4. April 2017
DvH Ventures im Gespräch mit der BaFin

DvH Ventures: Der Robo-Advisor-Markt verfügt über Wachstumspotenzial

Der Markt für Robo-Advisor in Deutschland ist derzeit in einer guten Verfassung. Mehr als 14 Anbieter buhlen derzeit um die Gunst der Anleger. Neue Anbieter stehen bereits in den Startlöchern. Für einen erfolgreichen Geschäftsaufbau benötigen die Anbieter ausreichend Kapital. Dieses wird meist von Venture Capital Gesellschaften zur Verfügung gestellt. Im Nachgang einer Podiumsdiskussion auf der FinTech-Branchenveranstaltung Between the Towers in Frankfurt sprachen wir mit Duc Quyen Tran, Investment Director Dieter von Holtzbrinck Ventures GmbH (DvH Ventures).

DvH Ventures hat in den Robo-Advisor LIQID investiert. Worauf achten Sie bei einem Investment in einen Robo-Advisor?

Grundsätzlich wollen wir jeden uns vorliegenden Case vollständig mit seinen Chancen und Risiken verstehen und daher so Gewissenhaft wie möglich prüfen. In diesem Sinne schauen wir uns einen Robo-Advisor nicht viel anders an. Es werden neben den allgemeinen Kriterien wie bspw. Team auch modellspezifische Aspekte näher geprüft. Da wir uns aber bereits mehrere Robo-Advisor angesehen haben, kennen wir die typischen Herausforderungen, denen sich derartige Modelle oft stellen müssen. In diesem Rahmen wollen wir verstehen, wie sich der Robo-Advisor im Markt hinsichtlich seiner Zielgruppe positioniert und vom Wettbewerb unterscheidet. Weitere Fragestellungen können bspw. sein: Wie sieht die Anlagestrategie aus? In welche Assetklassen wird investiert? Wie ist der Onboarding Prozess samt Fragebogen zum Risikoprofil? Wie flexibel ist die Anlage für den Anleger anpassbar? Wie funktioniert das Rebalancing und in welchem Rhythmus?

Muss ein VC bei einem Investment in einen Robo-Advisor umdenken? Die Erlöse sprudeln hier ja nur recht langsam. Es muss erst eine gewisse kritische Größe erreich werden.

Nein, ein VC muss nicht umdenken. Als Frühphasen Investor investiert man naturgemäß z.B. auch in Modelle, die ab der Stunde Null noch keinen relevanten Umsatz generieren. In der Regel ist ein VC natürlich auch mit verschiedenen Modellen vertraut, die erst eine gewisse Vorlaufzeit benötigen, bis die ersten Umsätze in der relevanten Dimension fließen, weil eben eine kritische Masse an Nutzern und Kunden noch gewonnen werden muss. Soziale Netzwerke sind ein Beispiel dafür, dass eine kritische Masse erst erzielt werden muss, damit die Netzwerkeffekte des Produkts richtig greifen und ihren Kundennutzen optimal stiften können.

Wie schätzen Sie den Markt für Robo-Advisor ein. Welche Tipps können Sie Banken oder möglichen Neugründern in diesem Segment geben?

Der Markt für Robo-Advisor ist in Deutschland noch recht jung und steckt noch in seinen Anfängen, aber weist einiges an Wachstumspotenzial auf. Auf der Kundenseite haben sich die Erwartungen, Anforderungen und Bedürfnisse geändert, die nicht mehr durch die bestehenden Angebote ausreichend bedient werden. Und zum anderen wächst eine neue Generation von Anlegern an, die einfach und kostengünstig ihr Geld anlegen wollen, ohne sich dazu intensiv mit dem Kapitalmarkt auseinandersetzen oder zum Anlageberater laufen zu müssen.

Für die Banken ergibt sich durch den Robo-Advisor eine gewisse Chance. So erhält die Bank zum einen Zugriff auf eine neue Zielgruppe und kann neue Kunden ansprechen, die sie vorher nicht ausreichend bespielen konnte oder wollte, und kann diese neuen Kunden mit einem Robo-Advisor kosteneffizient bedienen. Zum anderen kann die Bank bestehenden Kunden neue Services anbieten, die den Kundenbedürfnissen mehr entsprechen und so neue Wertschöpfungen generieren. Die Banken können einen eigenen Robo-Advisor hierfür selber entwickeln oder mit den bestehenden Anbietern kooperieren.

Neugründern im Bereich Robo-Advisor kann ich folgendes mitgeben: Der Markt ist zwar noch jung, jedoch gibt es bereits einige Anbieter. Daher ist es umso wichtiger, dass sich ein Gründer Gedanken über seine klare Positionierung und die Zielgruppe macht, die er adressieren möchte. Und vor allem wie er sich vom bestehenden Wettbewerb unterscheiden oder welche Probleme er besser lösen möchte.

Wie rechtfertigt DvH Ventures die hohen Bewertungen der Unternehmen? Es gibt bereits viele Vermögensverwaltungen mit deutlich mehr Vermögen. Warum ist eine digitale Vermögensverwaltung plötzlich so viel mehr Wert?

Mit der Diskussion über Unternehmensbewertungen kann man natürlich einige Zeit verbringen. Eine Bewertung bezieht sich nicht nur auf den aktuellen Status eines Unternehmens, sondern gibt auch einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung. Als VC arbeitet man mit Erwartungswerten und baut darauf unter Berücksichtigung des Risikos und dem potenziellen „Return on Investment“ eine Bewertung auf.

Können Sie uns die aus Ihrer Sicht wichtigsten drei Punkte nennen, die eine digitale Vermögensverwaltung erfolgreich macht?

Die Frage lässt sich nicht wirklich pauschal beantworten, da ein Startup in verschiedenen Phasen und Situationen bestimmten Problemen und Herausforderungen ausgesetzt ist und diese bewältigen muss. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Gewinnung von Kunden und damit der Aufbau von Assets under Management eine wichtige Zielgröße für die Robo-Advisor ist. Damit zusammenhängend ist es relevant, dass die akquirierten Kunden in einem annehmbaren Zeitraum (je nach Finanzierungslage) auch amortisiert werden können bzw. dass eine gewisse Wirtschaftlichkeit noch zu Grunde liegt. Um neue Kunden zu überzeugen, muss eine digitale Vermögensverwaltung seine Zielgruppe gut verstehen, um diese mit dem passenden Produkt adressieren zu können, das auch Mehrwerte im Vergleich zum bestehenden Wettbewerb anbietet. Es muss also Klarheit über die Marketing- und Vertriebsstrategie vorliegen. Langfristig wird kein Robo-Advisor daran vorbeikommen auch je nach Anlegerprofil des Kunden eine zufriedenstellende Performance zu erzielen.

Wir haben kürzlich einen Überblick über den Robo-Advisor-Markt in Deutschland erstellt. Zudem haben wir die Wertentwicklungen der Anbieter in Deutschland analysiert.