3. Februar 2016
Carlo Funk, BlackRock iShares

"Qualität des Auswahlprozesses hat sich stetig verbessert"

Vor einigen Tagen legte iShares zwei neue Renten-ETFs auf, darunter auch ein Produkt auf nachhaltige Unternehmensanleihen. Das EXtra-Magazin sprach dazu mit Carlo Funk, Vice President und Experte für den Bereich nachhaltige Investments bei iShares.

Mit dem neu aufgelegten iShares Sustainable Euro Corporate Bond 0-3yr UCITS ETF erhalten Anleger erstmals Zugang zu Unternehmensanleihen von Emittenten, die verantwortungsvolles Investierens nach ESG-Kriterien umsetzen. Steigt inzwischen auch im Anleihebereich die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten?

Das Thema des nachhaltigen Investierens nach ESG-Kriterien ist ja grundsätzlich nichts Neues, jedoch hat sich die Qualität des Auswahlprozesses stetig verbessert. Weiterhin gibt es weltweit demographische und regulatorische Trends sowie steigende regulatorische Anforderungen im Hinblick auf die Unternehmensführung welche den Druck auf Firmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit erhöhen. Dadurch steigt auch die Nachfrage in diesem Bereich im Allgemeinen, wobei Investoren immer häufiger Investitionsmöglichkeiten im Anleihenbereich nachgefragt haben. Trotz des turbulenten Starts in das Jahr konnten wir bis Ende Januar über 80 Millionen EURO in unserem iShares Sustainable Euro Corporate Bond 0-3yr UCITS ETF einsammeln. Dies ist per se ein starkes Zeichen und wir erwarten, dass die Nachfrage anhält.

Wie erfolgt der Auswahlprozess bei diesen Anleihen und welche Kriterien werden dabei angelegt?

In Falle des iShares Sustainable Euro Corporate Bond 0-3yr UCITS ETF wird der Barclays MSCI Euro Corporate 0-3 yr Sustainability ex Controversial Weapons Index abgebildet. Diesem liegt der ESG-Bewertungsprozess von MSCI zu Grunde. Mit 200 Mitarbeitern analysiert MSCI etwa 9.000 Unternehmen, welche Anleihen begeben haben. Beim Ratingprozess von MSCI fließen über 1.000 Datenpunkte und Informationen aus Aktionärsversammlungen der letzten 13 Jahre mit ein. Hierbei wird jedem Unternehmen nach einem industriespezifischen „Best-in-Class“ Ansatz ein individuelles ESG Rating gegeben. Das heißt, dass nur die in ihrer jeweiligen Industrie am besten bewerteten Unternehmen am Ende übrig bleiben. Ganz zum Schluss werden dann noch Firmen ausgeschlossen, welche im Bereich „Controversial Weapons“ tätig sind.

Gibt es hinsichtlich der Rendite-Entwicklung, Volatilität etc. Unterschiede zu klassischen Unternehmensanleihen?

Die Rendite ist natürlich nicht statisch und variiert über die Zeit. Im Backtesting über die letzten 3 Jahre konnten wir jedoch weder im Hinblick auf die Rendite noch die Volatilität einen signifikanten Unterschied feststellen. Aber nochmal: dies ist historisch. Da durch einen „Best-in-Class“ ESG Auswahlprozess das Anlageuniversum theoretisch durchaus recht stark vom Ursprungsindex abweichen kann, kann sich dies in der Zukunft jedoch durchaus ändern. Jedoch gibt es nicht wenige, welche einen langfristigen Vorteil für Unternehmen sehen, die gut im Hinblick auf Nachhaltigkeitskriterien abschneiden.

Wird das Angebot im Bereich nachhaltige Anleihen aus Ihrer Sicht im ETF-Bereich schon bald deutlich größer werden?

Da wir, wie eingangs erwähnt, mit einer weiterhin erhöhten Nachfrage für nachhaltige ETF Strategien im Anleihenbereich rechnen, erwarten wir ebenfalls ein steigendes Angebot. Da für ETFs die Liquidität eine sehr große Rolle spielt, muss man jedoch aufpassen, den Markt nicht zu verwässern. Für uns bei iShares ist das Thema Nachhaltigkeit absolut im Fokus. Daher können Investoren durchaus mit der einen oder anderen Neuerung in diesem Bereich rechnen.

Zudem legte iShares einen ETF auf europäische Hochzins-Unternehmensanleihen auf. Gehen Anleger aufgrund des Niedrigzinsniveaus immer höhere Risiken ein, so dass die Nachfrage nach solchen Produkten steigt?

Ich nehme an Sie spielen auf den iShares Euro Corporate Bond BB-B UCITS ETF an, welcher Investoren einen VAG-Richtlinien-konformen Zugang Euro-Unternehmensanleihen unter dem Investment-Grade-Niveau mit Ratings zwischen BB+ und B- bietet.

Es ist richtig, dass das anhaltende Niedrigzinsumfeld Investoren vor immer größere Herausforderungen stellt, Renditeerwartungen zu erfüllen. iShares bietet in Europa momentan sieben Hochzins-Anleihen ETFs für europäische, US und globale Märkte an. Investoren haben uns gegenwärtig über 8 Milliarden USD in diesem Segment anvertraut.

Neben der erhöhten Rendite, nutzen Investoren den Sub-Investment Grade Bereich auch zur weiteren Diversifikation um die Portfolien effizienter zu machen. Ein weiter Aspekt der dieses Segment attraktiv macht: Die Preise von Hochzinsanleihen werden von steigenden Zinsen bei Staatsanleihen weniger negativ beeinflusst als Anleihen im Bereich Investment Grade.

Wie erfolgt die Auswahl und welche Länder und Branchen sind besonders im Index vertreten?

Der angesprochene ETF bietet ein diversifiziertes und sektorenübergreifendes Engagement in Anleihen unterhalb Investment Grade-Status an. Hierbei wird sich auf in Euro lautende Anleihen mit einem Rating von BB+ und B- beschränkt. Die momentan am stärksten vertretenden Regionen sind Italien, Deutschland und Frankreich und machen rund 50% des ETFs aus. Die am stärksten vertretenden Branchen sind Bankwesen, Produktionsmittel und Kommunikation und stellen ebenfalls etwa 50% dar.

Wie hoch ist derzeit der Renditeaufschlag des ETF gegenüber einem vergleichbaren Investment Grade-Anleihen-ETF?

Der Renditeaufschlag variiert hier natürlich und hängt vom jeweiligen durchschnittlichen Kreditrisiko der Zugrunde liegenden Unternehmen ab. Der hier angesprochenen iShares Euro Corporate Bond BB-B UCITS ETF bietet derzeit mit einer Effektivverzinsung von etwa 4,8% eine Renditeaufschlag von rund 3,6 % im Vergleich zu einem europäischen und in EUR denominierten rein aus Investment Grade Anleihen bestehenden Portfolio.