Andreas Mang neuer CEO von easyfolio

easyfolio: Andreas Mang wird neuer CEO

Der Robo-Advisor easyfolio * wurde Anfang 2016 von der Privatbank Hauck & Aufhäuser übernommen. Seither hat easyfolio deutlich an Dynamik gewonnen und konnte den Aufbau des Anlagevolumens deutlich steigern. Mittlerweile verwaltet der Anbieter knapp 50 Mio. Euro und zählt damit zu den Top Anbietern in Deutschland. Um den Ausbau weiter zu beschleunigen wurde nun ein neuer CEO eingesetzt. Das EXtra-Magazin sprach mit Andreas Mang über seine neue Position.

Herr Mang, Glückwunsch zum neuen Job. Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren für den Robo-Advisor-Markt in Deutschland?

Ich freue mich sehr auf meine zukünftigen Aufgaben als CEO von easyfolio. Denn ich verfolge die Entwicklung digitaler Anlageplattformen von Beginn an mit größtem Interesse. Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung im Finanzsektor kein Trend, sondern eine ganz natürliche Weiterentwicklung ist, wie sie auch in anderen Branchen zu beobachten war bzw. ist.

Dennoch liegt Deutschland in puncto digitaler Angebote noch weit hinter den USA zurück. Dies ist meines Erachtens vor allem auf die aktuell noch eher gering ausgeprägte digitale Affinität deutscher Bankkunden zurückzuführen. Im Zusammenspiel mit dem Kostendruck bei Finanzdienstleistungen ist jedoch eine zunehmende Digitalisierung unumgänglich. Diese kommt letztlich vor allem den Kunden zugute. Denn die Automatisierung von Bankprozessen führt bereits mittelfristig zu geringeren Gebühren für die Kunden.

Momentan sind vermehrt Kooperationen zwischen Banken und FinTechs zu beobachten. Ich denke, davon profitieren beide Geschäftsmodelle nachhaltig. Von der Vielzahl kleiner, unabhängiger Robo Advisors werden in einigen Jahren nur jene wenige Anbieter bestehen bleiben, die es geschafft haben, einen signifikanten und damit für das Geschäftsmodell profitablen Kundenstamm aufzubauen – einer der Gründe, weshalb wir die Zukunft von easyfolio in der Kooperation mit Hauck & Aufhäuser sehen.

easyfolio ist eine Tochter der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Wie passt modernes Kleinanlegerbanking zur Klientel einer Privatbank?

Hauck & Aufhäuser versteht sich als traditionelle und zugleich moderne Privatbank. Insbesondere dem Thema Digitalisierung wurde in den letzten Jahren große Bedeutung beigemessen. Die Bedürfnisse der Bankkunden haben sich verändert und werden sich weiter ändern; die Nachfrage nach digitalen Vertriebskanälen ist gestiegen. Vor diesem Hintergrund hat sich Hauck & Aufhäuser im April vergangenen Jahres dazu entschieden, die eigene Expertise bei digitalen Anlagemöglichkeiten durch den Kauf von easyfolio auszuweiten.

easyfolio hat nunmehr ein erfahrenes Investment-Team im Hintergrund, das sich auf die Entwicklung und Optimierung der Produktpalette konzentriert, z. B. durch die Entwicklung der easyfolio-flex-Strategie. Umgekehrt profitiert das Bankhaus vom digitalen Know-how-Transfer, der sich seit der Übernahme von easyfolio eingestellt hat, sowie den neuen Perspektiven im digitalen Anlagegeschäft.

Auch wenn easyfolio aktuell als Retailanbieter gesehen wird, bieten wir unabhängig von der Anlagesumme eine kosteneffiziente und attraktive Anlagemöglichkeit. Perspektivisch verfolgen wir mit easyfolio das Ziel, die Lücke zwischen klassischen Retailkunden und vermögenden Privatkunden zu schießen. Denn der Kundenwunsch nach einer einfachen digitalen Anlagelösung ist nicht unmittelbar an eine Anlagesumme geknüpft.

Vor welchen Herausforderungen steht easyfolio in diesem Jahr? Welche wichtigen Meilensteine gilt es zu erreichen?

easyfolio hat sich insbesondere nach der Übernahme durch Hauck & Aufhäuser sehr gut entwickelt – sowohl im Hinblick auf die Wertentwicklung der Strategien als auch in Bezug auf das verwaltete Vermögen. Die easyfolio-Strategien lagen mit ihrer Wertentwicklung im letzten Jahr deutlich über dem Resultat ihrer jeweiligen Vergleichsgruppe. Diese Performance überzeugt immer mehr Kunden. Daher verwalten wir heute ein Vermögen von über 50 Mio. Euro.

Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, noch intensiver an unserem Bekanntheitsgrad zu arbeiten. Denn gute Performance allein reicht nicht aus. Es kommt ebenfalls darauf an, wie uns die Kunden wahrnehmen. Somit konzentrieren wir uns in nächster Zeit vor allem auf die Schärfung und Stärkung unseres Auftritts. Dies ist natürlich im ersten Schritt mit hohem Marketingaufwand verbunden. Meine Erfahrungen im Finanzmarketing helfen mir, die nächsten Schritte hier rasch anzugehen.

Der Markt für digitale Vermögensverwaltung ist hart umkämpft. Neue Anbieter, vor allem aus dem Bereich der Direktbanken, werden auf den Markt kommen. Wie kann man sich in diesem Marktumfeld gegen die Konkurrenz behaupten?

Insgesamt knüpft diese Frage an meinen vorherigen Kooperationsgedanken zwischen Banken und digitalen Anbietern an. Auch wenn aktuell immer mehr Anbieter für digitale Bankdienstleistungen auf den Markt drängen, wird es meiner Meinung nach in naher Zukunft zu einer Konsolidierung kommen. Denn einigen jungen Geschäftsmodellen fehlt es zum einem am nötigen Banking-Know-how und zum anderen an einem tragfähigen Ertragsmodell bzw. einer kritischen Kundenmasse.

Perspektivisch sprechen wir über einen gemeinsamen Markt für Geldanlage – nicht mehr über den traditionellen und den digitalen Geldanlagemarkt. Das bedeutet für uns, dass es in Zukunft nicht nur darum geht, uns gegenüber anderen digitalen Anbietern zu positionieren, sondern vielmehr auch ein insgesamt attraktives Anlageprodukt zu bieten.

easyfolio setzt ja bekanntlich auf ETF-Dachfondskonzepte. Viele Ihrer Mitbewerber bieten eine individuelle Vermögensverwaltung an. Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile des Dachfondskonzeptes?

Ähnlich wie andere Marktteilnehmer bieten auch wir individuelle Anlagelösungen. Der Vorteil unserer ETF-Dachfondskonzepte liegt in der damit einhergehenden Flexibilität für Anleger. Anleger können die easyfolio-Strategien in ihr bereits bestehendes Depot integrieren und müssen kein zusätzliches Depot eröffnen. Sollten sie noch kein Wertpapierdepot führen, können sie dies über unsere Partnerbank ebase natürlich einfach eröffnen.

Die easyfolio-Strategien sind somit an kein bestimmtes Depot gebunden und können beliebig mit anderen Anlagen kombiniert werden. So können easyfolio-Kunden ihre Anlage über easyfolio um weitere Anlagen wie Fonds, Aktien oder Zertifikate ergänzen. Dadurch bleiben sie taktisch flexibel und können auch jene Assetklassen berücksichtigen, die von easyfolio weniger oder nicht berücksichtigt werden.

Ferner lässt sich die Wertentwicklung und Zusammensetzung unserer Strategien seit ihrer Auflage auf den Tag genau nachvollziehen. Dadurch können sich unsere Kunden einen sehr exakten Eindruck von der Wertentwicklung und Performance der easyfolio-Strategien machen, um sie mit anderen Produkten oder Indizes zu vergleichen.

Die Kapitalmärkte steigen seit 2009 ununterbrochen an. Wie werden sich aus Ihrer Sicht Anleger verhalten, die in dieser Marktphase neu in den Markt eingestiegen sind. Wie kann ein digitaler Anbieter im Krisenfall mit seinen Kunden kommunizieren?

Prinzipiell ist es ja vernünftig, abhängig vom Anlageziel längerfristige Geldanlagen zu tätigen und kleine „Aufs“ und „Abs“ auch mal auszuhalten. Die eigene Anlagestrategie nach den aktuellen Trends an den Kapitalmärkten auszusuchen, macht kaum Sinn. Viel wichtiger ist es, eine Anlagestrategie zu verfolgen, die mit dem individuellen Rendite-Risiko-Profil übereinstimmt. Um Risiken zu streuen, investieren die easyfolio-Strategien weltweit in unterschiedliche Regionen und unterschiedliche Anleihesegmente.

Als Online-Vertriebsplattform nutzen wir im Regelfall digitale Kommunikationskanäle wie z. B. Twitter, um unsere Kunden zeitnah über aktuelle Marktentwicklungen auf dem Laufendem zu halten. Zusätzlich veröffentlichen wir auf unserem Blog regelmäßig fachliche Beiträge zu aktuellen Finanzmarktthemen, die das Ziel verfolgen, das Wissen unserer Kunden rund um das Thema Geldanlage weiter anzureichern.

Insbesondere in einer Krise ist es wichtig, dass Anleger bereits ein Grundverständnis von natürlichen Marktzyklen und den Dynamiken einer Finanzkrise haben. Auf diese Weise kann irrationalen Anlageentscheidungen und möglicherweise hohen Verlusten vorgebeugt werden.