9. März 2021
Was Sie beachten müssen, wenn Sie von Kapitalausschüttungen Ihrer Vermögenswerte leben möchten.

Leben von Kapitalausschüttungen? So mache ich es in der Praxis!

Für viele ist es ein Traum, Lars Wrobbel lebt ihn in der Praxis: Er bestreitet seinen Lebensunterhalt aus den Kapitalausschüttungen seiner Vermögenswerte. Hier erklärt er, wie er investiert und welche Vor- und Nachteile es zu beachten gibt.  

Beim Investieren gibt es viele verschiedene Strategien. Jeder Investor hat seine eigenen Vorlieben. Jeder wird durch etwas anderes motiviert. Viele ETF-Investoren möchten oft Einfachheit bei einem Maximum an Diversifikation im Portfolio. Sie sorgen oft mit ihren Anlagen für ihr Alter vor um dann irgendwann das Portfolio Stück für Stück zu verkaufen und davon leben zu können bzw. ihre Rentenlücke zu stopfen. Der Kapitalverzehr beginnt.

Auch ich habe zu Anfang diesen Weg gewählt und jahrelang so investiert. Als ich jedoch anfing in P2P Kredite zu investieren, war es um mich geschehen, im positiven Sinne. Auf einmal merkte ich, was mich beim Investment motivierte und strukturierte mein Portfolio um….

Ich bin Lars Wrobbel, Betreiber von Deutschlands größtem Privatanleger-Blog zum Thema P2P Kredite und seit 2015 in diese spannende Anlageklasse investiert. Jedoch macht sie nur einen kleinen Teil meines Portfolios aus, wie ich erst jüngst in einem Interview mit der Börse Stuttgart erzählt habe. Das Interview ergänzt zudem diesen Beitrag wunderbar.

Denn in meinem heutigen Beitrag auf extraETF gebe ich Ihnen einen Einblick darüber, wieso eine Orientierung auf Ausschüttungen im Portfolio ein spannender Ansatz und Motivator beim Investieren sein kann und wieso ich mich selbst heute als so genannter Einkommensinvestor bezeichne. Sie erfahren weiterhin welche Anlageklassen sich überhaupt dafür eignen, welche Vorteile und Nachteile es mit sich bringt und wieso es auch für ETF-Investoren durchaus eine Lösung sein kann. Viel Spaß!

Wieso ausschüttungsorientiert investieren?

Es kam in der Einleitung schon durch. Ausschüttungsorientiertes Investieren ist mehr ein psychologischer und persönlicher Faktor. Natürlich kann man auch seine Anlagen ansparen, fleißig weiter investieren und diese im Alter Stück für Stück verkaufen. Ich würde behaupten, dies ist der Weg, den die meisten Menschen verfolgen. Dieser ist jedoch mit Tücken verbunden.

Denn Anleger stehen hier oft vor der nächsten Hürde. Wie genau entspare ich eigentlich? Wieviel darf ich überhaupt entnehmen um das Portfolio nicht nachhaltig zu schädigen? Ist aktuell durch eine Crash-Situation nicht ein ganz schlechter Zeitpunkt um mit dem Entsparen zu beginnen?

Sie sehen, das Thema bringt noch einmal eine ganz neue Herausforderung mit sich, auf die viele Menschen sicher verzichten können, wenn sie eines Tages anfangen, ihre Investments zu entsparen. Aber wie wäre es, wenn man schon Jahre zuvor sein Portfolio auf Ausschüttungen optimiert hat und man bestenfalls überhaupt nichts oder nur sehr wenig entsparen muss? Klingt utopisch? Ist es nicht, denn ich habe es so gemacht. Seit 2014 investiere ich nur noch ausschließlich auf Ausschüttungen orientiert. Seit ca. 2017 könnte ich von meinen Ausschüttungen im Zweifel leben und den Großteil meiner Lebenshaltungskosten darüber abdecken.

Ein Vergleich zwischen zwei Anlegern zum besseren Verständnis:

Anleger A investiert 40 Jahre lang wachstumsorientiert. Seine Investment-Karriere hatte Höhen und Tiefen. Kurz vor Renteneintritt hat er ein stattliches Portfolio von 500.000 EUR angesammelt. Dieses gilt es nun zu entsparen. Die Situation ist jedoch denkbar schlecht, denn gerade jetzt, wo es losgehen soll, steckt die Weltwirtschaft in einer schlimmen Krise und sein Portfolio ist 25% im Minus.

Anleger B investiert ebenfalls schon seit 40 Jahren, jedoch voll auf Kapitalausschüttungen konzentriert. Durch seine Ausschüttungen und die fehlende Orientierung auf starkes Wachstum hat er es nur bis auf 400.000 EUR geschafft. Trotz einiger Zahlungsausfälle in der aktuellen Krise laufen seine Ausschüttungen jedoch weiter. Er muss sich keine weiteren Gedanken machen und kann fröhlich und entspannt in seine Rente starten. 

Welche Anlageklassen eignen sich überhaupt für Kapitalausschüttungen?

Tatsächlich muss man sich hierbei nicht mehr allzu viele Gedanken machen. Es gibt in jedem Bereich Instrumente & Produkte, die dazu führen, dass die jeweilige Anlageklasse ausschüttet. Anbei liste ich Ihnen mal einige Möglichkeiten auf und gebe jeweils ein Beispiel, anhand dessen Sie Bedarf weiter recherchieren können.

Sie sehen, es gibt in jedem Bereich Möglichkeiten, selbst bei den so gehypten Kryptowährungen.

Vor- und Nachteile von ständigen Kapitalausschüttungen

Die Fokussierung auf Ausschüttungen beim Investieren bringt Nachteile und Vorteile mit sich, die wir uns mal anschauen wollen.

Nachteile

  • Vorweggenommene Steuerbelastungen. Jede Ausschüttung zieht natürlich ggf. eine steuerlich relevante Transaktion mit sich.
  • Viele starke Wachstumswerte bieten oft keinerlei Ausschüttungsmöglichkeiten Ignorieren Sie solche Werte, geht das jedoch oft zu Lasten der Gesamtperformance.
  • Es erfordert eine gewisse Disziplin auch in schwierigen Lebensphasen nicht an die Ausschüttungen zu gehen.

Vorteile

  • Bei langjähriger Verfolgung der Strategie ist keine Entnahmestrategie nötig oder aber, es gibt weniger Substanzverzehr weil die Entnahme kleiner ist.
  • Das Rebalancing von Anlagen fällt einem durch den ständigen Cashflow leichter. Man kann die unterjährigen Ausschüttungen sehr gut kanalisieren.
  • Hat man einen gewissen Stand an Kapitalausschüttungen erreicht, kann man auch schon vor seiner Rente darüber nachdenken, seine Arbeitszeit zu reduzieren, da man sich quasi ein zweites Einkommen aufgebaut hat.

Braucht man nicht ein immenses Vermögen für so eine Strategie?

Wie so oft, ist jeder Fall hier individuell zu sehen. Hegen Sie einen hohen Lebensstandard, benötigen Sie natürlich auch mehr Geld aus den Kapitalausschüttungen. Auch Familien brauchen entsprechend mehr Kapital, haben aber möglicherweise auch mehr Einkommen, auf die man in der Ansparphase zurückgreifen kann.

Ich selbst rechne sehr konservativ, obwohl ich Anlageklassen wie Kryptowährungen und P2P Kredite im Portfolio habe. Pro 1.000 EUR die ich investiere, rechne ich mit einer Ausschüttung von 4% (also 40 EUR) pro Jahr, auch wenn sie in den letzten Jahren immer deutlich höher lag. Sie können sich also damit Ihren eigenen Bedarf ganz einfach ausrechnen:

Investiertes Kapital * 4% (0,04) = Jährliche Ausschüttung

Die jährliche Ausschüttung setzt man dann seinen Fixkosten entgegen und schon hat man seinen Planwert. Erreicht man mehr als 4% (was durchaus problemlos machbar ist) umso besser. Erreicht man weniger, hat man dennoch einen entsprechenden Vorteil im Alter.

Zudem sei noch gesagt, dass natürlich nur wenige Menschen 100% auf die Ausschüttungen aus Kapitalanlagen setzen. Viele von uns haben Renten, Lebensversicherungen etc. die ihrerseits ebenfalls für einen monatlichen Cashflow im Alter (mehr oder weniger) sorgen werden.

Tipp: Schließen Sie sich über 30.000 Anlegern an und informieren Sie sich mit der extraETF App jederzeit mobil über ETFs, Aktien und Fonds. Erhältlich für Android und iOS!

Gefährden Krisen nicht die Strategie?

Jein. Natürlich werden in Krisen kurzfristig (oder manchmal für immer) Zahlungen ausfallen. Unternehmen streichen ihre Dividenden, andere melden Insolvenz an, wieder andere kürzen die Zahlungen oder Zinsen. Sind Sie aber gestreut über viele einzelne Werte oder Sammelanlagen, die in sich wiederum eine Streuung bieten, wird nicht viel passieren. Dazu ein kleines Praxisbeispiel aus meinem eigenen Portfolio.

Kapitalausschüttungen im Portfolio von Lars Wrobbel.
Kapitalausschüttungen im Portfolio von Lars Wrobbel.

Obwohl es also eine globale Krise gab und gibt, waren die Ausschüttungen konstant und haben sogar weiter angezogen. Auf der einen Seite habe ich eine P2P-Plattform verloren und vier Unternehmen aus meinem Portfolio strichen die Dividenden. Auf der anderen Seite konnte ich weiter günstig Werte einkaufen und habe auch in der Krise immer weiter investiert. Das Ergebnis ist ein stetig steigender Cashflow.

Fazit: Eine persönliche Frage, die jeder für sich klären muss

Letztlich gibt es wie immer kein richtig oder falsch in der Geldanlage. Kein schwarz oder weiß, kein hell oder dunkel. Alles hat Facetten und man muss seine persönliche Ausrichtung finden. Ich werde mich in meinem Leben niemals um eine Entnahme-Strategie kümmern müssen und mit meinem Vermögen oder einem Großteil davon werden noch meine Nachfahren aufgrund der Kapitalausschüttungen ihre Freude haben, sofern sie fähig dazu sind. Das ist es mir persönlich wert, diese Strategie weiterzuverfolgen.

Fragen Sie sich selbst: “Was motiviert mich bei der Geldanlage?” Die Antwort darauf wird Ihnen den Weg hin zur (für Sie) richtigen Strategie weisen.

Über den Autor: Lars Wrobbel

Lars Wrobbel ist selbst langjähriger Investor in diversen Anlageklasse. Wenn Sie Ihr Wissen zum Thema Vermögensaufbau erweitern möchten, dann können Sie seinen Blog besuchen und sich an seiner Strategie orientieren. Auf dem Blog können Sie Ihr Wissen aufstocken über die verschiedenen P2P Plattformen.