1. Dezember 2019
Eric Wiegand, Leiter Vertriebsstrategie Xtrackers ETFs für Europa und Asien, DWS.

Eric Wiegand: "ESG-Effekt ist bei Schwellenländer besonders groß"

Schwellenländer sieht für ETF-Anleger vor allem aus zwei Gründen interessant: Damit erhöhen sie die Streuung um weitere Länder. Zum anderen finden sich hierbei Staaten, die mit einem hohen Wirtschaftswachstum überzeugen. Eric Wiegand, Leiter Vertriebsstrategie Xtrackers ETFs für Europa und Asien, DWS, erklärt im Gespräch, weshalb sich im Schwellenländer-Segment Nachhaltigkeitsaspekte positiv bemerkbar machen könnten.

Sie haben mittlerweile einen Schwellenländer-ETF mit Nachhaltigkeitsaspekt im Sortiment. Wie kam es dazu?

Wir denken, dass die Bedeutung von Schwellenländer-Aktienmärkten für die Vermögensaufteilung von Anlegern weiter steigen wird und sehen eine zunehmend steigende Nachfrage von Investorenseite. Das Wirtschaftswachstum in Schwellenländern ist seit Jahren deutlich stärker als in Industrieländern. Auf der anderen Seite gibt es eine enge Verbindung von Schwellenländern zu ESG-Kriterien, also Anlagen mit Fokus auf Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance, ESG). In den Emerging Markets gibt es bereits große Anstrengungen in diesen Bereichen. Daher ist die Erweiterung unserer ESG-ETF-Palette um dieses Segment ein folgerichtiger Schritt.

Wie gehen Sie konkret bei diesem ETF vor?

Der Xtrackers ESG MSCI Emerging Markets UCITS ETF (WKN: A2JHSF) investiert in die wichtigsten Aktienmärkte der Schwellenländer weltweit und hält gleichzeitig strenge ESG-Filter ein. Der vom ETF abgebildete Index gehört zur MSCI ESG Leaders Low Carbon ex Tobacco Involvement 5%-Indexfamilie. Im ersten Schritt schließt der ESG-Filter Unternehmen aus, deren Geschäftsmodell auf Kernenergie, umstrittenen Waffen oder der Tabakproduktion basiert. Das gilt auch für Unternehmen, die in bedeutendem Umfang in den Bereichen Alkohol, Glücksspiel oder konventionelle Waffen engagiert sind sowie Unternehmen, die an schwerwiegenden ESG-Kontroversen beteiligt sind. Die verbleibenden Unternehmen erhalten ein branchenbezogenes ESG-Rating, wobei diejenigen unter einem bestimmten Schwellenwert ausgeschlossen werden.  Zusätzlich filtert der Index auch die CO2-intensivsten Unternehmen heraus. Dabei werden die aktuellen, aber auch die potentiellen CO2-Emissionen bewertet.

Laut Ihrem hauseigenen Analysehaus ist der positive wirtschaftliche Effekt bei Schwellenländern deutlich ausgeprägter als bei Industriestaaten. Können Sie uns das erklären?

Dafür gibt es vielfältige Gründe. Schwellenländer sind ganz besonders von der Ausbreitung der Städte, dem Rückgang an Biodiversität, der Zunahme von extremen Wetterereignissen und den Gefahren für die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser betroffen. Daher ist zu erwarten, dass der Effekt vergleichsweise groß ist, wenn bei Investitionen die Auswirkungen auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung im Mittelpunkt stehen.

Der Finanzsektor spielt ohnehin eine wichtige Rolle, den Herausforderungen zu begegnen, die sich aus diesen Entwicklungen ergeben. Dazu zählt das Angebot entsprechender Finanzierungen, um beispielsweise den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen und der Infrastruktur zu fördern. Immerhin sind weltweit immer noch eine Milliarde Menschen ohne Zugang zu Elektrizität und 1,7 Milliarden Menschen haben kein Bankkonto, dies betrifft fast ausschließlich Schwellenländer.

Wäre es dann nicht sinnvoll, noch eine Schippe draufzulegen und auf die noch strengeren SRI-Kriterien umzuschwenken?

Wir denken nicht, dass generell Kriterien für sozial verantwortliches Investieren (Social Responsible Investments, SRI) strenger sind als die von der DWS mittels der jeweiligen Indizes verwendeten Filter für unsere ESG-ETFs. Bei unseren ETFs werden ESG-Kriterien mit Ausschlusskriterien verknüpft, um Unternehmen mit fragwürdigen Geschäftspraktiken von vorneherein auszuschließen. Die DWS unternimmt zudem große Anstrengungen, um mit der Ausübung der Stimmrechte auf Hauptversammlungen eine positive Entwicklung der investierten Unternehmen zu unterstützen. Mittlerweile ist nachhaltiges Investieren eine Kernkompetenz im Asset Management der DWS.

Und zum Schluss noch ein kurzer Ausblick: Planen Sie für 2020, Ihre „ETF-Flotte“ weiter auf Nachhaltigkeit zu trimmen?

Wir planen, unser Angebot an nachhaltigen Investments 2020 weiter auszubauen und weitere ESG-ETFs aufzulegen. Dass wir hier auf dem richtigen Weg sind, zeigt sich beim verwalteten Vermögen. Insgesamt bietet die DWS sechs Xtrackers ESG-ETFs für den Aktien- und Rentensektor an, die aktuell rund 750 Millionen Euro verwalten.

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