10. Oktober 2022
Martin Daut (Quirion): "Bei den Portfolios setzen wir voll auf die Erkenntnisse der Finanzmarktforschung"

Martin Daut (Quirion): "Bei den Portfolios setzen wir voll auf die Erkenntnisse der Finanzmarktforschung"

Robo-Advisors liegen weiter im Trend. Wir haben mit Quirion *-Chef Martin Daut über die digitale Vermögensverwaltung gesprochen. Einige Anbieter werden es aber wohl schwer haben.

Herr Daut, wer in ETFs anlegen möchte, sich aber um nichts kümmern will, ist mit Robo-Advisors gut beraten. Weshalb sollte sich ein interessierter Anleger gerade für Quirion entscheiden?

Weil bei uns das Gesamtpaket passt. Wir setzen auf ein wissenschaftlich basiertes Anlagekonzept und nicht auf Prognosen, die langfristig niemand dauerhaft richtig treffen kann. Zusätzlich bieten wir auf Wunsch echte Beratung an – und zwar abgestimmt auf die Kundenbedürfnisse entweder online oder telefonisch oder sogar vor Ort an 15 Standorten in Deutschland. Und das alles zu einer – auch im Vergleich – niedrigen Gebühr. Mit unseren neuen Service-Paketen ist der Kunde sehr flexibel und zahlt nur für die Dinge, die er auch nutzt. Zusätzlich bieten wir Investments in ausgewählte Themen, regelmäßigen Coachings und Online-Sprechstunden. Das bietet so, aus meiner Sicht, kein anderer Robo.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Portfolio-Vorschlag auch wirklich zum Interessenten passt?

Durch einen regelkonformen Fragebogen, der nicht zu lang, aber auch nicht zu oberflächlich ist. Letztlich geht es ja darum, das Risikoniveau zu bestimmen, das der Interessent „aushalten“ kann. Klar: Die zu erwartende Rendite ist bei höherer Aktienquote größer – aber das nützt ja nichts, wenn man damit nachts nicht mehr gut schlafen kann oder nicht die Zeit hat, Schwankungen „auszusitzen“.

Wie sind Ihre Portfolios ganz grundsätzlich aufgebaut und weshalb ist der Aufbau so?

Bei der Zusammenstellung der Portfolios setzen wir voll auf die Erkenntnisse der Finanzmarktforschung. Die belegt ziemlich eindeutig, dass Prognosen nicht zuverlässig möglich sind – niemand kann in die Zukunft schauen. Bei Quirion gibt es also keine Timing-Versuche oder den Glauben, dass irgendwelche Algorithmen die vermeintlichen Top-Branchen, -Regionen oder sogar -Einzelwerte von morgen prognostizieren könnten. Stattdessen setzen wir auf den kompletten Markt und eliminieren so die sogenannten unsystematischen Risiken.

Martin Daut, Geschäftsführer von Quirion.
Martin Daut, Geschäftsführer von Quirion.

Oberflächlich betrachtet, ist der Aufbau deshalb auch recht einfach. Wir investieren nämlich in den Portfolios ausschließlich in Aktien- und Anleihen-ETFs – und zwar in zehn Abstufungen. Von 10 Prozent Aktien und 90 Prozent Anleihen in Zehn-Prozent-Schritten bis hin zu einem Portfolio, das zu 100 Prozent aus Aktien-ETFs besteht. Mit den Aktien-ETFs bilden wir den weltweiten Aktienmarkt – gewichtet nach Marktkapitalisierung – ab. Im Detail ist es dann doch komplexer, weil wir auch die relevanten Faktoren, also statistisch identifizierbare Renditetreiber, berücksichtigen.

Wie unterscheidet sich die nachhaltige Variante von der konventionellen?

Unser konventionelles globale Portfolio umfasst Anteile an etwa 8000 Unternehmen. In der nachhaltigen Variante reduzieren wir diese Zahl auf rund 3000. Wir verfolgen also keinen „green only“-Ansatz mit ganz wenigen Werten, sondern bleiben unserem Grundsatz der möglichst breiten Streuung treu. Und das aus gutem Grund: Eine weitere Reduktion der im nachhaltigen Portfolio enthaltenen Unternehmen würde zu einer zu deutlichen Erhöhung des Risikos führen. Wir verzichten also bewusst auf eine „100%-Lösung“. Stattdessen erreichen wir mit einem immer noch sehr guten Risikolevel eine deutliche Verbesserung der ESG-Kennzahlen und des CO2-Ausstoßes. Kategorisch ausgeschlossen sind aber Unternehmen, die Landminen, Streumunition und Atomwaffen herstellen und/oder die gegen den sogenannten Global Compact der Vereinten Nationen verstoßen.

Immer mehr Anleger begeistern sich für Kryptowährungen. Wie stehen Sie dazu?

Persönlich finde ich Krptos und die dahinter stehende Technologie spannend. Aus Anlegersicht bin ich aber eher skeptisch. Die sehr hohe Volatilität und das Totalverlustrisiko in vielen Währungen sorgen dafür, dass sie zum Vermögensaufbau eher ungeeignet sind. Der Markt ist spekulationsgetrieben und Umweltthemen und eine eventuell kommende stärke Regulierung sprechen auch nicht gerade für ein Investment. Ich sehe Kryptowährungen höchstens als hochspekulative Depot-Beimischung – für diejenigen, die den Nervenkitzel schätzen und an den Erfolg der Krypto-Geschäftsmodelle glauben.

Planen Sie auch Kryptowährungen in Ihre digitale Vermögensverwaltung zu integrieren?

Das wir Kryptowährungen in unser globales Portfolio aufnehmen, kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Vielleicht aber als zusätzliches Angebot – ähnlich wie unser kürzlich eingeführtes Megatrends-Portfolio für risikoaffine Anlegerinnen und Anleger. Aber auch hierbei wird unser Maßstab die Diversifizierung und Risikominimierung für unsere Kunden sein.

Welche Neuerungen können wir von Quirion erwarten?

Wie gerade erwähnt haben wir unser Angebot um ein Megatrends-Portfolio erweitert. Dort investieren wir in fünf Themen, die besonders von identifizierten Megatrends profitieren sollen. Beispiele sind Clean Energy und Smart Cities. Demnächst möchten wir diese Themen auch einzeln anbieten – man muss also nicht mehr in das komplette Portfolio investieren, sondern kann sich die Trends „herauspicken“, die man selbst für besonders aussichtsreich hält.

Welche Trends sehen Sie Allgemein auf dem Robo-Sektor im Jahr 2023 auf uns zukommen?

Ganz unbescheiden: Ich finde, dass wir beim Thema Trends schon weit vorne sind. Wir bieten digital diverse Strategien sowie auf Wunsch online und offline Beratung – das bietet so keiner der reinrassigen Robos in Deutschland.

Tipp: Lust auf Robo-Advisors? Dann schau dir gleich unseren Robo-Advisor-Vergleich an.

Für viele Wettbewerber wird es schwierig, da das aktuelle Marktumfeld dafür sorgt, dass sie ihre Wachstumsziele nicht erreichen können. Insbesondere kleinere Anbieter werden nicht in Innovationen investieren können. Ich rechne mit weiterer Konsolidierung am Markt, da es in Deutschland immer noch sehr viele sehr kleine Robos gibt. Mittel- und Langfristig bin ich aber sehr optimistisch für unsere Branche. Schließlich haben wir ein Angebot für alle, die sich nicht im Detail mit einer Anlage am Kapitalmarkt beschäftigen wollen – und trotzdem von den Chancen der Märkte profitieren möchten. Angesichts des enormen Bedarfes an vernünftigem Kapitalaufbau und Altersvorsorge ist dieses Potenzial enorm.

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