27. Januar 2022
Dominik Schmaus, Produktmanager bei Vaneck.

Dominik Schmaus (Vaneck): Das passiert mit ETFs bei Unternehmensfusionen

Immer wieder kommt es vor, dass Unternehmen andere übernehmen. Dominik Schmaus, Produktmanager bei Vaneck, erklärt, was dann im ETF geschieht.

Vielleicht hast du schon gehört, dass der Computer- und Videospiel-Konzern Activision Blizzard vom Tech-Giganten Microsoft übernommen werden soll. Wir haben uns gefragt, was mit entsprechenden Themen-ETFs in diesem konkreten Fall passiert, aber auch was sich ganz allgemein bei Fusionen in ETFs abspielt. Dazu haben wir nachgefragt bei Dominik Schmaus, Produktmanager bei Vaneck.

Herr Schmaus, die zweitgrößte Position im VanEck Vectors Video Gaming and eSports UCITS ETF (WKN: A2PLDF) ist Activision Blizzard. Diese sollen nun aber von Mircosoft übernommen werden. Was würde dann an dieser Stelle mit dem ETF passieren?

Sobald die Übernahme abgeschlossen ist (der voraussichtliche Abschluss liegt irgendwo um das Jahr 2023 herum), wird das Unternehmen wahrscheinlich aus dem Index gestrichen und somit der ETF und der Wert über die verbleibenden Indexkomponenten reinvestiert werden. Die wichtigsten Punkte, die über die Behandlung im Index entscheiden, sind die Angebotsbedingungen und die Indexfähigkeit. Das Angebot erfolgt in bar, so dass die Aktionäre von Activision Blizzard Bargeld für ihre Aktien erhalten. Zweitens versucht unsere Strategy, die Performance des globalen Videospiel- und eSports-Segments abzubilden, und nimmt nur Unternehmen auf, die mindestens 50 Prozent der Einnahmen aus Videospielen und/oder eSports erzielen.

Da der Erwerber noch nicht im Index vertreten ist, ist dies wahrscheinlich nicht der Fall und kommt daher für eine Aufnahme nicht in Frage. Der MVIS® Global Video Gaming & eSports Index ersetzt den gestrichenen Titel nur dann durch den höchstplatzierten Nichtbestandteil der letzten Auswahl, wenn die Anzahl der Indexbestandteile unter 20 fällt. Da die aktuelle Anzahl der Indexkomponenten 26 beträgt, ist dies unwahrscheinlich. Bei der nächsten vierteljährlichen Neugewichtung wird der Index neu gewichtet, um sicherzustellen, dass er wieder mindestens 90 Prozent der Streubesitz-Marktkapitalisierung des investierbaren Universums abdeckt.

Was geschieht ganz grundsätzlich hinter den „ETF-Kulissen“ bei Fusionen, die den entsprechenden ETF betreffen?

Die Behandlung von Fusionen und Übernahmen ist je nach Indexanbieter und sogar je nach Index unterschiedlich. Die Übernahmebedingungen (Aktien/Bargeld/Kombination) und die Tatsache, ob der Erwerber bereits im Index enthalten ist, beeinflussen im Allgemeinen auch die Indexbehandlung. Aus der Sicht eines Index ist es am wichtigsten, dass die Behandlung der Fusion/Übernahme das Anlageziel des Index sicherstellt. Als ETF-Emittent versuchen wir natürlich, die Indexbehandlung so weit wie möglich nachzuahmen, aber wir können von der Indexbehandlung abweichen, um den Wert für den ETF-Aktionär zu maximieren.

Tipp: Hier findest du sämtliche Themen-ETFs.

Vielleicht können Sie unterschiedliche Szenarien kurz skizzieren?

Es gibt viele Szenarien, so dass es schwierig ist, alle in einer Antwort zusammenzufassen. Ein paar Beispiele:

  1. Der Erwerber ist bereits im Index, die Übernahmebedingungen sind in der Aktie enthalten, der Index könnte das Gewicht des überlebenden Unternehmens erhöhen.
  2. Erwerber ist bereits im Index, Übernahmebedingungen in bar, Index würde im Allgemeinen über die verbleibenden Indexbestandteile reinvestiert werden.
  3. Der Erwerber ist noch nicht im Index (wie im obigen Fall von ESPO), der Wert des Zielunternehmens wird im Allgemeinen über die übrigen Indexbestandteile reinvestiert.

Müssen Anleger dazu etwas beachten?

Die Indexbehandlung im Zusammenhang mit Fusionen und Übernahmen ist so konzipiert, dass das Anlageziel des Index erhalten bleibt. Vaneck berücksichtigt nicht nur die Indexbehandlung, sondern achtet auch darauf, den Wert für den ETF-Aktionär zu maximieren.

Das neue Extra-Magazin im Shop kaufen
Das aktuelle Extra-Magazin im Shop kaufen.