8. Januar 2018
Norbert Schulze-Bornefeld

Norbert Schulze-Bornefeld: Die Währung ist wichtiger als das Wertpapier

Wer in ausländische Aktien oder Anleihen investiert, sollte auch immer jeweiligen Währungen im Blick behalten. Manchmal ist die Entwicklung der Währung sogar wichtiger als das Wertpapier.

Norbert Schulze-Bornefeld über die Gefahren verschiedener Wechselkurse

Der Euro ist stark. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Kurz nach der Wahl Donald Trumps verlor der Euro gegenüber dem Greenback innerhalb kurzer Zeit fast zehn Prozent an Wert. Eine Parität zwischen Dollar und Euro schien in greifbarer Nähe. Doch die Investoren haben schnell begriffen, dass sie überreagiert hatten. Zwischenzeitlich stieg der Wert des Euro sogar auf 1,20 US-Dollar. Auch dieser Wert wird nun wohl wieder korrigiert werden. Dafür sorgen steigende Zinsen in den USA und die nach wie vor ungelösten Schuldenprobleme in Europa.

Das Beispiel Euro/US-Dollar macht deutlich, mit welchen Unwägbarkeiten europäische Anleger rechnen müssen, wenn sie in Wertpapiere aus anderen Ländern investieren. Wer sich vor einem Jahr US-Dollar-Anleihen ins Depot legte, konnte sich zwar über eine höhere Verzinsung als bei Bundesanleihen freuen. Unterm Strich sieht die Jahresbilanz jedoch mau aus. Denn US-Anleihen haben in der Zwischenzeit – in Euro umgerechnet – an Wert verloren. Und auch die in US-Dollar ausgezahlten Zinszahlungen sind in Euro nicht mehr so viel wert.

Ähnlich sieht es bei Aktien aus. Der US-Aktienindex S&P 500 ist innerhalb eines Jahres zwar um 19 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sorgte der schwächelnde US-Dollar dafür, dass in den Depots europäischer Anleger, die vor einem Jahr in entsprechende US-Aktien aus dem Index investiert haben, nur noch rund zehn Prozent an Performance übrig bleiben.

Wertpapiere in Fremdwährungen können aber auch Chancen bieten. Da sind zum Beispiel sogenannte Rohstoffwährungen, die in der langen Phase des Ölpreisverfalls und im Zuge nachgebender Rohstoffpreise vor einiger Zeit unter Druck geraten sind. Die Norwegische Krone, der kanadische und der australische Dollar könnten demnächst von steigenden Rohstoffpreisen an den Weltmärkten profitieren.

Damit stellt sich für Anleger die grundsätzliche Frage: Wie gehe ich mit dem Thema Fremdwährungs-Investitionen um? Wer die Chancen einer Fremdwährungsaufwertung gegenüber dem Euro erwartet, kann getrost auf eine explizite Devisenstrategie verzichten, sollte in der Folge aber die Entwicklung im Blick behalten.

Wer nur die Aussichten eines bestimmten ausländischen Aktienmarktes positiv einschätzt, die Währungsentwicklung jedoch kritisch sieht, sollte in in Fonds oder Finanzprodukte investieren, die eine Währungsabsicherung – Quanto genannt – bieten.

So etwas wäre beispielsweise beim japanischen Aktienmarkt zuletzt angebracht gewesen. Der bemerkenswerte Wertzuwachs im Nikkei 225 Aktien-Index im Jahr 2017 wurde fast komplett vom Währungsverlust des Yen gegenüber dem Euro aufgefressen. Anleger, die in entsprechende Quanto-Produkte investiert haben, liegen dagegen mit zweistelligen Wertzuwachsraten im Plus.

Über den Autor

Norbert Schulze-Bornefeld ist Geschäftsführer der EICHLER & MEHLERT Finanzdienstleistungen GmbH in Düsseldorf.