30. März 2016
Markus Kaiser Starcapital

Mit Faktor-ETFs Portfolio-Renditen verbessern und Risiken reduzieren

Der neue SC Fonds STARS Multi-Faktor setzt nun innerhalb seiner Strategie auch Smart-Beta-ETFs ein. Das EXtra-Magazn sprach mit dem ETF-Pionier Markus Kaiser, Vorstand bei Star Capital.

Bei Ihrem neuen SC Fonds STARS Multi-Faktor kommt nun erstmals auch die neue Generation von Faktoren-ETFs zum Einsatz. Was veranlasste Sie zu diesem Schritt?

Viele neue Faktor-ETFs kamen zuletzt auf den Markt und haben uns nun ermöglicht, erstmals eine aktive Strategie auf Basis der effizienten und kostengünstigen Instrumente zu entwickeln. Zunächst haben wir dazu die Stärken und Schwächen der einzelnen Faktoren im Zeitverlauf studiert, um deren Entwicklung noch besser einschätzen zu können. Bei unseren Untersuchungen stellte sich schnell heraus, dass sich über den Einsatz von Faktor-ETFs die Portfolio-Renditen verbessern und die Risiken reduzieren lassen. Da einzelne Faktoren langfristig Outperformance generieren können, sich aber temporär schwächer als der breite Markt entwickeln, ist die Investition in Faktoren-ETFs jedoch kein Selbstläufer. Diese Erkenntnisse haben uns dann umso mehr motiviert, eine aktive Strategie auf Basis von Faktor-ETFs zu entwickeln.

Was können Faktor-ETFs besser als ETFs auf klassische marktkapitalisierte Indizes?

Faktoren-ETFs ermöglichen den systematischen Zugang auf verschiedene Renditequellen wie Dividenden, Value, Size und Minimum Volatility. Im Gegensatz zu klassischen ETFs, die auf Standard-Indizes basieren, wird die Gewichtung der Unternehmen bei Faktor-ETFs nicht nach der Marktkapitalisierung vorgenommen, sondern auf Basis der vordefinierten Faktor-Eigenschaften. So ermöglichen Value-Faktor-ETFs beispielsweise die Investition in unterbewertete Unternehmen, während beim Momentum-Faktor auf Aktien gesetzt wird, die einen starken Kurstrend aufweisen. Insgesamt ermöglichen Faktor-ETFs eine Diversifikation nach Anlagestilen vorzunehmen. Je nach Markt- und Konjunkturphase lassen sich mit einzelnen Faktoren Mehrrenditen erzielen oder das Risiko im Portfolio reduzieren.

Die neue Strategie basiert auf Ergebnissen von mehr als 20.000 Testreihen. Was waren die wesentlichen Ergebnisse, d.h. in welchen Phasen funktioniert welche Strategie besonders gut und welche der Faktoren ETFs sind daher zurzeit besonders hoch gewichtet?

Zunächst haben wir untersucht, ob eine regelmäßige Rotation der Faktoren, bei der gleichgewichtet in die trendstärksten Faktoren investiert wird, einen Mehrwert gegenüber einer passiven gleichgewichteten Faktorkombination liefern kann. Die Ergebnisse zeigten auf, dass sich über die Faktoren-Rotation sowohl die Rendite, als auch die Risiko-Kennziffern verbessern lassen. Bei den Analysen stützen wir uns ausschließlich auf die Kursentwicklung der jeweiligen Faktor-Indizes, da diese den neutralsten Vergleich der Faktoren untereinander ermöglicht. Die Auswertungen belegten zum Bespiel, dass Aktien mit einem hohen Momentum, sowie Small- und Mid-Caps, in starken Aufwärtsphasen ein höheres relatives Renditepotential mitbringen, als in Abwärtsphasen, in denen wiederum vornehmlich Werte mit geringerer Volatilität die Nase vorn hatten. So ist der Fonds in dem derzeitigen turbulenten Marktumfeld auch lediglich in Minimum Volatility und Dividenden ETFs investiert.

Über die Faktor-Rotation soll gleichzeitig das Risikoprofil optimiert werden. Könnten Sie uns das bitte genauer erklären?

Gerne. Da Faktoren-ETFs darauf ausgerichtet sind, die entsprechenden Anlagestile so exakt wie möglich abzubilden, verbreitert sich über den Einsatz mehrerer Faktoren automatisch auch das Anlagespektrum in unterschiedlichen Marktphasen. Wird also zu Beginn einer Abwärtsbewegung von renditestarken Faktoren rechtzeitig in risikoreduzierte Faktoren-ETFs getauscht, können die Kursrückschläge auf der Portfolioebene gezielt reduziert werden. So fielen die zwischenzeitlichen Drawdowns (Kursrückschläge) der Faktor-Rotation in den historischen Simulationen geringer aus, als bei einem vergleichbaren Investment in den klassischen MSCI World Index. Das Marktrisiko blieb für unser Empfinden jedoch weiterhin zu hoch. Daher integrierten wir unser bewährtes Risikomanagement, welches wir bereits in unseren vermögensverwaltenden ETF-Strategien anwenden. Dazu modifizierten wir die Parameter des STARS-Modell speziell auf die Risikosteuerung von Faktor-ETFs hin. Im Ergebnis der historischen Simulationen konnten wir schließlich eine deutliche Reduktion des Risikos und der Drawdowns erzielen, was langfristig zu einer nachhaltigeren Steigerung der Rendite führte. Denn auch hier gilt: Verluste die nicht gemacht werden, müssen auch nicht wieder aufgeholt werden.

Faktor-ETFs sind vor allem im Aktienbereich bekannt, es werden aber inzwischen im Smart-Beta-Bereich verstärkt auch Anleihen-ETFs aufgelegt, welche spezielle fundamentale Kriterien berücksichtigen. Wie beurteilen Sie solche Produkte und inwiefern ist ein Einsatz solcher ETFs in Zukunft in diesem Fonds angedacht?

Das derzeitige Niedrigzinsumfeld stellt Anleger vor große Herausforderungen, denn aus dem risikofreien Zins * ist längst ein zinsloses Risiko geworden. Ich bin daher davon überzeugt, dass sich die Entwicklung alternativer Anlagemöglichkeiten im Smart-Beta-Bereich auch in der Anlageklasse Anleihen kontinuierlich fortsetzen wird. Neben den etablierten ETF-Anbietern drängen zunehmend auch ausländische Anbieter auf den Markt, die ihr Hauptaugenmerk auf die Weiterentwicklung der neuen ETF-Generation legen. Der STARS Multi-Faktor Fonds ist zunächst allerdings ausschließlich auf die Aktienanlage hin ausgerichtet. Wie bei allen neuen ETFs nehmen wir auch die neuen Anleihen ETFs genau unter die Lupe und können uns gut vorstellen auch für diese Anlageklasse systematische Anlagestrategien zu entwickeln, sobald sich bei Anleihen-ETFs ausreichende Diversifikationsmöglichkeiten ergeben.

An welche Zielgruppe ist der Fonds gerichtet und was sollten Anleger im Rahmen der Einbindung in ihr Gesamtdepot berücksichtigen?

Mit dem Fonds sprechen wir sowohl institutionelle Investoren, als auch Finanzberater und private Anleger an. Vor allem bei institutionellen Anlegern gewinnt Faktor-Investing an Bedeutung. Aufgrund der niedrigen Korrelation der ETF-Strategie von 0,55 zum Aktien-Weltindex MSCI World bietet sie sich auch ideal als Grund- und Ergänzungsbaustein in der aktienorientierten Vermögensanlage an, bei der aktiv in Anlagestile investiert wird. Bei den Anteilklassen A und I verzichten wir auf einen Ausgabeaufschlag, was für Investoren den großen Vorteil mit sich bringt, dass die gesamte Investition auch zur Anlage kommt. Welchen Anteil die ETF-Strategie in einer gesamten Vermögensallokation ausmachen sollte, hängt dann allerdings von dem individuellen Risikoprofil des Investors ab.