25. August 2015
Marianne Ullrich klein

"Oekom Research haben uns mit ihrer Vorgehensweise überzeugt"

Vor einigen Tagen legte die DEKA Investment GmbH einen neuen Nachhaltigkeits-ETF auf. Das EXtra–Magazin sprach dazu mit Marianne Ullrich, Prokuristin der Deka Investment GmbH und Nachhaltigkeitsbeauftragte des Geschäftsfelds Wertpapiere.

Was veranlasste die DEKA Investment GmbH, diesen Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit UCITS ETF aufzulegen?

Es war das Interesse einiger Kunden, ob wir ein solches Produkt anbieten können: Ein nachhaltiger Aktienfonds für institutionelle Kunden, die sich an kirchlichen Ausschlusskriterien orientieren und einen günstigen Einstieg in nachhaltige Aktieninvestments suchen.

Nachhaltigkeitsratings gibt es verschiedenste, auch die Auswahlkriterien sind dabei sehr unterschiedlich. Warum arbeiten Sie gerade mit Oekom Research zusammen?

In den vergangenen Jahren, in denen wir uns intensiv mit nachhaltigen Wertpapieranlagen beschäftigt haben, konnten wir die Ansätze verschiedener Anbieter von Nachhaltigkeits-Research verfolgen. Oekom Research haben uns mit ihrer Vorgehensweise überzeugt. Zudem nutzen viele unserer Kunden bereits den Service von Oekom Research und auch das war für uns ein Grund, den Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit UCITS ETF auf Basis der Research-Erkenntnisse von Oekom Research aufzulegen.

Bei der Auswahl werden bestimmte Branchen ausgeschlossen, der verbleibende Rest wird entsprechend dem Nachhaltigkeitsrating von Oekom Research und der Marktkapitalisierung gewichtet. Nach welchen Kriterien geht Oekom-Research dabei vor, wie erfolgt die Auswahl?

Ausgeschlossen werden Geschäftsfelder wie Abtreibung, Alkohol, Atomenergie, Embryonenforschung, grüne Gentechnik, Glücksspiel, Kohle- und Erdölförderung, Pelze, Pornografie, Rüstung und Waffen sowie Tabak. Aber auch Unternehmen mit kontroversen Geschäftspraktiken wie Verstöße gegen Menschenrechte und Arbeitsrechte sowie kontroverses Umweltverhalten oder Wirtschaftspraktiken wie Korruption, Bestechung oder falsche Bilanzierung werden ausgeschlossen. Aus dem verbliebenen Investmentuniversum kommen dann ausschließlich Unternehmen in Frage, die in der Oekom-Bewertung den Oekom-Prime-Status erreicht haben. Aus diesen Firmen werden dann die 30 Aktiengesellschaften mit der größten Marktkapitalisierung in den Index aufgenommen.

Aus welchem Anlageuniversum werden die Werte herausgefiltert?

Basis des Anlageuniversums ist der EuroStoxx.

Eine vor einigen Monaten vorgelegte Studie von Morningstar ergab, dass Käufer von Fonds, die auf Nachhaltigkeit achten, in der Regel mit Einbußen rechnen müssen, da sich sowohl die Auswahl an Titeln als auch Branchen im Anlageuniversum verringert. Wie sieht dies beim Solactive Eurozone Sustainability aus?

Die unterschiedlichen Studien und Meta-Studien, die in den vergangenen Jahren zur Performance von Nachhaltigkeitsfonds veröffentlicht wurden, konnten keinen systematischen Nachteil oder Vorteil von Nachhaltigkeitsansätzen nachweisen. Im Backtest über 5 Jahre schnitt der Solactive Eurozone Sustainability Index über die letzten 3 Jahre besser ab als der Euro Stoxx 50, in den Marktphasen mit negativen Jahresrenditen (01.08.2010 bis 31.07.2011) gab es leichte Performance-Einbußen. Über den gesamten Zeitraum schnitt der Solactive Eurozone Sustainability Index besser als der Euro Stoxx 50 ab. Dies ist natürlich kein verlässlicher Indikator für die Zukunft.

Wie oft wird der Index angepasst?

Der Index wird quartalsweise auf Basis des aktuellen Oekom-Researchs angepasst.

In dem Index finden sich vorwiegend Aktien aus Deutschland und Frankreich. Wirtschaften Unternehmen anderer europäischer Staaten weniger nachhaltig?

Teilweise sind nachhaltig operierende Unternehmen in den Nachbarländern vergleichsweise klein. In einem relativ konzentrierten Portfolio mit 30 Unternehmen ist eine entsprechende Marktkapitalisierung mit Marktliquidität Voraussetzung – und Unternehmen in Deutschland und Frankreich beschäftigen sich intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen und erzielen daher oft positive Bewertungen in Nachhaltigkeitsratings.

Führt die starke Übergewichtung dieser beiden Länder nicht zu Klumpenrisiken für den Anleger?

Das Schwergewicht der Investments liegt zwar bei Unternehmen aus diesen beiden Ländern, aber auch Unternehmen z.B. aus den Niederlanden, Italien, Irland, Belgien und Spanien finden Berücksichtigung. Durch unterschiedliche Branchen verfügt der ETF über eine ausreichende Diversifikation.

Wie ist die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsprodukten allgemein?

Wir stellen ein zunehmendes Interesse für Nachhaltigkeitsprodukte fest. Das können Neuanlagen sein, aber gerade bei institutionellen Anlegern häufen sich Anfragen, wie bestehende Anlagen ‚nachhaltig‘ gemacht werden können, mit Nachhaltigkeitskriterien, die zum jeweiligen Kunden und seinen Vorstellungen von Ethik und Nachhaltigkeit passen. Und hier kann der Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit UCITS ETF ein idealer Baustein sein, um Aktien in eine Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren.

Zur Person:

Marianne Ullrich, geb. 1961, ist Prokuristin der Deka Investment GmbH und Nachhaltigkeitsbeauftragte des Geschäftsfelds Wertpapiere. In der Deka-Gruppe ist Ullrich seit 1999 in verschiedenen Funktionen tätig. Seit 2007 beschäftigt sie sich mit nachhaltigen Investmentfonds. In der Deka Investment GmbH kümmert sie sich um Socially Responsible Investments Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt.