18. Juli 2017

"Größere Schwankungen bei den Währungsrelationen durchaus denkbar"

Vor kurzer Zeit legte die Schweizer Bank UBS eine währungsgesicherte Anteilsklasse auf den MSCI Europe auf. Das EXtra-Magazin sprach mit Dag Rodewald, Head of ETF Sales Deutschland & Österreich, über das neue Produkt auf Währungsrelationen sowie weitere neue Entwicklungen bei UBS.

Die UBS legte einen ETF auf den MSCI Europe auf. In diesem ETF werden Währungen außerhalb des Euroraumes wie Schweizer Franken oder Britisches Pfund gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung abgesichert. Was veranlasste Sie, ein solches Produkt auf Währungsrelationen aufzulegen?

Einer der Gründe war, dass unsere Kunden währungsgesicherte ETFs weiterhin sehr stark nachfragen. Allein in diesem Jahr lagen die Mittelzuflüsse in unsere währungsgesicherten Produkte bei etwa fünf Milliarden Euro. Damit haben wir uns, gemessen am verwalteten Vermögen in währungsgesicherten ETFs, zum Marktführer unter den europäischen ETF-Anbietern entwickelt.

Die Ursache für die hohe Investorennachfrage sehen wir in der unverändert großen Unsicherheit über die weitere politische und wirtschaftliche Entwicklung, gerade auch in Europa. Selbst bei einem Engagement im MSCI Europe sind Anleger aus der Eurozone erheblichen Währungsrisiken ausgesetzt – schließlich machen Aktien aus Großbritannien fast 28 Prozent des Index aus, und die Schweiz kommt noch einmal auf gut 13 Prozent. Die neue Anteilsklasse ist daher sehr gut geeignet für Investoren, die ihre Portfolios gegen diese Währungsrisiken absichern möchten.

Sieht das UBS-Research-Team derzeit die Gefahr größerer Verschiebungen im europäischen Währungsgefüge?

Grundsätzlich sind Verwerfungen an den Märkten durch geldpolitische Entscheidungen wie etwa die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze für den Franken durch die Schweizer Nationalbank im Januar 2015 oder politische Entwicklungen wie die laufenden Brexit-Verhandlungen stets eine Möglichkeit. Daher ist es durchaus denkbar, dass wir nochmals größere Schwankungen bei den Währungsrelationen sehen werden. Unabhängig von solchen Marktentwicklungen lässt sich aber festhalten, dass Anleger für das Eingehen von Währungsrisiken nicht ausreichend entschädigt werden.

Mancher Experte sieht derzeit eine Überbewertung US-amerikanischer Aktien und einen Nachholbedarf bei europäischen Aktien. Spiegelt sich das auch in den Mittelzu- und Abflüssen Ihrer ETFs wieder?

Tatsächlich haben wir in den vergangenen Monaten deutliche Zuflüsse in ETFs auf die Eurozone gesehen. Das betraf vor allem unsere Produkte auf den MSCI EMU und den MSCI EMU Value. Darüber hinaus hat auch der MSCI Europe von den Zuflüssen profitiert. Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass die Zuflüsse in diese ETFs nach den Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich deutlich zugenommen haben – möglicherweise, weil die Investoren wieder ein größeres Zutrauen in die Zukunft der Eurozone haben.

Kommen wir zu einem anderen Thema: Im März vermeldete UBS die Überschreitung der Milliardengrenze beim Rohstoff-ETF UBS CMCI Composite SF UCITS ETF. Hält die Nachfrage nach Rohstoffen weiterhin bei den Investoren an? Und was sind derzeit die Verkaufsschlager bei der UBS, was wird derzeit eher abgestoßen?

In der Tat spüren wir seit Jahresbeginn ein deutlich gestiegenes Interesse an unseren Rohstoff-ETFs. Offenbar allokieren Investoren aus ganz unterschiedlichen Segmenten ihre Mittel zunehmend in Rohstoffe. Das gilt auch für Deutschland und Österreich, die beiden Märkte, für die mein Team und ich verantwortlich sind. Eine Besonderheit gibt es hier allerdings: Wir haben in beiden Ländern ausschließlich Zuflüsse in den UBS ETF (IE) CMCI ex-Agriculture SF UCITS ETF gesehen. Dieser ETF bildet ebenfalls einen breit diversifizierten Rohstoffindex ab, verzichtet dabei allerdings auf Agrarrohstoffe und Lebendvieh. Zahlreiche Investoren wollen oder dürfen nicht in diesen beiden Rohstoffkategorien investieren. Für solche Anleger ist unser ETF optimal, weil er diese Marktsegmente ausschließt und zugleich durch seine innovative Rollmethodik überzeugt. Diese minimiert Rollverluste durch den sogenannten Constant Maturity Ansatz: Statt jeweils nur in den am kürzesten laufenden Terminkontrakt zu investieren, wird ein breites Laufzeitspektrum abgedeckt. Zugleich werden täglich Teile des Portfolios in neue Kontrakte gerollt.

Darüber hinaus sehen wir in diesem Jahr auch Zuflüsse in unsere Emerging Markets ETFs – und zwar sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleiheseite. Zurückhaltend sind die Anleger dagegen bei ETFs, die breit diversifiziert den US-amerikanischen Aktienmarkt abbilden.

Die UBS gilt als Pionier im Bereich nachhaltige Anlage. Wie sieht hier die Nachfrage aus, was ist dabei aktuell besonders gefragt?

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt weiter an Popularität. Wir erleben stetige Zuflüsse in unsere entsprechenden Produkte. Mittlerweile verwalten wir mehr als 1,5 Milliarden Euro in unseren Nachhaltigkeits-ETFs. Das Kundeninteresse kommt dabei aus ganz unterschiedlichen Kundensegmenten wie Asset Managern, Versicherungen, Stiftungen, Privatbanken oder Berufsgenossenschaften. Ich gehe davon aus, dass die Nachfrage sich in den nächsten Monaten und Jahren so fortsetzen wird, denn Nachhaltigkeit ist ein großes gesamtgesellschaftliches Thema und alles andere als eine kurzfristige Modeerscheinung.