7. Dezember 2012

Quo Vadis, Unternehmensanleihen?

Unternehmensanleihen haben sich, ganz gleich ob guter oder schlechter Bonität, dieses Jahr sehr gut entwickelt. Doch wie geht es weiter? Welche Anleihen bieten künftig einen angemessenen Ertrag? Dr. Tobias Spies, Geschäftsführer der Dr. Kohlhase Vermögensverwaltungsgesellschaft versucht den Blick in die Zukunft.

Hochzinsanleihen attraktiv

Bei Papieren mit guter bis sehr guter Bonität bleibt nach Abzug von Kosten und Inflation höchstens eine schwarze Null. Mit High Yields beispielsweise haben Anleger 2012 zwischen 15 bis 18 Prozent Rendite erzielt. Der differenzierte Blick auf den Bondmarkt kann sich daher bezahlt machen. Lohnt sich das höhere Risiko auch 2013?

Zunächst ist der Blick über den Atlantik interessant. Denn in den USA sind Hochzinsanleihen schon lange ein attraktives Anlagesegment. Dort hat sich die Anlageklasse in den vergangenen 30 Jahren besser als der Aktienmarkt entwickelt – und das bei geringerer Volatilität.

Betrachtet man das Angebot an Neuemissionen, mangelt es zumindest nicht an Papieren. Doch die Anlageklasse hat oft mit einem dreifachen Malus zu kämpfen: höherer Verschuldungs- und Zinsdeckungsgrad sowie Ursprungsländer, die auf den ersten Blick nicht unbedingt vertrauenerweckend sind. Kann zum Beispiel die Zinslast nicht aus der Liquiditätsreserve gedeckt werden, fällt die Kuponzahlung unter Umständen aus. Bei Familienunternehmen – vor allem wenn es sich um ausländische Emittenten handelt – ist nicht unbedingt klar, wie die Nachfolge geregelt ist. Hinzu kommt, dass der Markt dieses Jahr mit Renditen im zweistelligen Bereich durchaus eine Rallye hinter sich hat.

Chancen in Griechenland

Für das höhere Risiko zahlt der Emittent einer Hochzinsanleihe aber auch höhere Zinsen. Zudem sollten die Ausfallraten 2013 unter dem historischen Mittelwert von vier Prozent liegen. Und es mangelt nicht an Anlagemöglichkeiten. Es mag überraschend klingen – doch interessante Investmentchancen gibt es zum Beispiel in Griechenland. Attraktive Renditen bieten etwa Käse und Joghurt: wenn man in das familiengeführte Unternehmen Fage Dairy Industries investiert. 1926 gegründet, beschäftigt die Firma heute 1.000 Angestellte. Produziert werden Joghurt, aber auch Edamer und Gouda. 2008 machte Fage Dairy Industries mit der Expansion in die USA einen wichtigen Schritt, um auch zukünftig rentabel wirtschaften zu können. Mit Erfolg: Dieses Jahr verzeichnet die Firma einen neuen Umsatzrekord. Sogar Glücksspiel kann ein Renditebringer sein. Damit meinen wir aber nicht den Gang ins Spielcasino, sondern eine Beteiligung an dem griechischen Hard- und Softwarehersteller Intralot. Das Unternehmen ist börsennotiert und beschäftigt weltweit 5.500 Mitarbeiter in 53 Ländern. Intralot stellt die Komponenten für Sportwetten und Lottospiel zur Verfügung – der erste Kunde in Deutschland ist Lotto Hamburg.

Bei den Hochzinsanleihen hat in den letzten Jahren ein Normalisierungsprozess eingesetzt, der sich 2013 fortsetzen dürfte. Verschuldungsgrad, Zinsdeckung und Liquidität haben sich zunehmend verbessert. Diese positiven Rahmendaten sind in den Risikospreads noch nicht berücksichtigt. Der Markt ist nicht effizient, und diese Ineffizienzen können Investoren nutzen. Unverzichtbar ist allerdings eine breite Streuung der Risiken. Das Risiko bei Hochzinsanleihen ist unserer Meinung nach überschaubar. Vorausgesetzt, der Normalisierungsprozess dauert in den nächsten beiden Jahren an, sind Renditen zwischen acht bis zehn Prozent im Jahr durchaus realistisch.