23. Februar 2022
Simon Klein (Xtrackers): Das Vertrauen in ETFs bei Anlegern ist hoch

Simon Klein (Xtrackers): Das Vertrauen in ETFs bei Anlegern ist hoch

Xtrackers, die ETF-Sparte der DWS Group, wird 15. Zu diesem Anlass verrät uns Simon Klein, Global Head of Passive Sales bei der DWS, wie sich der Markt in der Zeit verändert hat und welche Zukunft er für ETFs sieht.

Herr Klein, Xtrackers wird 15. Wenn Sie einen Blick auf diese lange Zeitspanne werfen, hat sich aus Ihrer Sicht sehr viel getan? Was sind die größten/wichtigsten Veränderungen für Xtrackers?

Das Faszinierende ist, dass Xtrackers heute ganz anders aufgestellt ist als vor 15 Jahren, aber gerade deshalb so stark gewachsen ist. Ein ETF ist ja kein Selbstzweck, sondern erfüllt den Wunsch eines Anlegers, sich an einem bestimmten Markt zu beteiligen. Genauso, wie sich die Wünsche der Anleger geändert haben, hat sich die Xtrackers-Produktpalette im Laufe der Zeit entwickelt. Die Kundenorientierung war schon zum Start von Xtrackers 2007 zu sehen, als synthetische ETFs bei Anlegern deutlich beliebter waren.

Eine wichtige Veränderung war dann die Umstellung von Xtrackers von einem Anbieter überwiegend synthetischer ETFs auf eine physische Indexabbildung. Dementsprechend haben wir die Produktpalette umgebaut. Die zweite Veränderung war ab 2017 der systematische Aufbau eines Angebots an ESG-ETFs. Auch hier steckt wieder eine Neuausrichtung der Anlegerpräferenzen dahinter. 2021 entfielen rund 40 Prozent unserer Zuflüsse – diese Größenordnung gilt übrigens für den gesamten ETF-Markt in Europa – in ETFs für eine nachhaltige Kapitalanlage. Hätten wir nicht so schnell reagiert, hätten wir nicht die nachgefragten ETFs bieten können.

Erinnern Sie sich noch an den ersten ETF, den Xtrackers aufgelegt hat und wie er bei Kundinnen und Kunden ankam?

Ja, daran erinnere ich mich sehr gut. Das war eine faszinierende Aufbruchsstimmung, einen komplett neuen, innovativen ETF-Anbieter in einem sich gerade entwickelnden Markt aufzubauen. Wir haben ja in unserem kleinen Team bei den ersten Xtrackers-ETFs alles selbst gemacht: Produktauflage, Index-Tracking, Vertrieb, Handel und vieles mehr. Als im Januar 2007 unsere ersten ETFs an der Börse notiert wurden, haben wir schnell gesehen, dass sie von den Anlegern sehr gut angenommen wurden.

Wir waren in den ersten Jahren der am schnellsten wachsende ETF-Anbieter in ganz Europa, noch vor allen US-Anbietern. Das war ein unglaublicher Erfolg. Es war vor allem sehr motivierend zu sehen, mit welchem Engagement sich das Team in dieser Zeit entwickelt hat und wie eng wir mit unseren Kunden zusammengearbeitet haben.

Und wie hat sich in dieser Zeit der Markt verändert?

Der ETF-Markt 2007 und 2022 ist kaum noch miteinander zu vergleichen. Der Wettbewerb ist viel größer und das ist positiv für den Kunden. Er hat eine große Produktauswahl und der Konkurrenzdruck hat die Gebühren fallen lassen. Außerdem ist das verwaltete Volumen bei allen Marktteilnehmern viel größer und die Ansprüche der Kunden sind auch höher. Früher galten ETFs als innovativ und waren etwas für Spezialisten.

Heute sind ETFs ein fester Bestandteil der strategischen Geldanlage und damit als Standardprodukte gesetzt. Das ist aber positiv, denn damit sind sie von allen Investorengruppen akzeptiert. Nicht nur bei Privatanlegern, sondern auch bei Versicherungen, Stiftungen und anderen professionellen Anlegern. Das eröffnet uns natürlich große Chancen, weiter zu wachsen.

Welche Trends sind gekommen und geblieben, welche vielleicht unerwarteterweise wieder verschwunden?

Die ETF-Branche war immer schon sehr professionell und kostenbewusst. Es wurden nie leichtfertig „trendy“ ETFs aufgelegt, wie man es vielleicht von anderen Anlageprodukten gekannt hat. Aber es hat natürlich Trends gegeben, bei denen es vielleicht etwas länger gedauert hat, bis sie sich durchgesetzt haben. Die ersten Xtrackers-Smart-Beta-ETFs, zum Beispiel auf Value- oder Momentum-Indizes, haben wir schon 2014 aufgelegt. Da mussten wir in der ersten Zeit viel erklären, worum es bei Smart-Beta geht. Aber das hat sich gelohnt, derzeit sind Value-ETFs sehr gefragt, weil es in die aktuelle Marktphase passt. Sie verwalten hohe Anlagevolumen.

Ein Trend, der eher noch am Anfang steht, sind thematische ETFs. Mit dem Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data ETF (WKN: A2N6LC) haben wir gezeigt, dass man auch mit innovativen Features wie einen Patent-Screening an einen Index herangehen kann. Da wird noch viel passieren, gerade in der Verbindung von nachhaltiger und thematischer Anlage. Die nachhaltige Kapitalanlage, also alles, was mit ESG und Impact Investing zu tun hat, ist heute weit mehr als ein Trend, hat sich aber auch erst entwickelt. Xtrackers hatte schon 2009 den ersten ETF mit dem Ziel einer Reduzierung des CO2-Fußabdrucks aufgelegt, abgebildet wurde der S&P-US-Carbon-Efficient-Index. Damit waren wir allerdings der Zeit voraus. Der ETF stand damals noch nicht m Fokus der Anleger und wurde wieder geschlossen. Das ist jetzt natürlich komplett anders. Die nachhaltige Kapitalanlage ist für viele ETF-Anleger mittlerweile ein selbstverständliches Kriterium geworden.

Welche Zukunftspläne gibt es bei Xtrackers 2022 und darüber hinaus?

Das Wachstum der Xtrackers-ETF-Plattform vor allem im vergangenen Jahr basierte auf einer Vielzahl von Fortschritten, die wir erreicht haben. Das betrifft den Ausbau der Produktpalette, aber auch die Stärkung der Vertriebsmannschaft nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Asien. Das bedeutet, alle Bausteine sind vorhanden, um auch in den kommenden Jahren dynamisch zu wachsen. Wir sehen uns als ETF-Supermarkt mit einem breiten Angebot, daran halten wir auch in Zukunft fest. Allerdings werden wir wie schon in der Vergangenheit genau darauf achten, dass die Produkte im Regal stehen, die von unseren Kunden gewünscht werden.

Bemerken Sie eine Unsicherheit bei Ihren Kunden, was die aktuelle Marktsituation betrifft, etwa aufgrund der Inflation? Bemerken Sie eine Crash-Angst? Wie gehen Sie damit um?

Seit der Gründung von Xtrackers 2007 war der Kapitalmarkt ununterbrochen im Krisenmodus: Von der Finanzkrise über die Euro-Staatschulden-Krise bis zur Corona-Krise, um nur einige zu nennen. In dieser Zeit hat sich das verwaltete Volumen im ETF-Markt in Europa und auch bei Xtrackers vervielfacht. Jede dieser Krisen war ernst und man sollte auch die Herausforderungen durch die Inflation und aktuelle geopolitische Konflikte sehr ernst nehmen.

Aber das ETF-Angebot ist so vielfältig, es bietet für jede Marktsituation eine Möglichkeit, sein Portfolio dementsprechend auszurichten. Daher sehe ich auch keine Unsicherheit bei unseren Kunden. Sie sind sich vielmehr der Möglichkeiten bewusst, die der ETF-Markt bietet. Auch bei Privatanlegern ist der Zuspruch bei ETF-Sparplänen weiter sehr groß.

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Immer mehr Menschen befassen sich mit Geldanlage und ETFs. Was denken Sie, wie sich der Trend weiter entwickeln wird?

Ich sehe eine große Chance, dass der jüngste Aufschwung von ETF-Anlagen bei Privatanlagern noch lange anhält. Als wir in Deutschland das letzte Mal ein ähnliches Interesse an der Börse hatten, diskutierten alle über einzelne Aktien oder Technologie-Indizes. Heute ist der MSCI-World-Index mit mehr als 1.500 Werten der beliebteste von Xtrackers-ETFs abgebildete Index. Insgesamt verwalten wir mehr als zwölf Milliarden Euro in unseren beiden MSCI-World-ETFs mit synthetischer und physischer Indexabbildung.

Ich glaube, das zeigt schon, dass die ETF-Anleger 2022 in ihrer Mehrzahl sehr strategisch und langfristig vorgehen. Außerdem bin ich sehr optimistisch, dass die fortschreitende Digitalisierung die ETF-Anlage noch weiter unterstützen wird. Robo-Advisors, Anlage-Apps auf dem Smartphone und vieles mehr sind ja längst noch nicht bei allen Anlegern angekommen. ETFs sind ein ideales Mittel für die digitale Geldanlage, hier sehe ich noch ein großes Potenzial für die Branche.