11. September 2012
Thomas Meyer zu Drewer "Diversifikation ist das Erfolgsrezept bei der ETF-Anlage!"

"Diversifikation ist das Erfolgsrezept bei der ETF-Anlage!"

Das EXtra-Magazin spricht mit Thomas Meyer zu Drewer, dem Geschäftsführer von ComStage ETFs, über die Tendenz von Anlegern, im Inland zu investieren, und über Anlagealternativen im aktuell niedrigen Zinsumfeld.

Herr Meyer zu Drewer, trotz der Kenntnis, dass möglichste breite Diversifikation Sinn macht, investieren viele Anleger hauptsächlich in deutsche Wertpapiere. Woran liegt das?

Home Bias, oder die Vorliebe für den heimischen Kapitalmarkt, ist ein weltweit verbreitetes Phänomen. Das übrigens nicht einfach in Zahlen auszudrücken ist: Selbst in den in Zahlen verliebten USA reichen die Schätzungen für außerhalb der USA investierte Anlagegelder von 2 % bis zu 10 %. Und darin ist Kanada meist enthalten. Was ist der Grund dafür, dass Investoren lieber im „eigenen Garten“ investieren? Man nimmt und schätzt, was man kennt. Der DAX und seine Bestandteile sind den meisten Anlegern mehr vertraut als Anlagen jenseits der Grenzen oder gar außerhalb Europas. Dabei sind internationale Märkte über Fonds und ETFs in den letzten Jahrzehnten gerade auch für Privatinvestoren leicht und preisgünstig zugänglich geworden. Das Internet hat auf mannigfaltige Weise die Möglichkeiten eröffnet und erweitert, sich qualifizierte Informationen über die Entwicklung ferner Kapitalmärkte auf den eigenen Bildschirm und Schreibtisch zu holen.

Aber was ist das entscheidende Argument gegen den Home Bias, werden nun manche Ihrer Leser fragen. Die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass eine sehr breit gestreute Anlagestrategie der beste Schutz gegen die Krisen war und sicherlich auch bleibt. Zudem sind in anderen Teilen der Erde die Wachstumsraten und -erwartungen wesentlich höher als in Europa oder Deutschland. Und Erwartungen auf zukünftige Erträge treiben langfristig die Kurse an den Kapitalmärkten.

Ihr Haus hat auch einen Home Bias, und zwar bei der Produktpalette. Sie bieten Aktien-ETFs auf DAX, MDAX, SDAX, F.A.Z.-Index und DivDax und Renten- ETFs auf diverse Bund-Future-Strategien. Warum ein so starker Fokus?

Einfachste Antwort: Unser Erfolg ist in allererster Linie abhängig von der Nachfrage unserer privaten und institutionellen Anleger. Und die Investoren erwarten von uns ein breites Angebot auf deutsche und europäische Themen, seien es Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere. Andererseits: Wir bieten eine Palette von derzeit 96 ComStage ETFs an. Davon beziehen sich rein auf Deutschland 5 Aktien-ETFs, 8 Renten-ETFs und 5 Strategie-ETFs. Einen Home Bias kann ich da nicht unbedingt erkennen!

Wie müsste Ihrer Meinung nach derzeit ein ETF-Portfolio für einen moderat risikobereiten ETF-Anleger aussehen?

Wir sind ein Anbieter von ETFs, von Bausteinen für Portfolios. Daher tun wir uns schwer mit Anlageempfehlungen, zumal jeder Anleger andere Erwartungen und Präferenzen hat.

Was sich aber generell sagen lässt, ist, dass zum Beispiel ein ETF auf den MSCI World ein gutes, weltweites Aktiengrundinvestment ist, das sich mit einem ETF auf den MSCI Emerging Markets und vielleicht noch dem einen oder anderen länderspezifischen ETF ausbauen lässt. Ganz entscheidend ist dabei die Fähigkeit des Anlegers, mit Kapitalmarktrisiken leben zu können und langfristig zu denken. Das Risiko lässt sich über den Anteil festverzinslicher Wertpapiere oder Bond- ETFs im Portfolio feinsteuern. Wichtig (und zum Thema „Home Bias“ passend): Bitte auf das Währungsrisiko achten, das sich bei Anlagen außerhalb des eigenen Währungsraums ergeben kann.

Welche Möglichkeiten gibt es für Anleger, die in dem aktuell niedrigen Zinsniveau nicht in Renten-ETFs investieren möchten?

Wie gesagt, in den letzten Jahren hat sich eindeutig feststellen lassen, dass das „Erfolgsrezept“ bei der Anlageentscheidung eine möglichst breite Diversifikation ist. Daher würden Rentenprodukte alleine auch nicht genügen. Aktieninvestments und Rohstoffe gehören sicherlich dazu. Eine Frage, die uns häufig gestellt wird, ist die Sinnhaftigkeit von den in aller Munde befindlichen Immobilieninvestments. Natürlich muss das jeder Investor für sich selbst wissen! Eines möchte ich aber zu bedenken geben: Viele Interessenten lassen sich wegen der arg niedrigen Zinsen womöglich auf eine Anlageform ein, die dann weit über 70 bis zu 90 Prozent des Depots ausmacht. Das hat mit Diversifikation nichts mehr zu tun. Daher empfehle ich jedem Anleger, nicht Hals über Kopf in Betongold zu investieren, auch wenn das vermeintlich jeder tut. Von häufig unterschätzten Folgekosten nicht erst zu sprechen.

Mit Ihren Strategie-ETFs auf deutsche Zinsen haben Anleger die Möglichkeit, Interview auf steigende Zinsen zu setzen. Kommen die Produkte an und wer kauft die?

In der Tat sehen wir große Nachfrage nach unseren beiden Short ComStage ETFs auf den Commerzbank Bund Future (ETF562 und ETF563). Insbesondere der Double Short Bund verschafft vielen Trading- orientierten und risikobewussten Anlegern einen Mehrwert. Der Schwerpunkt der Kunden liegt bei Vermögensverwaltern und Dachfondsmanagern.

Große Nachfrage besteht derzeit auch nach ETFs auf Unternehmensanleihen. Wann bieten Sie Ihren Kunden ETFs auf dieses Segment?

Wir untersuchen gerade verschiedene Möglichkeiten, langfristig attraktive Lösungen anzubieten. Und zwar über die zurzeit vermehrt aufkommenden Warnungen vor einer möglichen Blase bei Unternehmensanleihen hinaus.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung im ETF-Markt ein? Kommt es zu einer Konsolidierung bei Produkten oder sogar den Anbietern?

Generell sind wir weiterhin optimistisch für den ETF-Markt. Für das Jahr 2012 haben wir im vergangenen Jahr ein Wachstum von 10 Prozent prognostiziert. Damit liegen wir bislang gar nicht schlecht. Über die nächsten 5 Jahre erwarten wir im Durchschnitt ein Wachstum von 20 Prozent pro Jahr. Woher dieser Optimismus? Neben den bekannten Vorteilen von ETFs werden mehr und mehr Anleger erkennen, dass ETFs auch auf der operativen Seite Kosten sparen und die Rendite verbessern. Anders ausgedrückt: Wertentwicklung durch Kosten, die NICHT enstanden sind! Gerade in einem Niedrigzinsumfeld! In den USA sind die Diskussionen dazu gerade (wieder) losgetreten worden, wie ich vor kurzem selbst miterleben konnte. Ob es dabei zu einer Konsolidierung von Anbietern und oder Produkten kommt, ist gegenwärtig sehr schwer abzuschätzen. Offen gesagt: Ohne eine Normalisierung der Märkte ist kaum seriös vorherzusagen, was um die nächste Ecke wartet.

 

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