13. Oktober 2016
Die verschiedenen Anlagekonzepte im Überblick.

Welche verschiedenen Anlagekonzepte gibt es?

Das weltweite Vermögen betrug im vergangenen Jahr laut dem „Global Wealth Report 2015“ 250 Billionen US-Dollar, aufgrund der Stärke des Greenback etwas weniger als noch im Vorjahr. Ein Großteil der Geldvermögen entfällt dabei auf die USA, Europa und asiatische Länder wie China und Japan. Geht es nach dem Report, dürfte das Vermögen jährlich um 6,5 Prozent wachsen. Für das Jahr 2020 wird ein globales Vermögen von dann 345 Billionen US-Dollar vorausgesagt. Gewachsen seit der Finanzkrise ist dabei auch die Vermögensungleichheit. Das oberste ein Prozent der Vermögensbesitzer verfügt so über etwas mehr als die Hälfte des weltweiten Vermögens. Das dürfte auch mit der professionellen Verwaltung ihrer Vermögen durch entsprechende Family Offices und klassische Vermögensverwaltungen zusammenhängen, die individuell maßgeschneiderte Anlagekonzepte entwickeln in enger Absprache mit den Bedürfnissen und Wünschen der Vermögensinhaber. Verschwiegenheit und Kapitalerhalt sind oberste Maxime dieser Vermögensverwaltungen. Investiert wird dabei nicht nur in Anlageklassen wie Aktien, festverzinsliche Papiere, Rohstoffe oder Immobilien, sondern auch in alternative Anlageformen wie Kunst, Wald, Ackerland, Oldtimer, Münzen oder Private Equity, je nach Vorliebe des Besitzers.

Anlagekonzepte

Auch für den kleineren Geldbeutel bieten sich für all diejenigen, die nicht als Selbstentscheider am Markt agieren wollen, zahlreiche Möglichkeiten der Vermögensverwaltung. Ein Überblick:

Family Offices: Bedarf an Beratung steigt

Family Offices, teilweise aber auch klassische Vermögensverwaltungen, machen auch aufgrund höherer Kosten in der Regel nur für größere Vermögen Sinn. Aber angesichts des immer größeren Anlagenotstandes infolge von Niedrig- und Strafzinsen, unsicheren Aktienmärkten und überteuerten Immobilien wächst auch jenseits dieser Anlegerschicht der Bedarf an professioneller Finanzberatung. So stieg laut dem aktuellen Anlegerbarometer von Union Investment der Anteil derjenigen, die angesichts der derzeitigen Marktsituation verstärkt Handlungsbedarf sehen, von 30 Prozent vor neun Monaten auf nunmehr 35 Prozent. Doch knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer empfindet es belastend, in der Masse der unterschiedlichen Anlagelösungen die richtige herauszufinden. Und wie sie sich dabei die Geldverwaltung vorstellen, bringt eine bereits im Jahr 2012 veröffentlichte Fidelity-Studie ans Licht, die vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde. So wünschten sich bereits damals rund acht von zehn Befragten (79 Prozent) Anlagelösungen, welche die Risikoneigung und persönliche finanzielle Situation der Kunden berücksichtigen und die Anlage entsprechend der gewählten Strategie regelmäßig anpassen. Die Auswahlkritierien sollten dabei für den Anleger objektiv nachvollziehbar sein, eine Bewertung der Anlagen durch unabhängige Dritte sowie die Berücksichtigung der bisherigen Wertentwicklung wird dabei als wichtig erachtet.

Honorarberater machen sich bezahlt

Solche individuellen Beratungen unabhängig von Fremdbeeinflussung und Provisionseinnahmen bieten Honorarberater an. Der ETF-Anbieter Vanguard hat in einer Studie den Mehrwert für den Anleger und die Alphaquellen ermittelt. So unterstützt der Honorarberater den Anleger bei der Asset Allocation. Das führt zu einem konservativ gerechneten durchschnittlichen Mehrertrag von 0 bis 0,75 Prozent. Hinzu kommt die Beratung in der Kostenstruktur. Anleger sparen so im Schnitt 0,45 Prozent Kosten pro Jahr. Zudem erfolgt ein jährliches Rebalancing, also ein regelmäßiges Anpassen an das gewählte Risikoprofil. Der Mehrwert wird mit 0,35 Prozent p. a. berechnet. Die steuereffiziente Ausrichtung schlägt dabei mit 0 bis 0,7 Prozent zu Buche. Der größte Anlegernutzen ergibt sich laut Vanguard jedoch durch die Vermeidung von Anlagefehlern. Dadurch wird im Schnitt eine Überrendite von 1,5 Prozent erzielt. Insgesamt ergibt sich dadurch ein jährlicher Renditeaufschlag von 3 Prozent. Unter Berücksichtigung des Zinseszinseffektes kann sich damit ein deutlicher Mehrgewinn ergeben. Angenommen, ohne Beratung steigt ein Geldbetrag (10.000 EUR) um sieben Prozent. Nach zehn Jahren ergibt sich durch den dreiprozentigen Mehrertrag eine Überrendite von rund 32 Prozent, nach 20 Jahren von ca. 74 Prozent.

Digitale Lösungen schreiten voran

Rund ein Drittel der Jugendlichen zwischen 24 und 35 Jahren informiert sich laut einer BlackRock-Studie aktiv über das Thema Geldanlage, ein Großteil von ihnen per Internet. Dies ist auch die bevorzugte Zielgruppe der neuen digitalen Angebote. Laut einer Marktanalyse in Deutschland, Großbritannien und den USA wird hierbei zwischen vier Geschäftsmodellen unterschieden:

  1. Robo-Advisors, d. h. Online-Vermögensverwaltungen, bei denen nach Abfrage individueller Vermögensverhältnisse und -vorstellungen über Algorithmen standardisierte Anlagelösungen vorgestellt werden. Ein persönlicher Kontakt findet hierbei nicht statt.
  2. Social Trading setzt auf soziale Netzwerke. Die Anleger setzen auf die Schwarmintelligenz und teilen ihre Handelsstrategien.
  3. Beratungsunterstützte digitale Anlagelösungen sind sehr komplex und hochdurchdacht. Hierbei findet neben dem digitalen Angebot auch eine individuelle persönliche Beratung statt.
  4. Hybride Modelle sind zum Beispiel Robo-Advisors, die auch eine punktuelle Beratungsunterstützung per Hotline anbieten.

Der Vorteil all dieser Modelle: Sie sind auch für den kleinen Geldbeutel zu haben, da die Gebühren weit unterhalb klassischer Vermögensverwaltungen liegen. Zudem sinkt die Hemmschwelle vieler Menschen, sich an einen professionellen Berater zu wenden. Anlageberatung kann auch daheim zu Hause erfolgen, ohne die eigenen vier Wände zu verlassen. Noch ist der Anteil solcher Angebote am Gesamtgeschäft gering. Aber laut einer Studie von A.T. Kearney, einer weltweit führenden Unternehmensberatung, ist das Interesse an solchen Angeboten groß. Danach zeigten sich 80 Prozent der in den USA Befragten gegenüber solchen digitalen Lösungen mehr oder weniger aufgeschlossen. Erwartet wird ein Anstieg des Marktanteils von derzeit gerade einmal 0,5 Prozent (2015) auf dann 5,6 Prozent im Jahr 2020. Und auch Technologieunternehmen wie Google, Apple oder Facebook dürften verstärkt in das erfolgversprechende Geschäftsmodell digitaler Geldanlagelösungen einsteigen, befürchten Banken und Vermögensverwalter. Sie stellen sich durch eigene Angebote bereits auf diese Zeit ein.

Managed Accounts

Mancher Robo-Advisor nutzt dabei auch die Form eines Managed Account. Hierbei erteilt der Anleger dem Betreiber des entsprechenden Handelskontos die Vollmacht, innerhalb eines zuvor genau festgelegten Rahmens (Art der Finanzprodukte und -segmente, Risikoprofil, Anlagezeitraum, erwartete Rendite) am Markt zu handeln und Marktsituationen zu nutzen. Für diesen Service im Dienste des Anlegers wird dann eine entsprechende Verwaltungsgebühr fällig. Sinnvoll sind solche Lösungen in der Regel erst bei größeren Anlagesummen.

Vermögensverwaltende Fonds

Darüber hinaus wird es weiterhin standardisierte Komplettanlagelösungen geben. Jeder Anleger kann hierbei mit einem gewissen Geldbetrag eine bestimmte Anzahl von Anteilen eines Fonds erwerben. Eine bestimmte Wertpapierkennnummer (WKN und ISIN) ermöglicht die Handelbarkeit zu gleichen Konditionen unabhängig von der Person. Die Anlagestrategie ist für jedermann in den Verkaufsunterlagen ersichtlich. Unterschieden wird dabei in passive Anlagestrategien, regelbasierte sowie aktive Anlagestrategien.

Bei passiven Anlagestrategien setzt der Investor in der Regel auf breit diversifizierte Portfolios. Über passive Anlageinstrumente wie ETFs werden die wichtigsten Anlageregionen, -klassen oder -strategien abgebildet. In der Regel beruht die Gewichtung auf modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Portfoliotheorie. In der Regel findet dabei ein regelmäßiges Rebalancing, d. h. eine Anpassung an das ursprüngliche ermittelte Risikoprofil statt.

Eine Alternative dazu sind regelbasierte Strategien. Damit sollen emotionsbedingte Fehlentscheidungen wie Herdentrieb, Gier, Selbstüberschätzung etc. vermieden werden. Dabei handelt es sich in der Regel um komplexe technische Handelssysteme, die nach Erreichen quantitativer Kriterien, zum Beispiel dem Erreichen einer bestimmten Schwelle oder eines entsprechenden Momentums, automatisch Wertpapiere kaufen oder verkaufen. Die Entscheidungen erfolgen dabei auf Basis vergangenheitsorientierter Daten.

Aktive Anlagelösungen setzen hingegen in letzter Instanz auf die Erfahrung eines Fondsmanagers. In der Regel nutzen auch sie technische Analysemodelle. Anders als bei klassischen Investmentfonds wird bei aktiven ETF-Anlagestrategien nicht auf Einzelwerte, sondern auf breit diversifizierte Indexfonds auf bestimmte Sektoren, Anlageklassen oder -strategien gesetzt, die nach Meinung des Fondsmanagers als unterbewertet gelten. Die Gebühren sind bei solchen Modellen jedoch in der Regel höher als bei den zuvor genannten Fondsstrategien, da hierbei ein größerer Verwaltungsaufwand anfällt.