5. März 2021
Der Fonds AP7 ist Teil des Rentensystems in Schweden.

Vorbild AP7: Warum Aktien unverzichtbar sind für die Altersvorsorge

Taugt die Schweden-Rente als Vorbild für die Altersvorsorge? Auf jeden Fall! Mit dem AP7-Fonds haben die Schweden eine sehr gute Lösung gefunden. Was sich dahinter verbirgt – und warum Aktien für die Vorsorge so wichtig sind. 

Seit dem Jahr 2000 ist Såfa in Schweden der absolute Renner. Fast 90 Prozent der schwedischen Arbeitnehmer nutzen ihn. Wer jetzt im ersten Augenblick an ein Möbelstück aus einem auch in Deutschland sehr beliebten schwedischen Möbelhaus denkt, liegt jedoch falsch. Såfa ist die Abkürzung von Statens årskullsförvaltningsalternativ  (staatliche Jahrgangsverwaltungsalternative). Dahinter verbirgt der der Siebte Allgemeine Pensionsfonds AP7, Schwedens Antwort auf den demographischen Wandel.

In Schweden zahlt man 16 Prozent des Bruttogehalts in die umlagefinanzierte Rente ein. Weitere 2,5 Prozent müssen sie in die kapitalgedeckte Altersvorsorge investieren. Dabei können sie entweder aus mehr als 800 Fonds selbst auswählen oder zahlen in den staatlich verwalteten Fonds AP7 ein. Im Gegensatz zu Deutschland ist die kapitalgedeckte Altersvorsorge verpflichtend.

AP7 bringt im Schnitt 6 Prozent pro Jahr

Die Rendite kann sich sehen lassen. Seit Auflage liegt diese bei durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr. Denn der Fonds legt bis zum 55 Lebensjahr zu 100 Prozent in Aktien an. Darüber hinaus darf der Fonds auch in Derivate investieren, um die Rendite zu erhöhen.

Rentensysteme, die vermehrt auf Aktien setzen, haben im Durchschnitt Erträge von mindestens fünf Prozent. Teilweise sind die Erträge sogar zweistellig. Die durchschnittlichen Erträge zeigen die langfristige Attraktivität einer aktienorientierten Altersvorsorge. Durch die Möglichkeit, per Entnahmeplan, auch in der Auszahlungsphase in Aktien investiert zu bleiben, kann eine negative Marktentwicklung „ausgesessen“ werden. Denn, bei allen positiven Durchschnittswerten, darf nicht vergessen werden, dass in manchen Jahren auch heftige Kursverluste drohen. Allerdings gab es bis jetzt weder Ausfälle noch Zusammenbrüche.

Leider werden Aktien in Deutschland in der öffentlichen Wahrnehmung auf die teilweise starken kurzfristigen Kursschwankungen am Aktienmarkt reduziert und diese negativ bewertet. Dass Börsenkurse kurzfristig schwanken, ist jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Es ist ein normales wirtschaftliches Phänomen. Langfristig spiegelt die Kursentwicklung den volkswirtschaftlichen Wachstumspfad wider, der seit Jahrzehnten mit stabilen Erträgen verbunden ist. Allein dies ist für die Altersvorsorge relevant.

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Mehr AP7 bitte

Die Erträge eines 20 Jahre laufenden Sparplans auf den Deutschen Aktienindex betrug zwischen den Jahren 1969 und 2018 im besten Fall 16,1 Prozent. Selbst der ungünstigste 20-jährige Sparplan innerhalb dieses Zeitraums lag mit 4,7 Prozent immer noch deutlich im positiven Bereich. Im Durchschnitt erbrachten alle 20-jährigen Sparpläne zwischen 1969 und 2018 einen Ertrag von neun Prozent im Jahr.

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Bei einer Anspardauer von 30 Jahren betrugen die Erträge 13,2 Prozent im besten und 6,3 Prozent im schlechtesten Fall. Der Durchschnittsertrag lag bei 8,9 Prozent. Anlagehorizonte von 20 oder besser 30 Jahren und mehr sind für die Altersvorsorge typisch.

Anleger sollten nicht darauf warten, bis der deutsche Staat aktiv wird. Jeder kann selbst in der heutigen Zeit die Initiative ergreifen. Die 2,5 Prozent vom Bruttogehalt sind dabei für einen Aktiensparplan eine solide Vorgabe. Aber auch ein bestehendes Depot sollte der Realität angepasst werden. Wenn der Anlagehorizont noch lange genug ist, wirkt eine höhere Aktienquote wie ein Turbo. Die deutschen Wohnzimmer haben die Schweden mit dem Billy-Bücherregal, dem Klippan-Sofa oder dem Poäng-Schwingsessel bereits erobert. Jetzt wird es Zeit für etwas mehr AP7 in der Altersvorsorge.

Über den Autor: Markus Richert

Markus Richert ist Certified Financial Planner (CFP) und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.

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