2. September 2014
reset

Wann drückt die Politik den „Reset“-Knopf?

Immer offener reden Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Finanz darüber, dass eine „Neuordnung des globalen Wirtschafts- und Finanzsystems“ nötig sein könne.

Jüngst war es IWF-Chefin Lagarde, die in Davos einen „Reset oft the global economy“ forderte. Um sich gegen eine solche verbrämt beschriebene Währungsreform bzw. Enteignung zu schützen, sind Sachwerte unverzichtbar.

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Michael Reuss  

Wer im Januar der Chefin des Internationalen Währungsfonds beim World Economic Forum in Davos lauschte, stellte sich wahrscheinlich die Frage: Steht unser jetziges Finanzsystem vor dem baldigen Ende? Denn Lagarde sprach zum ersten Mal öffentlich von einem „Reset oft the global economy“. Wörtlich sagte sie: „Das letzte R, das ich nun nennen möchte, ist Reset, also Neustart. Wir müssen hier die Geldpolitiken neu festlegen …“ )

Die Worte von IWF-Chefin Lagarde lassen keinen Zweifel daran, was sie unter Reset versteht, nämlich eine „Neuordnung des Finanz- und Währungssystems“. Neuordnung klingt etwas versöhnlicher als Begriffe wie Währungsreform, Schuldenschnitt oder Enteignung der Sparer. Lagarde nährte mit ihren Worten auch die Vermutung, dass die Notenbanken viel Geld drucken müssen, um vor der Neuordnung dringende Probleme wie die Rettung von Banken und bankrotten Schuldenstaaten noch mit altem Geld zu „lösen“.

Allerdings ist den Notenbankern wie auch den Verantwortlichen von IWF und Weltbank bewusst, dass die Ausweitung der Geldmengen nicht in diesem Tempo weitergehen kann. In anderen Interviews sprach Lagarde von einer Krise oder einem Wendepunkt biblischen Ausmaßes, welche(r) alles in nur wenigen Tagen oder gar über Nacht ändern könnte. Uns allen sollte bewusst sein, dass ein solcher „Reset“ plötzlich und überraschend erfolgen muss, damit ein voller Erfolg gewährleistet ist.

Nach diesem „Reset“ (Währungsreform, Entwertung) wird es auch eine neue Leitwährung geben. Derjenige, der diese Leitwährung hat, hat die geringsten Probleme – und das dürften die USA und die Eurozone sein. Ebenfalls wenig Probleme dürften Japan, Großbritannien, Kanada und die Schweiz haben. Deren Notenbanken haben sich zusammen mit der EZB und der FED in einem historischen Swap-Abkommen verpflichtet, sich gegenseitig Devisen in unbegrenzter Höhe zur Verfügung zu stellen.

Die anderen Staaten jedoch werden nach einer großen Entwertung die Devisenreserven aufbauen müssen, wofür sich bestehende oder künftige Goldreserven bestens eignen würden. Das macht plausibel, warum Staaten wie China und Russland ihre Goldreserven weiter aufstocken. Auch der Besitz anderer „Real Assets“, wie Aktien, Immobilien, Agrarflächen, Rohstoffrechte etc., dürfte von großem Vorteil sein – und das gilt natürlich nicht nur für Staaten und Notenbanken, sondern auch für private und institutionelle Investoren.