15. Juni 2020
Erik Podzuweit

Wir machen Trading für Privatanleger einfacher und günstiger

Scalable Capital startet mit einem neuen Broker-Angebot in Deutschland. Kunden können über den digitalen Vermögensverwalter nun auch Aktien, ETFs oder Investmentfonds kaufen. Wir haben dazu mit Erik Podzuweit, Mitgründer und Geschäftsführer von Scalable Capital gesprochen.

Tipp: Am Ende des Beitrags finden Sie unser exklusives Podcast-Interview, das wir zur Einführung des neuen Broker-Angebots geführt haben.

Herr Podzuweit, spannende Entwicklung bei Scalable Capital. Wie lange haben Sie und Ihr Team an der Einführung des neuen Broker-Angebots gearbeitet?

Als Fintech geht es für uns immer darum, die neuesten Trends im Finanzbereich im Auge zu behalten. Dazu zählen auch Neuerung im Brokerage-Geschäft. Die Idee eines eigenen Neo-Brokers beschäftigt uns schon lange. In die konkrete Entwicklung sind wir dann vor circa einem Jahr gegangen. Die letzten Monate haben wir viel Zeit und Engagement in den Broker gesteckt. Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis. Zum einen haben wir eine stabile Plattform geschaffen und zum anderen innovative Features – zum Beispiel den Split Tracer – entwickelt, mit dem Anleger die Performance eines Wertpapiers mit nur zwei Fingertipps in der App verfolgen können. Und das ist nur eine von vielen technischen Feinheiten.

Scalable Capital ist mit diesem Schnitt nicht mehr nur ein digitaler Vermögensverwalter. Sie bieten inzwischen auch Tagesgeld- und Festgeld an. Nun das Brokerage-Angebot. Entwickelt sich Scalable Capital hin zu einer vollumfänglichen Digitalbank?

Wir verstehen uns als Plattform, die unseren Kunden ein Zuhause für ihre Investments bietet. All unsere Angebote – von der digitalen Vermögensverwaltung über Tagesgeld und Festgeld bis zum Neo-Broker – beschäftigen sich im Kern mit dem Thema Geldanlage. Das ist unser Schwerpunkt und da fühlen wir uns zu Hause.

Warum haben Sie sich gerade für die Einführung von Abo-Modellen und den kostenfreien Handel entschieden?

Wir sind vor rund fünf Jahren gestartet, um die professionelle Vermögensverwaltung einem größeren Kreis von Menschen zugänglich zu machen. Schon damals war ein preiswertes und transparentes Angebot ein wesentlicher Faktor. So ähnlich ist das auch mit unserem Neo-Broker. Gerade mit der „Prime Broker“-Flatrate * von 2,99 Euro pro Monat für alle Trades machen wir Trading für Privatanleger einfacher und günstiger. Außerdem schaffen wir durch den Festpreis maximale Kostenklarheit. Das passt gut zu unserem Ziel, die Geldanlage zu demokratisieren.

Das Handelsangebot ist für Ihre Kunden eingeschränkt. Es können Wertpapieraufträge nur auf Gettex aufgegeben werden. Zudem sind aktuell nur Aktien, ETFs und Investmentfonds handelbar. Warum ist das so?

Wie in unserer digitalen Vermögensverwaltung liegt für uns ein besonderes Augenmerk auf ETFs. Am Börsenplatz gettex können rund 1.400 ETFs gehandelt und im Scalable-Broker auch dauerhaft kostenfrei bespart werden. Darüber hinaus umfasst das handelbare Universum der Aktien und aktiven Fonds rund 7.000 Wertpapiere.  Wer also nicht gerade in sehr spezialisierte Papiere investieren möchte, findet dort alle wichtigen internationalen Titel. Und natürlich möchten wir das Universum der handelbaren Produkte erweitern und zu einem späteren Zeitpunkt zum Beispiel den Handeln mit Derivaten ermöglichen.

Nicht nur Ihr Unternehmen bietet kostenfreien Wertpapierhandel an. Warum können Sie gegenüber den klassischen Banken aber auch Direktbanken so günstige Konditionen bieten. Rechnet sich das überhaupt für Sie?

Wir halten unsere Kosten niedrig, weil wir konsequent auf moderne Software setzen. Außerdem profitieren wir natürlich von der bestehenden Infrastruktur unserer digitalen Vermögensverwaltung. Hier gibt es einige Ähnlichkeiten und Synergieeffekte, etwa bei der Technologie, mit der wir Brücke zur Baader Bank schlagen.Große Teile der Entwicklungsarbeit hatten wir also bereits geleistet. Deshalb können wir unsere Leistungen auch viel günstiger anbieten, als wenn wir die Anbindung des Brokers von Grund auf neu entwickelt hätten.

Was die Vergütung angeht, erhalten wir anders als in unserem Vermögensverwaltungsgeschäft bei manchen Produkten eine Provision des Produktanbieters, beispielsweise bei Fonds, aber auch bei ETFs. Dies geschieht bei allen großen Brokern und Handelsplattformen. Letztlich kostet unser Service den Kunden auch etwas. Er ist zwar sehr günstig, aber dennoch nicht ganz kostenlos. So rechnet sich die Plattform klassisch über Economies of Scale.

Ihr ETF-Sparplanangebot zählt mit 1.400 ETFs von allen ETF-Anbietern und kostenfreier Ausführung zu den besten am Markt. Machen Sie sich damit nicht selbst bei Ihrer digitalen Vermögensverwaltung Konkurrenz?

Wir sehen da ganz unterschiedliche Bedürfnisse, wenn es um Geldanlage geht. Der eine möchte sich nicht aktiv mit seinen Finanzen beschäftigen und weiß unsere digitale Vermögensverwaltung zu schätzen. Der andere möchte seine Anlageentscheidungen lieber selbst in die Hand nehmen. Für diese Kunden haben wir nun unseren Neo-Broker. Manche werden sicher auch beides kombinieren. Auch ich selbst  handele mit Einzeltiteln, will aber einen Teil meines Vermögens regelgebunden verwaltet wissen. Unsere Plattform bietet den Kunden ein Zuhause für ihre Investments, egal ob sie aktiv handeln oder nicht. Insofern sehe ich in dem Online-Broker eine sinnvolle Ergänzung unseres Angebots, gerade auch um junge Kunden zu gewinnen, die den Vermögensaufbau über ETF-Sparpläne starten möchten.

Sie arbeiten ja bereits mit vielen Banken im Rahmen Ihrer digitalen Vermögensverwaltung zusammen. Nun machen Sie diesen Instituten direkte Konkurrenz im Wertpapiergeschäft. Wie kam das bei Ihren Kooperationspartnern an?

Die Kunden klassischer Banken und jene, die wir mit unserem Neo-Broker ansprechen, haben unterschiedliche Ansprüche. Viele Institute bieten Leistungen rund um Zahlungsverkehr, Vermögensanlage und Kreditgeschäft und sprechen damit den Kunden an, der ein vollständiges Service- und Produktangebot wünscht.

Ist es geplant das Brokerage-Angebot auch anderen Kooperationspartnern anzubieten, so wie Sie es auch schon mit dem Angebot der digitalen Vermögensverwaltung tun?

Grundsätzlich stehen alle Innovationen, die wir selbst entwickeln, ebenfalls unseren Partnern zur Verfügung, seien es einzelne Features oder ganze Produktlösungen. Dadurch, dass wir eigene Erfahrungen mit Neuentwicklungen im B2C-Bereich machten, können wir B2B-seitig wertvolles Wissen an unsere Partner weitergeben. Auch im Hinblick auf unseren Neo-Broker möchten wir unsere Expertise und unsere Lösungen mit Kooperationspartnern teilen.

Welche Produkterweiterungen im Bereich Brokerage kann in diesem Jahr noch erwartet werden?

Wir haben verschiedene Innovationen auf unserer Roadmap geplant. Unser Ansatz war jedoch schon immer „show, don’t tell“. Erstmal haben wir den Launch im Blick. In einem nächsten Schritt kümmern wir uns um etwaige Produkterweiterungen.