29. August 2016

Nachhaltigkeits-ETFs: "Auswahlprozess ist sehr streng und stringent"

Das EXtra-Magazin befragte Carlo Funk, Vice President im Vertrieb bei BlackRock, über die zuletzt aufgelegten zwei Nachhaltigkeits-ETFs.

iShares legte zwei neue Nachhaltigkeits-ETFs auf, mit denen Anleger auf nachhaltige Unternehmen aus den USA und den Emerging Markets setzen können. Was ist das Besondere an den Produkten?

Seit kurzem haben Anleger die Möglichkeit, über den iShares Sustainable MSCI USA SRI UCITS ETF und den iShares Sustainable MSCI Emerging Markets SRI UCITS ETF in nachhaltige Unternehmen zu investieren. Besonders ist hier die Möglichkeit für die Anleger, kostengünstig in ein transparentes und regional zielgerichtetes Portfolio zu investieren, das nach den höchsten Nachhaltigkeitsstandards gefiltert ist.

Wie erfolgt der Auswahlprozess, entscheidet über die Auswahl eine unabhängige Nachhaltigkeits-Ratingagentur oder ein hausinternes Team?

Der Auswahlprozess der sich im Portfolio befindlichen Titel findet wie bei allen unseren ETFs über eine unabhängige Ratingagentur statt. Somit können Interessenskonflikte kategorisch ausgeschlossen werden. Wir haben uns bei den hier genannten ETFs jeweils für MSCI als ESG-Indexanbieter entschieden.

Wie streng sind die Kriterien bei den Nachhaltigkeits-ETFs?

Der von uns gewählte Auswahlprozess ist sehr streng und stringent. Die im Portfolio befindlichen Titel müssen mindestens ein ESG-Rating von „A“ aufweisen. Weiterhin findet zusätzlich noch eine Auswahl auf Sektorebene statt: Nur die Top 25 Prozent einer jeweiligen Branche bleiben im Portfolio. Ergänzend werden dann auch noch Titel aus kontroversen Industrien wie Tabak, Alkohol, Wehrtechnik, Atomkraft, Pornographie, Glücksspiel sowie Firmen aus dem Bereich genetisch modifizierte Organismen (GMNOs) ausgeschlossen.

Sind solche Produkte auch für den klassischen Anleger gedacht, der vorwiegend auf Rendite und Risiko achtet oder eher für den „Öko-Freak“?

Diese Produkte sind absolut für den klassischen Anleger gedacht. Unsere Analysen zeigen, dass sich vor allem im Hinblick auf die Emerging Markets das Risiko-Rendite-Profil signifikant verbessert. Beim US-Markt können wir feststellen, dass sich auch hier das nachhaltige Portfolio gut schlägt. Den Einwand vieler klassischer Portfoliotheoretiker, dass sich durch die Einschränkung des investierbaren Universums das Risiko-Rendite-Profil verschlechtert, können wir klar entkräften.

iShares bietet inzwischen neben der UBS die breiteste Produktpalette im Bereich Nachhaltigkeit. Inwiefern werden bereits bestehende Produkte angenommen, stellen Sie eine erhöhte Nachfrage bei Kunden fest?

Die Nachfrage der Kunden in diesem Bereich steigt seit Jahren stetig. Und das gleichermaßen von institutionellen als auch privaten Investoren aus unterschiedlichsten Lagern. Investoren erkennen immer mehr, dass eine gut durchdachte Bewertung nach Nachhaltigkeitskriterien ein cleverer Weg zur Portfoliooptimierung sein kann.

Detlef Glow sieht gerade in Smart-Beta-ETF-Konstruktionen im Bereich Nachhaltigkeit ein besonderes Wachstumsfeld. Wie beurteilen Sie dies, könnte sich iShares etwas Ähnliches vorstellen oder arbeiten sie bereits an solchen Strategie-Produkten?

Es ist korrekt, dass man das Attribut „Nachhaltigkeit“ als Faktor definieren kann. Bei der Konstruktion eines Smart-Beta ETFs, der ja bereits je nach Strategie schon einen oder mehrere Faktoren berücksichtigt, muss dann genauestens geprüft werden, inwieweit es Sinn macht, einzelne Faktoren mit dem Faktor „Nachhaltigkeit“ zu kombinieren. Wir beschäftigen uns also intensiv mit diesem Thema. Ich rate Anlegern, sich ganz genau mit solchen Strategien in der Tiefe auseinanderzusetzen, da ein robuster Prozess und die dazugehörigen Ressourcen zur Zielerreichung unumgänglich sind.

Lesen Sie hier auch den im Juli veröffentlichten Artikel zum ETF.