2. August 2017
Schiketanz Marktkommentar

Schiketanz Marktkommentar: Vier gute Nachrichten!

Im Wesentlichen unverändert beendeten die großen Aktienbörsen den Monat Juli. Im Einzelnen haben die Märkte letzten Monat wie folgt performt:

Wie wird’s im August laufen?

Der August ist für Aktieninvestoren eigentlich ein recht unangenehmer Monat. Die Liquidität ist sehr gering und große Häuser spielen oft mit dem Markt. Aktien fallen ohne erkennbaren Grund stark und werden von Großinvestoren billig wieder zurückgekauft, nachdem sie zunächst einmal durch gezielte Verkäufe die Aktien auf Talfahrt geschickt haben. Generell macht der Markt sehr oft erratische und kaum nachvollziehbare Kursbewegungen. Doch diesmal könnte der August durchaus anders verlaufen.

Here are the „4 Good News“

Ausgehend vom US Aktienmarkt, der nach wie vor der große Taktgeber der Weltbörsen ist, gibt es eine Menge guter Nachrichten, die den Weltbörsen unter die Arme greifen. Die erste gute Nachricht ist, dass augenblicklich politische Ereignisse nur am Rande von den Marktteilnehmern beachtet werden. Äußerungen von Trump, Putin oder Erdogan oder die Problembereiche Quatar oder Brexit wirken sich derzeit kaum auf die Börsen aus. Man scheint sich an den täglichen Politwahnsinn gewöhnt zu haben.

Warum das derzeit so ist, mag wohl auch an der zweiten gute Nachricht liegen: das sich weltweit ständig verbessernden ökonomischen Szenario. Die Weltkonjunktur zieht weiter an – die Eurozone scheint endlich in die Gänge zu kommen und wächst derzeit mit 1,9% p.a. Gleiches gilt auch für China, die scheinbar auch die Wachstumsdelle hinter sich gelassen haben und wieder bei 6,9% jährlichem Wirtschaftswachstum liegen. Indien ist mit einem Wirtschaftswachstum von  6,1% auch sehr respektabel unterwegs und die USA liegen bei 2,1% Wachstum.

Die dritte gute Nachricht ist die derzeit voll im Gang befindliche Berichtssaison der US Unternehmen mit ihren Ergebnissen für das 2. Quartal. Etwas mehr als die Hälfte der US Unternehmen haben ihre Quartalszahlen bislang vorgelegt. 70% der Ergebnisse liegen über den Analystenschätzungen.  Das ist deutlich mehr als üblich. Somit scheinen die hoch gesteckten Erwartungen der Analysten mehr als erfüllt zu werden. Im Vergleich zum letzten Quartal stiegen die Unternehmensgewinne um durchschnittlich 6,5%.

Die vierte gute Nachricht kommt von der Zinsfront. In ihrer letzten Rede vor dem Kongress hat die US Notenbankpräsidentin betont, dass allfällige weitere

Zinserhöhungen graduell und in Abhängigkeit von den jeweils letzten Wirtschaftsdaten erfolgen werden.  Etwas griffiger hat es der Vize Präsident der US Notenbank Stanley Fischer in einer soeben gehaltenen Rede in Rio de Janeiro formuliert:  „Das niedrige Zinsniveau ist ein starkes Signal, dass das Wachstumspotential der US Wirtschaft limitiert sein könnte.“ Er sieht die Ursachen für das relativ langsame US Wirtschaftswachstum in „schwacher Produktivität, demografischen Faktoren und einer schwachen Investitionsneigung“. Er schätzt das Wachstumspotential der US Wirtschaft eher bei 1,5% und nicht, bei den von US Präsident Donald Trump angepeilten 3%. Fischer sieht seitens der Notenbanken weltweit keine Möglichkeiten das Wachstum über die Zinspolitik anzukurbeln. Dazu bedürfe es seiner Meinung nach effektiver fiskalpolitischer und regulatorischer und nicht weiterer zinspolitischer Maßnahmen.

Dies bedeutet für mich, dass es in nächster Zeit wohl kaum zu weiteren Zinsschritten der US Notenbank kommen wird. Wenn überhaupt, dann eher erst gegen Jahresende. Inflationsdruck gibt es derzeit auch keinen, da die Löhne nicht signifikant ansteigen. In den letzten 12 Monaten ist das Lohnniveau um nur 2,5% gestiegen. Das reicht nicht wirklich aus, um ausreichend Druck auf die Inflation zu erzeugen. Für den US Dollar bedeutet dies dann aber auch, dass er unter diesen Umständen tendenziell weiter unter Druck bleiben wird, was wieder unterstützend auf das US Wirtschaftswachstum wirkt.  Alles im allem bleibt die US Wirtschaft auf einem lauwarmen Expansionskurs, während sich die übrige Weltwirtschaft merklich erholt.

Was bedeutet dies nun für die Aktienmärkte? Ein anhaltend niedriges Zinsniveau und steigende Unternehmensgewinne sind gute Nachrichten für den Aktieninvestor. Einerseits sollten davon Aktien mit hohen Dividendenrendite, andrerseits auch ‚ echte Wachstumswerte profitieren. Die Aktienmärkte sollten daher insgesamt weiterhin bei leichtem Aufwärtstendenz  stabil bleiben, wenngleich die üblichen Sommergewitter aufgrund der saisonal bedingten geringen Marktliquidität nicht auszuschließen sind.

Lesen sie, wie es an den Börsen weitergeht auf Seite 2 im Schiketanz Marktkommentar.

Wie geht es an den Börsen weiter?

US Aktienmarkt

Die neuesten Wirtschaftszahlen der US Volkswirtschaft zeigen folgendes Bild:

Das US Wirtschaftswachstum für das 1. Quartal 2017 beträgt final 1,2%. Die Wachstumsrate für das 2. Quartal wird derzeit auf +2,6% geschätzt. Im Jahresvergleich liegt die Inflationsrate für Juni augenblicklich bei 1,6% (nach 1,9% im Mai), die Arbeitslosenrate bei 4,4%, die Lohnkostensteigerungen fielen im Juni mit +0,2% wieder eher niedrig aus. Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter fielen mit +6,5% unerwartet hoch aus. Das war um 3% höher als von den Analysten erwartet und die höchste Steigerungsrate seit Juli 2014.

Die Kapazitätsauslastung der US Produktionsbetriebe betrug im Juli praktisch unverändert  76,6%. Damit liegt sie weiterhin deutlich unter der historisch maximalen Auslastung während der Hochkonjunkturphase und bietet noch viel Platz nach oben. Das Konsumentenvertrauen ist weiterhin leicht rückläufig. So betrug der Index der University of Michigan im Juli nur mehr 93,4.  Nach der Präsidentenwahl im Vorjahr lag es noch bei deutlich über 98. Im historischen Vergleich lag der Höchstwert bei 111,4 (Jänner 2000), der niedrigste Wert lag bei 51,7 im Mai 1980.

Diese Eckdaten deuten weiter darauf hin, dass die US Wirtschaft ihr gemächliches Wirtschaftswachstum fortsetzt, ohne an ihre möglichen Grenzen zu stoßen. Den Aktienbörsen kann es momentan so recht sein, solange die Unternehmensgewinne, so wie im 2. Quartal, weiterhin steigen, um das Bewertungsniveau der Aktien zu rechtfertigen.

Europäischer Aktienmarkt

Wie läuft derzeit die europäische Wirtschaft im Detail? Das Wirtschaftswachstum für das 1. Quartal 2017 liegt bei 0,6%, das jährliche bei 1,9%. Hier fällt auf, dass die Problemkinder der Eurokrise wieder in Schwung kommen – wenngleich von einem niedrigen Niveau aus startend. So liegt Spanien bei +3,1%, Griechenland bei +0,4% und Italien bei +1,2%. Die Inflationsrate der Eurozone lag im Juli bei unveränderten 1,3%, die Arbeitslosenrate für Juli bei leicht rückläufigen 9,1% (das ist der niedrigste Stand seit 8 Jahren).

Die Bundesrepublik Deutschland schaffte mit einer Arbeitslosenrate von nur 3,8% einen neuen Rekordwert seit der Wiedervereinigung. Die Kapazitätsauslastung liegt bei 83,2% (nach 82,6%). Im historischen Vergleich lag der Maximalwert der Kapazitätsauslastung bei 85,3% im 4. Quartal 1989, der niedrigste Wert bei 69,6 im 3. Quartal 2009. Interessant ist auch ein Blick auf das Konsumentenvertrauen der Eurozone: Es ist derzeit mit -1,7 leicht rückläufig nach -1,3 im Juni.  Der historische Höchstwert lag bei +2,2 im Mai 2000, der niedrigste Wert bei -34,6 im März 2009.

Aus diesen Rahmendaten lässt sich erkennen, dass die europäische Wirtschaft auf einem guten Weg zurück zu alter Stärke ist. Unterstützt wird dies auch mit guten Quartalsergebnissen aus der Bankenlandschaft. Die europäischen Banken gehören prinzipiell nach wie vor zu den Problemkindern der internationalen Szene, allerdings signalisieren die jüngsten Zahlen, dass wohl die Trendwende geschafft sein dürfte.

Asiatischer Aktienmarkt

An den asiatischen Aktienmärkten hat der Nikkei 225 eine Ruhepause eingelegt, während der chinesische Aktienmarkt gemessen am CSI 300 ein neues 18-monats Hoch erreicht. Auf Alltime High Niveau ist auch der indische Aktienmarkt.  Hier hatten also die Aktienmärkte der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften im Juli die Nase vorne. Aufgrund des sich beschleunigenden Weltwirtschaftswachstums bleiben die asiatischen Aktienmärkte weiterhin eine interessante Diversifikation in einer globalen Anlagestrategie.

Rohstoffe

Rohöl, der Trendsetter unter den Rohstoffen knabbert wieder an der Marke von 50 Dollar. Technisch ist es noch nicht ganz so weit, aber es riecht ein wenig nach einer mittelfristigen Trendwende im Ölpreis. Der nächste Schritt ist es, die technische Marke von 50 Dollar nachhaltig zu überwinden und auch zu halten. Auch Kupfer – als zweiter wichtiger Trendindikator –  ist in die Gänge gekommen und notiert deutlich höher als noch im Juni. Nach wie vor Funkstille herrscht bei Gold und Silber. Wenig Lebenszeichen gibt es auch bei den Agrarprodukten. Zusammengefasst könnten jedoch die Rohstoffmärkte vor einer interessanten Trendwende stehen.

US Dollar

Etwas schneller als erwartet und ohne nennenswerten Widerstand gelang der Durchmarsch durch die Marke von 1,16 – der bisherigen Obergrenze der seit mehr als 2 Jahren bestehenden Trading Range im Währungspaar Euro zu US Dollar. Bei 1,1711 ist auch die letzte Bastion der Dollar Bullen gefallen. Jetzt ist die mittelfristige Trendumkehr perfekt. Technisch ist der Weg jetzt frei in Richtung 1,20. Allerdings erscheint der Markt schon stark überkauft, sodass das derzeitige Tempo wohl nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten ist. Wieweit allerdings die Eindeckung von spekulativen Schieflagen den Markt hoch treiben kann, ist derzeit schwer einschätzbar. Jedenfalls erscheint es derzeit ratsam US Dollar Investments entsprechend gegen Währungsverluste abzusichern.

Zusammenfassung

  • Für Aktieninvestments besteht aufgrund der grundsätzlich weltweit positiven Wirtschaftsentwicklung und steigender Unternehmensgewinne weiterhin ein sehr gutes Umfeld.
  • Die Zinsmärkte sehen derzeit keinen großen Veränderungen entgegen. Weitere Zinsschritte der US Notenbank sind wohl erst gegen Jahresende zu erwarten – vielleicht im Einklang mit den ersten Maßnahmen zur EZB in Richtung Normalisierung des allgemeinen Zinsniveaus.
  • Der US Dollar bleibt weiterhin eher schwach, Mangelnde Zinsfantasie und die sich merklich erholende europäische und asiatische Wirtschaft schränken das Erholungspotential des US Dollar derzeit merklich ein.

Bitte beachten Sie den Risikohinweis zum SCA Marktkommentar.