21. Dezember 2019
Alexis Marinof, Europa-Chef von Wisdomtree.

Alexis Marinof über den neuen physisch besicherten Bitcoin-ETP

Wisdomtree bietet seit dem 3. Dezember 2019 einen physisch besicherten Bitcoin-ETP (BTCW) an. Noch können diesen nur institutionelle Anleger erwerben, was sich jedoch bald ändern soll. Wir haben bei Alexis Marinof, dem Europa-Chef von Wisdomtree, nachgefragt.

Ihr neuer Bitcoin-ETP deckt den Bitcoin physisch ab. Werden die Bitcoins für die Anleger in Wallets verwahrt ?

Wir bieten hier eine Lösung mit Sicherheitsmechanismen auf institutionellem Niveau, die teure und zeitaufwändige Verwaltung von Kodierungsschlüsseln obliegt zudem dem Emittenten. Ja, die Bitcoins werden in Wallets verwahrt, diese befinden sich in Schweizer Verwahrstellen.

Wie können Sie dabei eine gute Abbildungsgenauigkeit sicherstellen?

Der Approach, den wir hier fahren, ähnelt unseren physisch besicherten Silber- und Gold-ETPs. Jedes ETP weist einen sogenanntes „coin-entitlement“, einen Bitcoinanspruch aus. Dieser Anspruch wird tagesaktuell ermittelt. Die Genauigkeit des Trackings ist sehr hoch, weil wir die exakte Gesamtsumme der Bitcoins auch physisch hinterlegen. Wir achten zudem darauf, dass alle mit der Übertragung der digitalen Assets verbundenen Kosten außerhalb des Vehikels bleiben. So können wir sicherstellen, dass der Betrag, den der Fonds ausweist, sehr konstant ist. Auch deshalb ist das Tracking außerordentlich genau.

Ist Ihr Bitcoin-Produkt ein ETN, welches ein Emittentenrisiko nach sich zieht?

Ja, rechtlich handelt es sich um eine Exchange Traded Note, eine börsengehandelte Schuldverschreibung, die ein Emittentenrisiko beinhaltet. Die Anteile werden bei einem ETN jedoch vollständig durch physische Bestände von Bitcoins abgebildet, so dass das Exposure beim Emittenten de facto nicht gegeben ist. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine robuste Struktur wie die eines ETP-Wrappers ähnliche Vorteile wie die allgegenwärtigen Rohstoffinvestments beim Investieren in Kryptowährungen liefern kann, da auch die breite Masse der Investoren Zugriff darauf hat und eine bekannte Art des Investments in einem regulierten Umfeld bereitgestellt wird. 

Der Handel, die Beteiligung und die Rechnungslegung für Investments in ETPs sind gut etabliert und die Bereitstellung eines Krypto-Engagements in diesem Format könnte ermöglichen, dass sich solche Investments in die vorhandenen Systeme und Prozesse sowie in das Risikomanagement eines Investors einfügen lassen. Durch die Bereitstellung eines Krypto-Engagements in einem ETP könnten sich außerdem Vorteile durch standardisierte Marktfunktionen ergeben, auf die viele Investoren angewiesen sind. Ein zentralisiertes Clearing, die Notierung an einer anerkannten Börse und standardisierte Abwicklungsvorgänge senken das operationale und das Kontrahentenrisiko beim Tätigen von Investments.

Sie sprechen mit dem Bitcoin-ETP institutionelle Anleger an. Gibt es eine Mindesteinstiegssumme? 

Der Markt digitaler Assets entfaltet sich im Moment. Wir positionieren uns hier mit einem institutionellen Bond, der an der Schweizer Börse gelistet ist. Der ETP ist damit ein öffentlich zugängliches Produkt. Wir wenden uns in erster Linie an professionelle Anleger und sehen hier einen großen Bedarf. Die neue Assetklasse der Kryptowährungen unterscheidet sich sehr von traditionellen Investments. Wir versuchen mit dem neuen Bitcoin-ETP eine Brücke zwischen dieser neuen Kryptowelt und der traditionellen Anlagewelt zu schlagen. Es soll eine Lösung für Institutionelle darstellen, die mit den üblichen Prozessen, dem Risikocontrolling, dem Clientsupport und dem Portfoliomanagement arbeitet. Die Mindesteinstiegssumme entspricht einem Anteil, also aktuell rund 75 US-Dollar.

Können Privatanleger auch darin investieren bzw. wird das in Zukunft möglich sein?

Im Moment handelt es sich hier um eine neu, sich noch entwickelnde Assetklasse, die hohen regulatorischen Ansprüchen genügen muss, wenn sie für den breiten Markt verfügbar werden soll. In der Tat gibt es den Wunsch, diese Anlage auch für den Retailmarkt anzubieten. Wir sind der Überzeugung, dass dem breiten Anlegerpublikum bald der Zugang zu digitalen Assets ermöglicht wird.

Ihr Finanzprodukt wird in der Schweiz gehandelt. Ist das ein Problem für deutsche Investoren?

Nein, deutsche Investoren haben genauso wie andere Investoren weltweit über die Swiss Stock Exchange (SIX) Zugriff auf den Wisdomtree-Bitcoin-ETP.

Planen Sie außerdem einen ETP, der die größten Kryptowährungen bündelt?

Die Möglichkeit dafür besteht definitiv. Wir sind davon überzeugt, dass digitale Assets wachsende Zukunftsperspektiven bieten und viel Anlagekapital anziehen können. Zunächst möchten wir jedoch dieses erste Produkt möglichst erfolgreich auf dem Markt platzieren. Daneben werden wir natürlich die Entwicklungen im Bereich Kryptowährungen weiterhin intensiv beobachten.

Was spricht für Ihrer Meinung nach ganz generell für Investitionen in den Bitcoin?

Viele Menschen sehen in digitalen Assets viel Potenzial, beispielsweise im Bereich der öffentlichen Finanzdienstleistungen, Datenspeicherung oder der Beseitigung von Störungen im Finanzsektor. Dies ist eine echte Wachstumschance, die es zu nutzen gilt.

Darüber hinaus hören wir immer wieder von unseren Kunden, die noch keine Exposure von digitalen Assets haben, dass sie sich durch digitale Assets ergebenden disruptiven Veränderungen wahrnehmen und ein Exposure in Kryptowährungen erwägen. 

Unsere Untersuchungen über die Wirkung digitaler Assets in Portfolien haben gezeigt, dass selbst ein mit einem bis fünf Prozent kleines Exposure digitaler Assets eine positive Auswirkung auf das Risiko-Rendite-Gleichgewicht hat. Der neue Bitcoin-ETP ist also eine echte Investmentchance. Zudem sehen wir uns als noch junger ETP-Anbieter mit unserer starken Erfolgsbilanz hier ganz in der Tradition der Innovation, die uns seit unserer Gründung antreibt.