Markus Weis, Deputy Head of Germany and Austria bei Vanguard

Markus Weis: "Es liegt zu wenig Geld der Deutschen am Kapitalmarkt"

Seit Sommer 2018 ist der genossenschaftliche ETF-Anbieter Vanguard auch in Deutschland tätig. Wir haben mit Markus Weis, stellvertretender Leiter für das Geschäft in Deutschland und Österreich, über die bisherige Entwicklung gesprochen und darüber, was noch kommen wird.

Herr Weis, seit einiger Zeit können auch deutsche Anleger Vanguard-ETFs kaufen. Wie fällt Ihre erste Bilanz aus?

Kurz gesagt, sehr gut! Wir haben unser Büro in Frankfurt im Juni 2018 eröffnet und sind mittlerweile mit einem Team von zehn Mitarbeitern am Markt vertreten. Der enorme Zuspruch seitens der Investoren hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen, und dafür müssen wir einen großen Dank an die vielen Anleger ausprechen, die uns von Anfang an in Deutschland ihr Vertrauen geschenkt haben. Wir sind aber erst am Start der Reise! Wir müssen unbedingt dranbleiben und weiter auf- und ausbauen, denn es zeigt sich eins ganz klar: Es liegt einfach zu wenig Geld der Deutschen im Kapitalmarkt! Hier möchten wir den Anleger bei einem langfristigen Vermögensaufbau unterstützen, denn unsere Produkte bieten einen hervorragenden Zugang zum Kapitalmarkt in Form von breit aufgestellten Portfolios zu Konditionen, die in der Vergangenheit häufig nur institutionellen Anlegern zugänglich waren.

Was unterscheidet Vanguard von anderen ETF-Anbietern?

Der sicherlich bedeutenste Unterschied zu anderen Anbietern liegt in unserer genossenschaftlichen Struktur. Vereinfacht gesagt verfolgen wir das Ziel: die Interessen unserer Kunden immer in den Mittelpunkt zu stellen, und  Kosten für Anleger zu senken. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern haben wir keine Aktionäre oder Privateigentümer, die hohe Gewinne verlangen – sondern wir gehören unseren amerikanischen Fondsanlegern, sie sind unsere Besitzer. Aufgrund dieser genossenschaftlichen Struktur können wir unsere Gewinne in Form niedrigerer Gebühren immer wieder an alle unsere Fondsanleger zurückgeben. Und diese einzigartige Struktur ist von unserem leider kürzlich verstorbenen Gründer Jack Bogle expliziert definiert worden. Sie müssen wissen – Index-Pionier Bogle gründete Vanguard 1975 mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu schaffen, welches eben ganz im Interesse der Anleger steht. Ziel war es eine genossenschaftliche Struktur aufzubauen, die keinen Interessenkonflikt zwischen Investor und Unternehmen aufkommen lässt – das macht Vanguard zu einem der fairsten und transparentesten Asset Manager der Welt.

Sie konzentrierten sich auf ETFs, denen FTSE-Indizes zugrunde liegen. Wieso?

Lassen Sie es mich so erklären: Unsere gesamte Produktpalette ist auf Effizienz und Skalierbarkeit getrimmt, und aufgrund unserer genossenschaftlichen Struktur können wir unsere Gewinne in Form niedrigerer Gebühren an unsere Investoren zurückgeben. Um Kosten weiterhin zu senken, gehört natürlich auch die Wahl des zu Grunde liegenden Index dazu, und auch hier achten wir sowohl auf die Qualität, als auch auf die Kosten. FTSE-Indizes benutzen wir hauptsächlich bei unseren Aktien- ETFs. In einigen unserer Publikumsfonds arbeiten wir nach wie vor mit MSCI Indizes. Bei unseren Aktien-ETFs bevorzugen wir FTSE, da wir von der breit diversifizierten Indexpalette und den vorteilhaften Kosten überzeugt sind.

Sparer kommen zunehmend auch mit Vanguard-ETFs in Berührung. Grund dafür sind Ihre Kooperationen im Bereich von Direktbanken und Robo-Advisors. Welche Politik verfolgen Sie hierbei?

Ganz richtig! Gerade kürzlich haben wir eine tolle Kooperation mit der Commerzbank für Online-Sparpläne mit unseren ETFs geschlossen. Anleger können hier online den beliebten Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (WKN: A1JX52) kostenfrei besparen. Solche Kooperationen spiegeln unter anderem auch unseren eigenen Auftrag, die Interessen aller Anleger zu vertreten, wider. Wir stehen für Fairness und sind nur einem Ziel verpflichtet: dem langfristigen Anlageerfolg unserer Kunden. Daher vertreten wir vier Prinzipien für eine erfolgreiche Vermögensanlage. Diese Prinzipien basieren darauf, klare und realistische Ziele zu setzen, jedes Anlagevermögen auf breit diversifizierte Fonds zu verteilen, Kosten zu minimieren und langfristig zu planen, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Hier helfen uns Kooperationen mit Direktbanken und Robo-Advisors stark, ein breiters Feld von Anlegern zu erreichen.

Wird Vanguard noch weitere Allianzen in diesen Bereichen schmieden?

2019 ist für uns das erste Jahr im Markt mit unserem neuen und breit aufgestelltem Team und einem eigenen Büro. Daher ist eins ganz klar: Wir wollen in Deutschland weiter wachsen, sowohl was Mitarbeiter, als auch unsere Produkte anbelangt. Unsere Produkte sind zeitlos, gerade durch ihre Transparenz, ihrer langfristigen Orientierung und durch ihre breite Aufstellung. Sie sollten ein Kernbaustein in jedem Portfolio sein. Daher sind wir weiteren Kooperationen durchaus wohlgesonnen, denn wie gesagt, unsere Produkte passen in jedes Schaufenster! Und beim Thema Schaufenster sind wir natürlich auch daran interessiert, daß unsere ETFs auch in der Beratung stärker Einzug halten.  Allerdings muß hier auch ein Umdenken in den Gebührenmodellen stattfinden, zum Beispiel eine Trennung von Produkt- und Beratungskosten, oder auch die Verbreitung eines transparenten „all-in“ Gebührenmodells.