Sebastian Hasenack ist Leiter Vertrieb bei Solidvest, der Onlinevermögensverwaltung der DJE Kapital AG (DJE).

Sebastian Hasenack (Solidvest): "Wir entscheiden und nicht der Algorithmus"

Das Extra-Magazin beleuchtet regelmäßig die deutschen digitalen Vermögensverwalter, oft auch Robo-Advisors genannt. Performancesieger wurde diesmal Solidvest *. Wir haben daher bei Sebastian Hasenack, Leiter Vertrieb bei Solidvest, der Onlinevermögensverwaltung der DJE Kapital AG (DJE), nachgefragt.

Tipp: Den großen Robo-Advisors-Vergleich 2019 können Sie in der Extra-Magazin-Ausgabe April/Mai 2019 nachlesen.

Herr Hasenack, im Extra-Magazin-Vergleich von 24 deutschen digitalen Vermögensverwaltern landet Solidvest bei der Wertentwicklung binnen eines Jahres ganz vorne. Bei jeder getesteten Allokation landen Sie auf Platz eins. Was haben Sie besser gemacht? 

In erster Linie war unsere aktive Risikosteuerung der Kundendepots wichtig. Speziell im vierten Quartal 2018 haben wir die Investmentquote deutlich reduziert, konnten mit einer taktischen Cash *-Reserve dann zu Jahresbeginn neue Chancen nutzen. Generell gilt: Alle vier Anlageprofile, die wir unseren Kunden entsprechend ihres Risikoempfindens bei Solidvest anbieten, profitieren auch vom Research aus dem Hause DJE, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Ein Beispiel zum Risikomanagement: Wir haben im Profil „Chance +“ mit einem Anteil von bis zu 100 Prozent Aktien zwar keine Anleihen – aber wir können die Aktienquote auch zugunsten einer Cash-Quote reduzieren. Mit dieser Flexibilität können wir zunehmend volatileren Märkten dynamisch begegnen.

Werden Sie auch zukünftig die Perlen aufspüren können?

Wir suchen weiter. Denn Marktexpertise ist für uns gelebte Praxis: Wir setzen auf eine Kombination aus Big Data-Auswertungen, persönlichen Unternehmensbesuchen vor Ort und dem breiten Fachwissen unseres Teams bei allen anschließenden Analysen. Finale Anlageentscheidungen treffen wir – und nicht ein standardisierter Algorithmus wie bei vielen Robo-Advisors. Unser 16-köpfiges DJE-Analystenteam nutzt dabei die FMM-Methode. Vor mehr als 40 Jahren von Dr. Jens Ehrhardt erdacht, durchleuchtet sie die Märkte dreidimensional: fundamental, monetär und markttechnisch. Im Laufe der Jahre haben wir die FMM-Methode stetig weiterentwickelt und 2014 vollständig digitalisiert. Die DJE-Datenbank enthält tausende wirtschafts- und börsenrelevante Indikatoren – täglich aktualisiert und neu ausgewertet. Die Perlensuche gehört also zu unserer DNA, sie macht uns Spaß!

Durch Ihre Konzentration auf wenige Einzelwerte werden Sie wohl auch künftig stärker vom Marktdurchschnitt abweichen als andere Robo-Advisors. Bedeutet das nicht umgekehrt ein erhöhtes Risiko, wenn es mal nicht nach Ihren Vorstellungen läuft?

Ganz im Gegenteil. Wir haben anders als gängige Robo-Advisors und insbesondere Start-Ups hausintern die Methoden und Möglichkeiten, gezielt in aussichtsreiche Unternehmen zu investieren. Wir bieten unseren Kunden ein globales Aktien- und Anleihenspektrum, dass zugleich eine breite Diversifizierung über unterschiedliche Branchen, Regionen und Länder zulässt. Mit ETFs hingegen investieren sie zwar in diverse Märkte, aber eine aktive Vermögensverwaltung können sie nicht ersetzen. Denn wenn diese Märkte weltweit schlecht laufen, können sich ETFs diesem Trend nicht entziehen – mit automatischen Verlusten. Wir können aber gegensteuern und unsere Kernkompetenzen als Portfoliomanager ausspielen.

In Sachen Kosten ist Solidvest allerdings eher bei den teureren Anbietern. Weshalb ist das gerechtfertigt?

Besagte Kosten basieren vorrangig auf einem deutlich höheren Aufwand für Analyse und Management, was sich unterm Strich auszahlt. Konkret: Wir möchten mit aktivem Management am Ende des Jahres mindestens besser sein als der Vergleichsindex, der über ETFs abgebildet wird. Für unsere Kunden zählt die Performance – abzüglich der Kosten. Wir sind überzeugt davon, für jeden Kunden – insbesondere aufgrund unserer Kompetenzen als Portfoliomanager – dauerhaften Mehrwert zu generieren.  

Auf ETF-Basis würden Sie möglicherweise an der Kostenschraube drehen können. Was spricht dagegen?

Mit Blick auf unsere Produktkosten können wir die Kostenschraube nicht weiterdrehen. Schließlich bringt die direkte Investition in auf Herz und Nieren geprüfte Aktien und Anleihen keine weiteren Kostenbelastungen für unsere Kunden mit sich. Durch reinen Einsatz von ETFs würden wir unserer Anlagephilosophie und unserem Leistungsanspruch als aktive Assetmanager nicht treu bleiben. Daher ist dies für uns aktuell keine Option.

Worauf konzentrieren Sie sich derzeit in Ihren Portfolios?

Leider können wir zu einzelnen Investments keine Auskunft geben. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem DJE-Research aber stets alle entscheidenden Trends und Entwicklungen im Blick. Viele Kunden haben zudem persönliche Vorlieben für Themen, die Gesellschaft und Wirtschaft bewegen. Wer also von bestimmten Trends und Themen persönlich besonders überzeugt ist, kann diese mit Solidvest im Rahmen seiner Anlagestrategie höher gewichten. Dazu zählen zentrale Marktreiber wie „Rohstoffe & Chemie“, „Dividendenrendite“ und „Digitales Leben & Innovation“.