10. September 2018
Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Stuttgarter Bankhaus Bauer.

Thomas Metzger: "Die zweite Börsenreihe nicht außer Acht lassen"

Wir sprachen mit Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Stuttgarter Bankhaus Bauer, über Investmentmöglichkeiten jenseits des Dax, seine aktuelle Einschätzung der Märkte und wie er derzeit im Bereich Small und Mid Caps positioniert ist.

Herr Metzger, vor allem der Dax steht in der Regel im Rampenlicht, wenn es um „Börse“ und Anlagen in Aktien geht. Sie raten allerdings dazu, sich breiter aufzustellen. Wieso?

Nun die Stabilität eines Portfolios hängt ganz wesentlich von der grundsätzlichen, strategischen Asset Allocation, also der Aufteilung des anzulegenden Vermögens auf die einzelnen Anlagekategorien wie Aktien, Renten usw., ab. Wichtig ist, eine ausreichende Diversifikation im Depot zu fahren, also breit zu streuen und nicht alles auf eine Karte zu setzen. Insbesondere beim mitunter sehr volatilen Thema Aktien ist dies wichtig. So hätte ein einfaches Investment in den Dax über die vergangenen 30 Jahre zwar mehr als acht Prozent Gewinn p.a. erwirtschaftet. Es macht aber dennoch Sinn, auch im Aktienblock mit unterschiedlichen Strategien zu arbeiten. Vor allem die sogenannten Small und Mid Caps, also die „kleineren“ Werte aus der zweiten Börsenreihe, sollte man hier nicht außer Acht lassen. Entsprechende Indizes wie der MDax konnten den Dax gerade langfristig betrachtet, was die Performance angeht, deutlich hinter sich lassen.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für dieses gute Abschneiden der Nebenwerte?

Viele der entsprechenden Unternehmen sind mit ihren zum Teil sehr fokussierten Kernkompetenzen, oftmals im Bereich wichtiger technologischer Zukunftstrends, in der Lage, den Gewinn dynamischer zu steigern, als z.B. große Dax-Unternehmen. Des weiteren unterscheidet sich die Branchenzusammensetzung eines Nebenwerte-Index wie des MDax, die eher den deutschen Mittelstand widerspiegelt, doch recht stark von der Aufteilung des Dax, welche von Banken, Versicherern und Automobilherstellern geprägt ist. Gerade Titel dieser Branchen zogen zum Teil die Performance zuletzt nach unten.

Und wie steht es um die Risiken bei kleineren Aktienwerten?

Phasenweise war bei deutlichen Kursrückgängen am Aktienmarkt zu beobachten, dass Nebenwerte stärker verloren haben als „Blue Chips“ bzw. generell kurzfristig betrachtet eine höhere Volatilität, also Schwankungsbreite der Kurse, lieferten. Man sollte deshalb schon eine klare strategische Meinung zu seinen Positionen im Small- und Mid-Cap-Bereich haben und an dieser auch dann festhalten, wenn kurzfristig Nervosität an den Märkten aufkommt. Natürlich ist es aber notwendig, seine fundamentale Sicht der Dinge regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen.

Sie managen unter anderem einen Multi Asset-Fonds. Welche Rolle spielen in Ihrem Portfolio Nebenwerte?

Derzeit sind wir alleine mit mehr als 15 Prozent des Aktienblocks in deutsche Small- und Mid-Caps investiert. Mich überzeugen nach wie vor die Flexibilität vieler Unternehmen, schneller als große Large Caps auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Daneben könnten sich verstärkte Übernahmeaktivitäten als Kurstreiber erweisen.

Wie schätzen Sie derzeit die Lage der Märkte grundsätzlich ein?

Die ganz großen Kursgewinne erwarte ich nicht mehr bis Jahresende und auch 2019 wird die Performance überschaubar bleiben. Ganz einfach weil die Märkte in Relation zu den Gewinnen der Unternehmen nicht mehr günstig sind und momentan doch einige Unsicherheitsfaktoren belasten. Der wahrscheinlich weiter eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Turbulenzen einiger Schwellenländerwährungen ersticken derzeit jeden Versuch eines Befreiungsschlages des Marktes, obwohl das solide Gewinnwachstum der Unternehmen vor allem in den USA durchaus höhere Kursniveaus rechtfertigen würden. Vor dem Hintergrund einer solide laufenden weltweiten Konjunktur und sehr attraktiven Dividendenniveaus, sehe ich die Märkte allerdings nach unten recht gut unterstützt. Außerdem fehlen mit Blick auf die immer noch niedrigen Zinsen einfach die Anlagealternativen, was Investoren immer wieder bei Aktien zugreifen lassen sollte.