Megatrends: Blick auf globale Ansätze statt auf einzelne Länder

Themen-ETFs sind im Trend. Laut einer Studie von extraETF.com sind  aktuell 232 ETFs aus 42 Themenschwerpunkten in Deutschland auf dem Markt. Ganz vorn dabei als Emittent  ist der Branchenprimus iShares mit einer Megatrend-Produktserie. Uwe Görler vom Extra-Magazin sprach dazu mit David Wenicker, Leiter des Privatkundengeschäfts in Deutschland bei Blackrock.

iShares bietet verschiedenste ETFs auf sogenannte Megatrends an. Was ist darunter eigentlich genau zu verstehen?

„Megatrends sind langfristige und globale strukturelle Veränderungen, die unseren Alltag betreffen und die Welt auch künftig prägen werden. Diese Veränderungen können ökonomischer, sozialer, demografischer oder technologischer Natur sein. Es ist zu erwarten, dass sie im Laufe der kommenden Jahrzehnte immer wichtiger werden.“

Warum sind sie für den Anleger interessant?

„Das Veränderungspotenzial von Megatrends zu erkennen, ist entscheidend für langfristig erfolgreiche Anlageentscheidungen. Denn Anlegern bieten sich im Zusammenhang mit Megatrends interessante Möglichkeiten, um die positive Schubkraft der entsprechenden Veränderungen in ihren Portfolios zu nutzen. Dabei sprechen wir nicht nur von den nächsten Quartalen, sondern eher vom nächsten Vierteljahrhundert, also von einem sehr langfristigen Potenzial. Investments in Megatrends sind für alle Anleger interessant, die dieses Potenzial nutzen und damit Mehrwert erzielen möchten.“

iShares hat fünf Megatrends identifiziert. Welche sind das und warum gerade diese?

 „Erstens der technologische Durchbruch. Der rasche technologische Fortschritt insbesondere bei künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen steht im Zentrum aller Megatrends. Laut Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos, befinden wir uns mitten in einer vierten industriellen Revolution, die als die digitale Revolution in die Geschichtsbücher eingehen wird. Zweitens Demographie und sozialer Wandel. Veränderungen der globalen Bevölkerung wie die steigende Geburtenzahl und die Verbesserung des Bildungsniveaus bringen Herausforderungen und Chancen für Staat und Wirtschaft mit sich. Diese Veränderungen werden sich zwar in den einzelnen Weltregionen unterscheiden, aber weitreichende Auswirkungen auf die lokalen und globalen Märkte und Gesellschaften haben. Als dritten Megatrend sehen wir die Verlagerung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse. In weniger als einer Generation haben sich Schwellen- und Entwicklungsmärkte stark gewandelt: Waren sie früher vor allem Produzenten von Gütern und Handelsplätze für die Industrieländer, sind sie heute selbst wichtige Absatzmärkte für Konsumgüter und Dienstleistungen. Mittlerweile tragen Emerging Markets fast 80 Prozent zum globalen Wirtschaftswachstum und 85 Prozent zum Wachstum des weltweiten Konsums bei. Viertens Klimawandel und Ressourcenknappheit. CO2-Emissionen zu begrenzen, erfordert erhebliche Investitionen in umweltfreundliche Infrastruktur und eine Reduzierung der Subventionen für fossile Brennstoffe. Dies kann enorme Investmentchancen schaffen, und zwar sowohl in Bereichen, die Kapital anziehen, als auch in Branchen mit disruptivem Potenzial. Der fünfte Megatrend, den wir identifiziert haben, ist die Urbanisierung. Es scheint fast paradox: Obwohl wir heute besser vernetzt sind und die Welt immer kleiner wird, konzentrieren sich unsere Bevölkerungen zunehmend auf Städte und große Ballungszentren. Dies wird den technologischen Fortschritt weiter vorantreiben und sich auf den Klimawandel auswirken, der seinerseits andere Megatrends beeinflusst.“

Bietet die Beschränkung auf Einzelthemen nicht die Gefahr eines Konzentrations- bzw. Klumpenrisikos?

 „Anleger schätzen thematische Investments vor allem, um ihre Portfolios im Rahmen der Satellitenquote zu individualisieren. Innerhalb dieser Quote sind höhere Konzentrationen nicht ungewöhnlich. Anleger nutzen sie vielmehr bewusst, um das Risiko-Rendite-Profil auf der Ebene des Gesamtportfolios zu optimieren. Denn ein höheres Risiko innerhalb eines Portfoliobausteins bedeutet nicht per se, dass das Risiko des Gesamtportfolios steigt. Das Gegenteil kann der Fall sein.“

Mittlerweile bietet die ETF-Branche zahlreiche Themen- und Megatrendprodukte an. Da fällt die Auswahl schwer. Wie sollte der Anleger dabei vorgehen? Welche Kriterien sollte man dabei heranziehen, um das für einen geeignete Thema herauszusuchen?

„Frühere Investment-Ansätze spezialisierten sich auf Länder, Regionen, Branchen, Anlagestile oder Marktkapitalisierungen. Die Globalisierung und der technologische Fortschritt haben jedoch dazu geführt, dass sich physische und ‘unsichtbare’ Anlagegrenzen aufgelöst haben. Insofern sollten Anleger, die sich für Investments in Megatrends interessieren, vor allem einen Blick auf globale Ansätze statt auf einzelne Länder werfen.“

Kaufe nur das, was Du kennst, heißt es. Da liegt es nahe, ETFs auf die vielleicht eigene Megatrend-Branche zu kaufen. Erweist sich der jeweilige Megatrend jedoch als Flop, verliert er möglicherweise seinen Job und erleidet an der Börse Verluste. Ist das zu empfehlen oder sollte man lieber auf andere Themen außerhalb seines Berufsfeldes setzen und sein Risiko diversifizieren?

 „Wichtig ist aus Anlegersicht, dass der zugrunde liegende Trend über die Zeit Bestand hat und somit das Potenzial, Konsummuster und Wertschöpfungsprozesse fundamental zu beeinflussen. Zudem sollte das Anlageprodukt über eine Methodologie verfügen, die zuverlässig jene Titel auswählt, die stark an den entsprechenden Trend gebunden sind. Neben Themen-ETFs sind auch aktiv gemanagte Fonds, die auf Megatrends setzen, einen Blick wert – etwa dann, wenn dem Anleger der zugrunde liegende Trend bzw. die Branchen, die er prägt, nicht ausreichend bekannt sind. Dann kann es sich lohnen, auf erfahrene Portfoliomanager zu setzen.“

 iShares untersuchte in einer Studie, welchen Einfluss Themen- und Megatrend-ETFs auf ein breit gestreutes Portfolio haben. Was sind die Ergebnisse?

 „Grundsätzlich bestätigen unsere Analysen, dass Investitionen in Megatrends dazu beitragen, die Risiko-Rendite-Profile von Portfolios zu verbessern. Um dies zu zeigen, haben wir an hypothetischen konservativen, ausgewogenen und renditeorientierten Portfolios simuliert, wie die diese sich in den vergangenen Jahren entwickelt hätten, wenn Anleger eine Komponente von 10 oder 20 Prozent thematischer Investments beigemischt hätten. Das Ergebnis: Bei weitgehend unverändertem Risiko – gemessen an der Volatilität – ergeben sich durchweg höhere annualisierte Renditen (Quelle: BlackRock, Morningstar. Betrachtungszeitraum: 21. Juni 2011 bis 31. Oktober 2018).“

Wie hoch sollte die Beimischung von Themen-ETFs im Portfolio sein und warum? Oder spielt dabei auch das Risikoprofil des jeweiligen Anlegers eine Rolle?

 „Beimischung ist ein gutes Stichwort. Denn grundsätzlich eignen sich thematische Investments vor allem, um Portfolios im Rahmen der Satellitenquote breiter aufzustellen und damit Chancen umfassender zu nutzen. Wie hoch das genaue Gewicht idealerweise sein sollte, hängt unter anderem vom Risikoprofil des Anlegers, seinen Investment-Zielen, dem Anlagehorizont und den weiteren Bausteinen im Portfolio ab.“

Themen-ETFs sind meist gleichgewichtet. Small Caps sind hiermit deutlich höher gewichtet. Welche Auswirkung hat das auf die Volatilität?

 „Internationale Blue Chips mit diversifizierten Geschäftsmodellen erwirtschaften in der Regel nur einen kleinen Teil ihrer Erträge im Zusammenhang mit Megatrends. Daher gehören sie nicht unbedingt in ein Trend-Portfolio. Kleine und mittelgroße Unternehmen bieten in der Regel mehr Wachstumspotenzial, daher die tendenziell höhere Gewichtung von Small Caps. Diese können volatiler sein als Large Caps. Allerdings bieten sich Themenfonds ohnehin vor allem als Beimischung an. Daher sollte sich die Volatilität dieser Investments nicht allzu sehr auf das Gesamtportfolio auswirken.“

Wichtig ist beim Einsatz solcher Themen-ETFs die Korrelation zu anderen Investments im Gesamtdepot. Was gibt es dabei genau zu beachten und wie sollte man dabei als Anleger vorgehen?

 „Was die Korrelation zu anderen Investments angeht, zeigen unsere Rückrechnungen: Die Korrelation der iShares Themen-ETFs gegenüber den meisten großen Aktienindizes liegt bei unter 90 Prozent (Quelle: BlackRock; Zeitraum 03.11.2014 bis 31.12.2017 mit monatlicher Frequenz; auf Pfund-Basis). Dies unterstreicht den Mehrwert, den die Fonds als Bausteine im Portfolio liefern können. Anleger, die sich für Themenfonds interessieren, sollten mit einer Analyse ihrer Ausgangsportfolios beginnen. Im nächsten Schritt gilt es zu schauen, wie Themenfonds dazu beitragen können, die gewünschten Anlageziele noch besser zu erreichen.“

Welcher Themen- bzw. Megatrend-ETF eignet sich aus Ihrer Sicht besonders gut für ein Welt-Portfolio mit je einem ETF auf den MSCI World und MSCI Emerging Markets?

 „Historisch betrachtet, ist der iShares Healthcare Innovation UCITS ETF langfristig besonders gering mit dem breiten Aktienmarkt korreliert (Quelle: BlackRock; Zeitraum 03.11.2014 bis 31.12.2017 mit monatlicher Frequenz; auf Pfund-Basis). Dies sollte jedoch nur ein Anhaltspunkt sein. Denn neben den weiteren Bausteinen im Portfolio sind das Risikoprofil des Anlegers, dessen Anlageziele und Anlagehorizont maßgeblich.“

Zur Person: 

David Wenicker ist Leiter iShares Privatkundengeschäft in Deutschland bei BlackRock. In dieser Funktion verantwortet er den Vertrieb an das Wealth- und Retail-Segment. Wenicker ist seit 2013 für das Unternehmen tätig und verfügt über rund 15 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche.

Weitere Infos: 

Welche ETFs es auf verschiedene Themen und Megatrends es gibt und was es dabei alles zu beachten gibt, finden  Sie in der neuen Ausgabe des Extra-Magazins. Bitte beachten Sie auch die neuen Themenseiten auf unserem Anlegerportal extraETF.com.