"Wir wollen uns deutlich breiter aufstellen"

Heike Fürpass-Peter betreut nun im deutschsprachigen Raum nicht nur die Privatanleger sondern auch die institutionellen Kunden von Lyxor. Das EXtra-Magazin nahm dies zum Anlass, sie über die neuen Herausforderungen in ihrer Funktion zu befragen, die Innovationen des Hauses sowie den ETF-Markt insgesamt.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Funktion! Sie sind nun neben den Privatkunden auch für die institutionellen Investoren zuständig. Vor welcher Herausforderung stehen Sie und was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

Gerade ein so stark wachsendes Segment wie der ETF-Markt zieht viele – auch neue – Anbieter an. Für ein erfahrenes ETF-Haus wie das unsere ist es umso wichtiger, sich in diesem Umfeld nicht nur zu behaupten, sondern auch Marktanteile hinzuzugewinnen. Unsere kostengünstigen Core ETFs ermöglichen es uns, Lyxor gerade auch bei physischen Kerninvestments neu zu positionieren. Um noch näher auf die spezifischen Anforderungen deutscher und österreichischer Investoren einzugehen, werden wir unsere übergreifende Lyxor-Strategie sowie Produkte entsprechend anpassen. Hier wollen wir unter anderem dafür sorgen, dass noch mehr unserer Fonds an deutschen Börsenplätzen gehandelt werden. Durch eine Ansprache neuer Anlegergruppen, die bisher nur selten ETFs genutzt haben, wie zum Beispiel Altersvorsorgeeinrichtungen, Unternehmen oder auch Vertriebseinheiten, wollen wir uns deutlich breiter aufstellen. Die durch MiFID geförderte Kostentransparenz dürfte ETFs Rückenwind bieten, was wir durch eine granularere Kundenbetreuung unterstützen wollen.

Bei Lyxor hat sich zuletzt einiges getan. Vor kurzem richteten sie eine neue Kategorie von Basis-ETFs ein, mit denen man sehr kostengünstig in die wichtigsten Anlageregionen und Anlageklassen investieren kann. Wie werden diese Produkte angenommen, kommt es bereits zu Umschichtungen und größeren Zuflüssen?

 Unser Vorstoß wird vom Markt sehr positiv aufgenommen. Unser STOXX Europe 600 ETF ist inzwischen auf über 1,2 Mrd. angewachsen. Zuflüsse gab es beispielsweise auch bei US TIPS sowie beim MSCI EMU ETF. Der Grund für das Interesse ist gut nachvollziehbar. Unsere Kunden schätzen die einfache Struktur sowie die niedrigen Kosten bei gleichzeitig hoher Qualität. Die Core-Range wird daher ein Hauptbestandteil unserer Expansionsstrategie sein.

Lyxor steht auch für nachhaltiges Investment. So legten Sie zuletzt drei SRI-ETFs auf. Wer sucht die entsprechenden Aktien aus, welche Kriterien spielen hierbei eine Rolle und was unterscheidet diese von anderen ähnlichen Produkten?

Grundlage bilden die MSCI Nachhaltigkeits-Indizes, die einen Best-in-Class-Ansatz verfolgen. Aktien mit der höchsten ESG-Bewertung erhalten im Index eine höhere Gewichtung. Das Lyxor Trend-Leader-Konzept geht noch einen Schritt weiter. Dabei wird nicht nur das ESG-Profil eines Unternehmens klar bestimmt. Darüber hinaus wird auch berücksichtigt, wie das entsprechende Rating sich im Zeitverlauf verändert. Konkret: Unternehmen, die sich um die Verbesserung ihres Ratings bemühen, erhalten eine höhere Punktzahl. Im Index kann das dann zu einer höheren Gewichtung führen. Alle ESG-Trend-Leader-ETFs schließen automatisch Unternehmen aus, deren Geschäftsmodell im Grundsatz allgemeinen ESG-Zielen zuwiderläuft. Hierzu zählen beispielsweise Produzenten von Alkohol, Tabak, Waffen, aber auch Unternehmen aus den Bereichen Nuklearenergie und Glücksspiel.

Stellen Sie bei Lyxor eine gestiegene Nachfrage bei nachhaltigen Produkten fest und warum sollte man abseits des Nachhaltigkeitsanspruchs in solche ETFs investieren?

Nach Angaben des Forums für nachhaltige Geldanlagen lässt sich in der DACH-Region ein steigendes Anlagevolumen bei nachhaltigen Produkten feststellen. Dies gilt vor allem für institutionelle Anleger. Bei Lyxor sehen wir ebenfalls ein erhöhtes Interesse. Vor dem Hintergrund der Pläne der EU-Kommission, Nachhaltigkeit stärker in den Portfolios von Großanlagern zu verankern, dürfte die Nachfrage weiter wachsen. Mit unseren ETFs können Investoren ihre Core-Investments in den Bereichen Aktien Welt, Schwellenländer, USA und Europa nun problemlos und mit gleichwertigen Renditen nachhaltig ausrichten– und das bei einer Gesamtkostenquote von nur 0,20 Prozent.

Lyxor legte vor kurzem den ersten europäischen Gender Equality-ETF auf. Was war der Hintergrund der Auflage, wie funktioniert hierbei die Auswahl und was macht den ETF aus Anlegersicht interessant?

Der Gender Equality ETF ist ein klassischer nachhaltiger Themenfonds, mit dem sich die Sustainable Development Goals der UN unterstützen lassen. Die sogenannten SDG sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen. Unser ETF setzt auf das Thema der Gleichstellung von Mann und Frau. Der Auswahlprozess des Index beruht auf einschlägigen Daten, welche von Equileap für 3.000 Unternehmen aus 23 Ländern regelmäßig erhoben werden. Anhand einer 19 Punkte umfassenden Bewertungsmethodik werden die 150 besten Unternehmen herausgefiltert. Die einzelnen Prüfpunkte verteilen sich auf vier Hauptbereiche: Ausgewogenheit bei der Besetzung von Führungspositionen und innerhalb der Gesamtbelegschaft, gleiche Bezahlung, Maßnahmen zur Verbesserung der Gleichstellung sowie Bekenntnis zum Grundsatz der Förderung von Frauen. Jede Firma muss eine Marktkapitalisierung von mindestens zwei Milliarden US-Dollar sowie ein tägliches Handelsvolumen von mindestens fünf Millionen US-Dollar aufweisen. Alle Werte werden im Index gleichgewichtet und jährlich ausbalanciert.

In der Produktpalette von Lyxor finden sich auch verschiedenste Smart-Beta-Produkte. Laut Lyxor- Smart-Beta-Barometer Q1/2018 gingen im März die Zuflüsse in diesen Produkten deutlich zurück. Wie sieht dies aktuell aus, welche Faktoren sind derzeit bei Lyxor besonders beliebt und bei welchen gibt es eher Abflüsse?

 Der Januar war noch ein guter Monat für Smart-Beta-ETFs. Aber dann ließ die Nachfrage deutlich nach. Im April kam es Markt zu Mittelabflüssen von über einer halben Milliarde Euro. Mehr als die Hälfte davon entfiel auf Value-Strategien.

In welchen Bereichen sehen Sie sowohl bei privaten als auch institutionellen Anlegern die größten Wachstumsraten der ETF-Branche?

Angesichts der zunehmenden „grünen“ Regulierung, die auch durch eine umfangreiche Berichterstattung begleitet wird, dürfte das Interesse an nachhaltigen Investmentstrategien wachsen. Der politische Druck auf Investoren, sich in dieser Richtung stärker zu engagieren, steigt. ETFs sollten von dieser Entwicklung profitieren, da sich mit ihnen Nachhaltigkeit leicht und mit sehr geringen Kosten im Portfolio verankern lässt. Weiteres Wachstum erwarten wir auch bei den sogenannten Core-ETFs, also solchen Produkten, die zu minimalen Kosten von teilweise gerade einmal 0,04 Prozent in die großen klassischen Märkte investieren. Im Aktienbereich machten entsprechende ETFs im vergangenen Jahr bereits die Hälfte aller Asset under Management und Mittelzuflüsse aus.

Lesen Sie dazu auch den Artikel zu ihrer neuen Funktion als ETF-Leiterin von Lyxor AM für die Anlageregion Deutschland und Österreich.