10. Oktober 2020

Dax bei 19.000 Punkten bis 2025! Ist das nicht zu optimistisch, Herr Pitak?

Steht der nächste Corona-Crash schon vor der Tür? Möglicherweise. Finanzexperte Erich Pitak ist dennoch überzeugt: Der Dax steigt auf 19.000 Punkte. Was macht ihn so zuversichtlich?

Herr Pitak, Ihr neues Buch heißt „Dax 19000“. Bis wann dürfen wir denn mit diesem Indexstand rechnen?

Noch vor Ende 2025. Oder in der pessimistischen Variante: noch vor Ende 2027. Diese Index-Werte sollten allerdings nicht gerade nur erreicht, sondern klar überschritten werden. 

2027 ist nicht gerade ambitioniert, oder? Das sind ja knapp sieben Jahre für etwas mehr als 6000 Punkte…

Im meinem Buch finden Sie auch leicht verständliche Berechnungen, dass der Dax weit über 30.000 gehen kann, noch vor Ende 2027. Dazu müssen die Gewinne gar nicht viel steigen – die relative Attraktivität von Aktien gegenüber mickrig verzinsten Anleihen kann da schon für deutlich höhere Bewertungen sogar. 

Gilt Ihre Prognose auch dann, wenn wir kurzfristig noch einen zweiten – möglicherweise sogar noch heftigeren – Corona-Crash erleben sollten?

Prognose ist immer nur Erwartung, niemals Garantie. Die pessimistischere Variante mit DAX über 19000 noch vor Ende 2027 halte ich aber auch bei einem noch heftigeren zweiten Corona-Crash durchaus für möglich. An der Wiederwahl interessierte Politiker und Notenbanker werden alles tun, um erforderlichenfalls die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Sind wir noch in einem Bullenmarkt oder wurde der langfristige Aufwärtstrend gebrochen?

Im Buch weise ich nach, dass beim amerikanischen S&P 500 Index der säkulare, langfristige Aufwärtstrend noch intakt ist. Der Weg zu neuen Kurs-Galaxien, die noch niemals ein Mensch je zuvor gesehen hat, ist noch offen. Raumschiff Enterprise Fans kennen diesen Wortlaut.

Sie sprechen in Ihrem Buch von einem Crack-up-Boom. Was ist das?

Ein Katastrophenhausse, wie diese der österreichische Volkswirt von Mises beschreibt. Eine leichte Version dieses Crack-Up Booms könnten wir durchaus erleben, wenn Anleger bei steigenden Inflationsraten verzweifelt nach Veranlagungen suchen, die langfristig ihren Geldwert erhalten können.

Tipp: Hier finden Sie die günstigsten Anbieter für ETF-Sparpläne.

Würden Sie ETF-Anlegern raten, Anleihen noch mit ins Portfolio zu nehmen?

Europäische Staatsanleihen-ETFs: Klares Nein. „Negative Renditen sind pervers“, wie ich schreibe. ETFs für Unternehmensanleihen und Emerging Markets können als Beimischung aber durchaus Sinn machen.

Dax 19000: So heißt das Buch von Finanzexperte Erich Pitak.

Über den Interviewpartner: Dr. Erich Pitak, CFA zählt zu den erfahrensten Börsenexperten in Österreich. Er ist u.a. Controller für den Wohlfahrtsfonds einer Ärztekammer, zudem auch zertifizierter Aufsichtsrat und Stiftungsvorstand. Als Gerichtssachverständiger zählte er nach der Finanzkrise zu den meistbeschäftigten Gutachtern in Anlegerprozessen. Herr Pitak verfügt über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in Wertpapieranalyse und hat sich auch intensiv mit dem deutschen Markt befasst.

Warum gibt es zu Aktien keine Alternative mehr?

Kennen Sie eine Veranlagung, die auf Indexebene liquid ist und einen risikobereinigten deutlichen Mehrertrag gegenüber Anleihen bringen sollte? Ich nicht – abgesehen von Gold, dessen Potenzial ich auch näher beschreibe.

Autos, Finanztitel, Versorger – ist der Dax als Index überhaupt noch attraktiv? Und falls ja: wie sieht es aktuell mit der Bewertung aus?

Das Dax ist schon auf Grund seiner Bewertung langfristig attraktiv, wenn die deutsche Politik die künftige Hausse nicht „versemmelt“. Da bringe ich klare Beispiele. Zur Dax-Bewertung: Kurzfristig etwas teuer, langfristig gesehen sehr billig, wenn wir ab 2022 bloß die schon vor Corona geschätzten Gewinne wieder erreichen. In drei Jahren könnten sich KGVs über 20 als „neue Normalität“ im Dax durchsetzen. Aktuell gilt dies nur in Ausnahmefällen. 

Was meinen Sie eigentlich, wenn Sie von finanzieller Repression sprechen?

Schleichende Enteignung aller Sparer und Anleihebesitzer durch Zinsen deutlich unter der Inflationsrate. Im Buch vergleiche ich auch finanzielle Represser mit den schon ähnlich klingenden Erpressern. 

Was können deutsche Anleger tun, um der finanziellen Repression zu entkommen?

Nur in den sauren Apfel beißen und die Scheu vor Aktien überwinden. Ohne deren Beimischung in der privaten Anlage wird das sonst nichts. Dazu braucht es einen guten Magen, um kurzfristige Kurseinbrüche – und die wird es in den kommenden Jahren immer wieder geben – zu verdauen.  Um das Einzelaktien-Risiko weitgehend auszuschalten, sind ETFs wegen ihrer breiten Streuung auf jeden Fall vorzuziehen.

Haben Sie einen Tipp für ETF-Anleger in puncto Portfolio-Struktur? 

Die Portfolio-Struktur hängt natürlich klar von der Risikobereitschaft des Anlegers ab. Mit recht wenigen ETFs auf Aktienmärkte, Unternehmensanleihen, Emerging Markets und ETCs (Exchange Traded Commodities) auf Edelmetalle können Sie aber so gut wie jedes gewünschte Rendite/Risiko-Profil zusammensetzen. 

Tipp: Hier finden Sie eine vielfältige Auswahl von Musterportfolios zum Nachbauen.

Eine Auswahl der besten Dax-ETFs

ETF-Name202120202019201820172016
Amundi DAX UCITS ETF DR+15,33+3,04+24,89-18,26+12,20+5,85
Deka DAX (ausschüttend) UCITS ETF+15,21+2,77+24,78-18,62+12,31+6,74
Deka DAX UCITS ETF+15,26+2,96+24,80-18,69+12,34+6,72
iShares Core DAX UCITS ETF (Acc) (DE)+15,24+2,96+24,79-19,03+11,79+5,87
Amundi DAX III UCITS ETF(Acc)+15,26+2,98+24,81-18,67+12,04+6,30
Vanguard Germany All Cap UCITS ETF+13,38+3,73+24,84-17,58
Xtrackers DAX UCITS ETF (Acc)+15,34+3,08+24,87-19,01+12,56+6,35