, die davon profitieren – auch wenn man das als zynisch empfinden mag.