26. Juni 2015
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Warum weniger Zins manchmal mehr ist

Seit dem Start des Mittelstandsanleihesegments sind knapp fünf Jahre vergangen. Die Zwischenbilanz: Die sogenannten Minibonds (wie Mittelstandsanleihen auch genannt werden) mussten,

ähnlich wie der Neue Markt, bereits nach kurzer Zeit zahlreiche Insolvenzen hinnehmen. Bilanztricksereien und Fehler bei der Besicherung sorgten für zusätzlichen Wirbel.

Kein Wunder, dass viele Anleger in der Folgezeit einen großen Bogen um dieses Segment machten. Folglich sagten die Unternehmen zahlreiche Emissionen entweder ganz ab oder konnten nur ein

dirkstöwer  

Dirk Stöwer

Kontor Stöwer Asset

Management GmbH

 

Bruchteil der geplanten Summen einwerben. Die derzeitige Emissionsdürre basiert daher auf einem tiefen Misstrauen gegenüber diesem Segment und insbesondere das Privatkundengeschäft zeigt sich nach wie vor kaum bereit für neue Emissionen.

Dabei muss konstatiert werden, dass vor allem der klassische Privatkunde mit den komplexeren Strukturen einer Unternehmensanleihe oft überfordert ist. Da sich die großen Banken und Versicherungen kaum mit Emissionen in der Größenordnung zwischen zehn Millionen Euro und 50 Millionen Euro befassen dürften, bleibt eine begrenzte Zielgruppe von spezialisierten Vermögensverwaltern, Family Offices, kleineren Finanzinstituten und Fondsmanagern übrig, die sich mit dem Thema Mittelstandanleihen aktiv beschäftigen.

Obwohl 2015 einige Emissionen zurückgezogen wurden, gab es auch erfolgreiche Platzierungen wie die des Leipziger Automobilzulieferers NZWL oder der Heidelberger Softwarefirma SNP Schneider-Neureither. Insofern trennt sich die Spreu von Weizen.

Hilfreich für Investoren sollten zukünftig die zunehmend anlegerfreundlicheren Anleiheklauseln (Covenants) sein. Dazu gehören beispielsweise verlängerte „non-call- Phasen“. Dabei handelt es sich um die Frist, in der die Anleihe nicht durch den Emittenten gekündigt werden kann. Außerdem wurden erweiterte Zugriffsrechte auf die Insolvenzmasse geschaffen. Damit soll vermieden werden, dass Gläubiger der Anleihen im Insolvenzfall nachrangig bedient werden. Diese Annäherung an den High-Yield-Standard könnte dazu beitragen, dass der Markt der Mittelstandanleihen doch noch zu einem Klassiker wird.

Wir wünschen uns Anleihen, die aufgrund einer besseren Kreditwürdigkeit geringere Renditen bieten. Die Ausfallquote könnte so deutlich reduziert werden – weniger Zins * wäre manchmal für den Anleger im Endergebnis deutlich mehr.