Rohstoffe: Deutliche Renditeverbesserung mittels Rolloptimierung

In den vergangenen Monaten konnten die Rohstoffpreise deutlich zulegen. Weniger zufrieden können sich hingegen viele Anleger zeigen, die in den Rohstoffmarkt per ETC investierten. Warum ist dies so und welche Unterschiede gibt es bei der Rolloptimierung, das fragte das EXtra-Magazin Claus Hecher, der seit Juli 2016 den ETF-Vertrieb von BNP Paribas Asset Management im deutschsprachigen Raum leitet.

Derzeit gibt es viele Unsicherheiten am Markt, trotzdem sind die globalen Wachstumsprognosen für 2018 positiv. Welchen Einfluss hat dies auf den Rohstoffmarkt, welche Rohstoffe sind derzeit bei ETPs gefragt?

Da die Weltwirtschaft synchron wächst, ist die Nachfrage nach Rohstoffen aus sensibleren Bereichen wie Metalle und Energie gut. Eine koordinierte Verknappung des Angebots an Rohöl durch die OPEC hat die Preise steigen lassen. Die Märkte rechnen damit, dass dies so weiter gehen wird.

Obwohl die Preise für Energierohstoffe oder auch einzelne Industriemetalle in den vergangenen Jahren deutlich zulegen konnten, sind viele angebotenen Rohstoff-ETFs auf Sicht von drei oder fünf Jahren im Minus. Ist dies allein auf Rollverluste zurückzuführen oder sind dabei auch noch andere Aspekte zu beachten?

In der Tat haben sich viele börsengehandelte Rohstoff-Produkte in den vergangenen drei Jahren Verluste eingefahren. Dies liegt an der negativen Rollrendite, die mit der Anlage in Produkte verbunden ist, die Terminkontrakte auf Frontmonate nachbilden. So erlitt der Bloomberg Commodity Ex-Agrar- und Viehbestände-Index in den vergangenen drei Jahren einen Verlust in Höhe von -7,59 Prozent, während der rolloptimierte BNP Paribas EasyEnergy & Metals Enhanced Roll ETF im gleichen Zeitraum eine Rendite von 5,85 Prozent erwirtschaftete. Dies zeigt, wie mittels Rolloptimierung die Rendite deutlich verbessert werden kann.

Nicht jeder unserer Leser weiß, was die Begriffe „backwardation“ und „contango“ bedeuten und wie dabei Rollgewinne oder Rollverluste entstehen. Könnten Sie dies bitte verständlich erklären?

Bei Commodity-Indizes, die starr in den Terminkontrakt mit der nächsten Fälligkeit (1 Monat) rollen, kann erwartet werden, dass „Contango“ zu Verlusten führt, da Anleger den entsprechenden-Kontrakt zu einem erhöhten Preis kaufen und den Futures-Kontrakt dann zum Laufzeitende zu einem niedrigeren Preis verkaufen. Die Terminkurve steigt mit zunehmender Laufzeit an und weist im Bereich der kurzen Laufzeiten einen steileren Verlauf auf. Der Verkauf ist eine Voraussetzung, damit die physische Lieferung nicht stattfindet. In „Backwardation“ geschieht das Gegenteil: Investoren kaufen die entsprechenden Kontrakte zu niedrigen Preisen und verkaufen dann zu höheren Preisen, wenn der Kontrakt ausläuft. Backwardation ist also profitabel, während Contango für die Rendite nachteilig ist.

Wird dabei auch Market Timing genutzt, beispielsweise durch die Nutzung aktueller Förderquoten oder macht so ein Verfahren aus Ihrer Sicht überhaupt Sinn bei Rohstoffen?

Das Rolloptimierungsverfahren des BNP Paribas Easy Energy & Metals Enhanced Roll ETF ist dynamisch. Konkret bedeutet dies: Futures-Kontrakte auf Frontmonate werden ausgewählt, wenn die Kurven in Backwardation sind, um somit eine maximale positive Rollrendite zu erzielen. Bei Future-Kurven in Contango werden hingegen längerfristige Kontrakte ausgewählt werden zur Minimierung negativer Rollrenditen. Dies steht im Gegensatz zu anderen Rolloptimierungsstrategien, bei denen Futures-Kontrakte entweder auf Basis historischer Saisonalität (die in der Zukunft relevant sein kann oder nicht) oder von Terminkontrakten (3-Monats-Terminkontrakte) oder wenn der Future-Kontrakt ausläuft, ausgewählt werden.

Welche Rohstoffe im Index erwirtschaften derzeit Rollgewinne, sodass eher kurzlaufende Futures gehandelt werden und welche erzielen Rollverluste, so dass sie eher langfristig gehandelt werden?

Derzeit hat die Rolloptimierung ein Engagement im US Natural Gas-Futures-Kontrakt von April 2019. Dies ermöglicht der Strategie, den starken Contango an der Spitze der Kurve zu vermeiden und sich in den Winter-19-Kontrakt zu positionieren, der aufgrund der erwarteten starken Winternachfrage rückläufig ist.

Warum sind Rohstoffe eine interessante Anlageklasse?

Argumente für die Anlage in Rohstoffe können sehr unterschiedlich sein. Während Gold tendenziell als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt, kann die Preisentwicklung für Industriemetalle konjunkturbedingt durch Nachfrage und Angebot bestimmt sein. Die Preise für Energierohstoffe können durch politische Entscheidungen beeinflusst werden. Beschlüsse der OPEC über niedrigere Förderquoten haben in der Vergangenheit immer wieder zu veränderten Preistrends bei Rohöl geführt. Im Rahmen eines Multi Asset Portfolios eignet sich ein Rohstoff-Exposure wegen der geringen Korrelation zu den Aktienmärkten und der leicht negativen Korrelation zu den Anleihemärkten zur Risikostreuung.