Investieren in Rohstoffe

Rohstoffe als Anlageklasse

Rohstoffe stellen eine eigene Anlageklasse dar. Hintergrund dieser Bewertung ist der Umstand, dass Rohstoffen nicht wie Kapitalanlagen durch eine Barwertberechnung oder unter Zuhilfenahme des CAPM (Kapitalgutpreismodell bzw. Capital Asset Pricing Model) ein Wert zugerechnet werden kann. Im folgenden Beitrag möchten wir Ihnen wichtige Merkmale beim Investieren in Rohstoffe erläutern.

Besonderheiten bei Rohstoffen

Rohstoffe sind zwar anlagefähige Güter, sie erzeugen aber keine regelmäßigen Dividenden, Zinszahlungen oder sonstigen Zahlungsströme. Ihr Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage und für eine Bewertung einer Position in der Zukunft kann der Preis nicht einfach aufgezinst werden. Terminpreise werden durch Schätzung des zukünftigen Angebots und der Nachfrage ermittelt. Es spricht eine Reihe von interessanten empirischen Fakten für Rohstoffe, auf die später noch genauer eingegangen wird. Allerdings sollte man stets im Auge behalten, dass sie eine höchst heterogene Anlageklasse bilden und ihre Eigenschaften zu einander und gegenüber anderen Anlageklassen stark voneinander abweichen.

Diversifikation mit Rohstoff-ETFs

Ein Hauptargument für ein Engagement in Rohstoffe ist der Diversifikationsvorteil. Sie weisen gegenüber Anleihen und Aktien eine nahe null oder sogar negative Korrelation auf. Durch die Aufnahme ins Portfolio kann ein Investor also bei sinkenden Aktienkursen von steigenden Rohstoffwerten profitieren und so sein Risiko verringern.

Rohstoffe als Inflationssicherheit

Ein weiterer fundamentaler Vorteil liegt in der positiven Korrelation einiger Rohstoffe zur Inflationsrate und zur Veränderung der Inflationsrate. So eignet sich Gold beispielsweise recht gut zur Absicherung gegen einen Anstieg des Preisniveaus. In diesem Fall steigt nämlich die Nachfrage nach dem wertbeständigen Edelmetall deutlich an. Somit ist Gold ein ausgesprochen gutes Investment im Hinblick auf mögliche Krisenzeiten.

Welche Rohstoffarten gibt es?

Während Energierohstoffe oder Gold in den letzten Jahren immer wieder in aller Munde waren ging der Handel mit anderen Rohstoffarten meist ohne viel Aufsehen über die Bühne. Insgesamt unterscheidet man fünf Hauptkategorien von Rohstoffen.

Fossile Energieträger (Erdöl, Erdgas, Benzin, etc.)

Den fossilen Energieträgern kommt definitiv die größte Bedeutung zu. Fast täglich wird über das auf und ab des Ölpreises in den Nachrichten berichtet. In vielen Rohstoffindizes nehmen fossile Energieträger den mit Abstand größten Anteil ein. Neben den Rohölsorten WTI und Brent gehören zu den fossilen Energieträgern noch Ergas, Gasöl, Heizöl und Benzin. Rohöl spielt aber absolut gesehen die Größte Rolle im Bereich der fossilen Energieträger und andere Rohstoffe sind oft direkt aus Rohöl raffiniert. 

Edelmetalle (Gold, Silber, etc.)

Edelmetalle nehmen unter den Rohstoffen eine gewisse Sonderrolle ein. Einerseits sind sie im Vergleich zu allen anderen Rohstoffen sehr gut lagerfähig, außerdem wurden sie schon seit Jahrtausenden auch als Kapitalanlage, z.B. Goldmünzen, genutzt. Dies führt auch dazu, dass beim Gold – im Gegensatz zu anderen Rohstoffe – der Lagerbestand immer sehr hoch ist, da es von vielen zu Wertaufbewahrungszwecken gekauft wird. Neben Gold, zählen noch Silber, Platin und Palladium zu den Edelmetallen. 

Industriemetalle (Kupfer, Eisen, etc.)

Industriemetalle werden im Wesentlichen im produzierenden Gewerbe und in der Bauwirtschaft eingesetzt. Die Nachfrage ist deshalb sehr stark an die weltweite gesamtwirtschaftliche Lage gekoppelt. Einer der größten Handelsplätze für Industriemetalle ist übrigens die London Metal Exchange (LME). Kupfer und Aluminium gehören zu den wichtigsten Vertreter dieser Rohstoffart, daneben gehören noch Nickel, Zink und Blei dazu.

Agrarprodukte (Weizen, Kaffee, Baumwolle, etc.)

Landwirtschaftliche Produkte haben den modernen Futureshandel begründet. Nach den Energierohstoffen sind sie immer noch die wichtigste Rohstoffklasse. Zu den Agrarrohstoffen gehören u.a. Weizen, Zucker, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Mais, Sojabohnen und Orangensaft. Heutzutage wird der Warenterminhandel mit Agrarprodukten teilweise als negativ angesehen, da er nach der Einschätzung von Kritikern zu einer höheren Volatilität der Rohstoffpreise führt, was zu Problemen bei Produzenten v.a. aus den Dritteweltländern führt. Andere Experten sehen eher die Vorteile des Futureshandel, nämlich dass Produzenten heute schon ihre Verkaufspreise sichern können und damit Planungssicherheit haben.

Viehwirtschaft (Schweinebäuche, Rinder, etc.)

Vieh wird an der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt. Die wichtigsten gehandelten Arten sind Lebendrind, Mastrind und Schweine, wobei Lebendrind die größte Bedeutung besitzt. Beim Rind unterscheidet man zwischen Lebendrind, damit sind schlachtreife Rinder gemeint, und Mastrind, womit Jungtiere gemeint sind, deren Aufzucht soweit fortgeschritten ist, dass sie im Mastbetrieb nur noch auf Schlachtgewicht gebracht werden müssen. 

Eigenschaften der Rohstoffarten

Die Eigenschaften der verschiedenen Rohstoffe können stark unterschiedlich sein. Sei es die Saisonalität der Rohstoffe oder die Möglichkeit zur Lagerung. Verschiedene Rohstoffe können sich in ihrer Korrelation zueinander, sowie gegenüber anderen Anlageklassen, und der Inflationsrate unterscheiden, zusätzlich in ihrer Volatilität und zukünftigen Erwartung. So kann ein Metall, das bisher unersetzlich für die Produktion von Akkus war, jetzt aber durch ein effizienteres ersetzt wird, langfristig einen extremen Nachfragerückgang und damit Preisverfall erfahren. Gerade für Investoren gehören wohl Erdöl und Gold zu den am meisten nachgefragten Rohstoffen, die wenigsten haben sich vermutlich schon mal mit dem Gedanken beschäftigt in Baumwolle oder Orangen zu investieren.

Rohstoffmärkte sind Dollar-Märkte

Fast alle Rohstoffe notieren in US-Dollar. Für europäische Anleger ist dies ein bedeutendes Merkmal, denn wir rechnen im täglichen Leben in Euro. Investiert ein europäischer Anleger in Rohstoffe so hat er zusätzlich zur Wertentwicklung des Rohstoffs immer auch eine Währungskomponente, welche die Performance beeinflusst. Dies hat zwei direkte Konsequenzen: Einerseits lässt sich die Entwicklung des Investments nicht direkt mit dem Rohstoffpreis vergleichen, wenn die Anlagewährung Euro ist. Zweitens hat man ein möglicherweise ungewolltes Exposure im USD. Das Währungsrisiko (welches natürlich auch als Chance gesehen werden kann) darf man als Anleger nicht unterschätzen. Oft wandelt sich so ein Gewinn im Rohstoffpreis zu einem Verlust für den Anleger in Euro.

Rohstoff-ETFs im Portfoliokontext

Robert J. Greer hat in einem Leitfaden für Rohstoffanleger einige Vorteile von Rohstoffen im Portfoliokontext herausgestellt (Lewis, Michael & Co. (2006) „Ein Leitfaden für Rohstoffanleger“).

Vorteile von Rohstoffen im Portfolio

  • Diversifikation von Aktien und Anleihen (keine oder negative Korrelation)
  • Positive Korrelation zur Inflation und zur Veränderung der Inflationsrate
  • Langfristige Renditen und Volatilität vergleichbar mit Aktien
  • Schutz bei unerwarteten „wirtschaftlichen Überraschungen“
  • Diversifikation mit Rohstoff-ETFs

Damit bieten Rohstoffe aufgrund der geringen Korrelation eine gute Möglichkeit das Portfolio zu diversifizieren. So betrug die Korrelation des Goldman Sachs Commodity Index mit US Aktien im Zeitraum 1989 bis 2005 bei -0,10. Gleichzeitig war die Korrelation mit US Anleihen 0,03. Übrigens sind zwischen 1970 und 2005 nur in 2 Jahren ein breiter Rohstoffindex und Aktien gleichzeitig gefallen. Das ist wirkliche Diversifikation! Es muss jedoch angemerkt werden, dass es immer Ausnahmen in der Historie gibt. So zeichnete sich die Finanzkrise in 2008/2009 gerade durch den Wertverlust aller großen Anlageklassen aus. In diesem Zuge verloren sowohl Aktien als auch Rohstoffe stark an Wert.

Rohstoff-ETFs als Inflationsschutz

Die Korrelation zum amerikanischen Konsumentenpreisindex (CPI) betrug 0,17 und zur Veränderung des CPI 0,33 im Zeitraum 1970 bis 2004. Die jährlichen Wertsteigerungen lagen in diesem Zeitraum bis 12 % jährlich bei einer Volatilität von 20 %. Und auch vor unerwarteten Ereignissen können Rohstoffinvestments ihr Portfolio abschirmen. Dies wird deutlich, wenn man sich z. B. die Wertsteigerung von Rohstoffindizes ansieht, als unerwartet der große Golfkrieg losbrach.

Terminkontrakte: Was ein ETF-Investor wissen sollte

Beim Handel mit Terminkontrakten, insbesondere auf Rohstoffe sollte man einige Dinge wissen. In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns deshalb mit Warentermingeschäften im Allgemeinen, mit der Rendite- und Preisstruktur bei Futures, sowie dem Auftreten von Contango und Backwardation am Futuresmarkt.

Terminkontrakte und ETFs

Rohstoffinvestments werden meistens über Terminkontrakte realisiert, dies gilt auch für ETFs auf Rohstoffe.

Terminkontrakte sind Verträge bei denen heute die Vereinbarung getroffen wird, dass ein bestimmter Rohstoff mit einer gewissen Qualität und in einer festgelegten Menge, zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft, zu einem festgesetzten Preis gekauft bzw. verkauft wird. Der Futureskäufer muss zum Fälligkeitstermin dem Futuresverkäufer den vereinbarten Preis bezahlen, der Futuresverkäufer muss die Ware liefern. Da die meisten Anleger aber keine  physische Lieferung des Rohstoffs wünschen, muss die Position vor Fälligkeit aufgelöst werden, damit das Geld in den nächsten Future mit längerer Restlaufzeit investiert werden kann. Diesen Vorgang, welcher zu Problemen führen kann, nennt man „Rollen des Futures“ und wird u.a. im Folgenden erklärt.

Backwardation und Contango

Die Struktur der Terminpreise eines Rohstoffs spielt eine wichtige Rolle. Diese spielt eine wichtige Rolle beim oben erwähnten „Rollen eines Futures“. Dabei unterscheidet man zwischen Märkten in Backwardation und Contango.

Backwardation bezeichnet eine rückläufige Terminpreiskurve mit zunehmender Restlaufzeit (siehe WTI-Öl Terminpreise in der Abbildung). Dabei ist der Preis eines Rohstoffs höher für kürzere Lieferzeiten. Ein Anleger kann also Geld verdienen, wenn er Futures kauft, auf die Zunahme des Preises bei näher rückendem Liefertermin wartet, dann verkauft und mit dem Erlös wieder einen billigeren Future mit längerer Restlaufzeit kauft. Das setzt natürlich voraus, dass die Terminkurve konstant bleibt und nicht der erwartete Preisrückgang eintritt. Dann verdient der Anleger eine sogenannte positive Roll-Rendite.

Das Gegenteil von Backwardation ist Contango, dabei hat man am Markt eine ansteigende Terminpreiskurve mit zunehmender Restlaufzeit (siehe Gold Terminpreise in der Abbildung). Es tritt der gegenteilige Effekt ein.

Terminkontrakte

Rollrenditen führen dazu, dass die Entwicklung eines Portfolios aus Rohstofffutures nicht genau oder gar nicht mit der Entwicklung des Rohstoffspreises übereinstimmen wird.

Woher kommt Backwardation?

Normalerweise würde man erwarten, dass sich die Märkte immer im Contango befinden, da Futureverkäufer aufgrund ihres gebunden Kapitals höhere Preise als den Spotpreis für Termingeschäfte verlangen sollten. Dies ist aber nicht der Fall, tatsächlich befinden sich die Märkte teilweise sehr viel in Backwardation. Es gibt 3 mögliche Erklärungen für dieses Phänomen.

  1. Man geht davon aus, dass Unternehmen ihre Rohstoffe auf Termin verkaufen um einen Absatz ihrer Produktion für die Zukunft zu sichern. Dafür nehmen die Unternehmen einen Risikoabschlag beim Rohstoffpreis hin. Dies wird als „normale Backwardation“ bezeichnet.
  2. Die Convenience Yield Theorie geht davon aus, dass die physische Knappheit eines Rohstoffs zur Backwardation am Markt führt. In diesem Fall ist der Verbraucher bereit, für den physisch verfügbaren Rohstoff mehr zu zahlen, als auf Termin. Dies äußert sich in einer hohen Convenience Yield, welche größer ist als Zinskosten und Lagerkosten.
  3. Die Mean Reversion wird auch als Erklärung für Backwardation am Markt benutzt. Ist der Spotpreis über dem langfristigen Mittelwert, so erwarten Investoren eine Normalisierung hin zum Mittelwert. Dies äußert sich in einer backwardated Terminkurve.

Preise und Renditen bei Futures

Bei der Rendite von Rohstoffen spielen Roll-Renditen eine wichtige Rolle. Die Gesamtrendite besteht also neben der Spot Rendite (Rendite durch Änderungen des Rohstoffpreises selbst), auch aus der Roll-Rendite und einer sogenannten Collateral Rendite. Die Collateral Rendite entsteht, da bei einer Futuresposition nur eine gewisse Margin anfällt, aber der Großteil des Geldes nicht kapitalgebunden ist und zinsbringend angelegt werden kann.

Zusammenfassend gilt:

Gesamtrendite = Spot Rendite + Roll Rendite + Collateral Rendite

Um den Terminkurs eines Rohstoffs zu bestimmen, braucht man die sogenannte Convenience Yield, auch Vorteilszins oder Verfügbarkeitsrendite genannt. In dieser spiegeln sich die Vorteile wider, die für den physischen Besitzer des Rohstoffs entstehen, nicht aber dem Besitzer des Terminkontrakts. Ein Vorteil kann z.B. sein, dass bis Liefertermin der Rohstoff physisch zur Verfügung steht. Dafür nimmt der Futuresverkäufer einige Kosten in Kauf, aus denen sich die Convenience Yield folgendermaßen zusammensetzt:

Convenience Yield = Roll Rendite + Lagerkosten + Zinskosten

Der Verkäufer des Futures überlässt dem Kontrahenten die Roll Rendite (positiv oder negativ), er übernimmt die Lagerkosten und er trägt die Zinskosten, welche aufgrund seines gebundenen Kapitals anfallen.

Der Terminkurs eines Futures berechnet sich dann als:

Terminkurs = Kassakurs + Zinssatz + Lagerkosten – Convenience Yield

Der Terminkurs setzt sich also aus dem aktuellen Kassakurs plus einer Zinskomponente und den Lagerkosten zusammen, die der Futurekäufer zahlen muss. Davon abgezogen wird die sogenannte Convenience Yield, welche die Vorteile des Futuresverkäufer berücksichtigt.

Geschichte und Entwicklung von Rohstoffbörsen

Erste Ursprünge von Rohstoffbörsen lassen sich bis ins 17. Jahrhundert und dem Reisterminhandel in Japan zurückverfolgen, doch schon lange davor gab es unter anderem bei den Sumerern einen disziplinierten Rohstoffhandel. Schon die Sumerer hatten nämlich standardisierte Maßstäbe beim Tausch von Ziegen und Schafen gegen seltene Muscheln gesetzt.

Beginn moderner Rohstoffmärkte

Die Wurzeln der modernen Rohstoffmärkte liegen aber in den USA. Dort war das Chicago Board of Trade (CBOT) die erste Rohstoffbörse im Jahre 1848, gegründet in Chicago, aufgrund der günstigen Lage am Südwestufer des Michigansees. Der erste dokumentierte gehandelte Kontrakt war übrigens ein Forwardkontrakt über 3.000 Scheffel Mais. Heute ist das CBOT die größte Rohstoffwarenterminbörse der Welt und vor allem im Bereich des land- und viehwirtschaftlichen Futurehandels absolut führend. Im Bereich Energie musste Chicago seine Vormachtstellung aber mittlerweile an die New York Mercantile Exchange (NYMEX) sowie die London Intercontinental Exchange (ICE) abgeben.

Konzentration des Rohstoffhandels

Weltweit gibt es mittlerweile über 30 Rohstoffbörsen, wobei sich der Markt durch eine hohe Konzentration auf die Länder USA, Japan, China und Großbritannien auszeichnet. Dort werden mehr als 99 % des Marktumsatzes abgewickelt.

Während sich die Rohstofffutures früher meist auf Agrarprodukte bezogen, wie in den USA vor 1980 oder in China bis 2004, treten nun immer mehr Energiekontrakte und Metalle in den Vordergrund. So lag der Anteil von WTI Öl am Handelsumsatz der NYMEX 2004 knapp 40 %, zusammen mit Erdgas sogar bei über 50 %. Beim Umsatzanteil lagen nach WTI Öl und Erdgas, Gold, Heizöl, Benzin, Silber und Kupfer auf den folgenden Plätzen.

Saisonalität von Rohstoff-ETFs

Wer kennt nicht die altbekannte Börsenweisheit „Sell in may and go away!“.  Tatsächlich gibt es Studien darüber, dass an diesem Spruch etwas dran ist. Und auch für Rohstoffe gilt ähnliches, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung und mit unterschiedlichen Zeiträumen für verschiedene Rohstoffe.

Saisonalitäten sind bei Rohstoffen oft ausgeprägt

So zeigt der 24 Jahres Saisonchart von Rohöl (Crude WTI) jeweils einen Preisanstieg von Januar bis Oktober und einen Preisverfall zwischen Oktober und Dezember. Dazu ist beim Gold die Saisonalität nur sehr gering ausgeprägt mit einem durchschnittlich tieferen Preisniveau zwischen Februar und Juli.

Fünf Fakten zu Rohstoffen, die Sie kennen sollten

Das Center for International Finance von der Yale School of Management hat eine Studie zum Thema Rohstoffe durchgeführt. Darum waren Rohstoffinvestments in den letzten 50 Jahren eine gute Wahl. Die Ergebnisse wollen wir kurz zusammenfassen.

 

  1. Seit 1959 haben Rohstofffutures bessere jährliche Wertentwicklungen als Aktien und eine noch deutlich bessere Wertentwicklung gegenüber Anleihen erreicht. Gleichzeitig wiesen Rohstoffe weniger Risiken als Aktien und Anleihen auf.
  2. In den 70er Jahren übertrafen Rohstofffutures Aktien; in den 80er Jahren war das genaue Gegenteil der Fall – ein Beweis für die „negative“ Korrelation zwischen Aktien und Rohstoffen. Haussen in Rohstoffen gehen mit Baissen in Aktien einher und umgekehrt.
  3. Die Wertsteigerungen bei Rohstofffutures in der Studie weisen eine „positive Korrelation“ mit der Inflation auf. Höhere Rohstoffpreise waren der Auftakt für allgemein höhere Preise (d.h. Inflation), und dies ist der Grund weshalb Rohstoffe in Inflationszeiten eine bessere Wertsteigerung erfahren, während Aktien und Anleihen häufig schlecht dastanden.
  4. Die Volatilität der Wertsteigerung von Rohstofffutures, die über einen Zeitraum von 43 Jahren hinweg untersucht wurde, lag leicht unter der Volatilität des S&P 500 über denselben Zeitraum.
  5. Während das Anlegen in Rohstofffutures zwar eine vernünftige Weise darstellt eine Rohstoffhausse auszunutzen, ist es nicht unbedingt die beste Möglichkeit. Die Wertsteigerungen von Rohstofffutures in der Studie lagen ein dreifaches über den Wertsteigerungen für Aktien von Gesellschaften, die dieselben Rohstoffe förderten.

Quelle: Gary Gorton und Geert Rouwenhorst (2005) „Facts and Fantasies about Commodity Futures“

Mit ETFs/ETCs in Rohstoffe investieren

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten in Rohstoffe zu investieren, welche sich teilweise grundsätzlich voneinander unterscheiden.

Aktienbasierte ETFs auf Rohstoffunternehmen

Die erste Art in Rohstoffe zu investieren ist, dass man einen aktien-basierten ETF kauft, welcher in Rohstoffunternehmen (z.B. Minenunternehmen) oder Unternehmen, welche die Grundverarbeitung von Rohstoffen übernehmen, investiert. Dabei handelt es sich aber nicht um ein klassisches Rohstoffinvestment, sondern man spekuliert darauf, dass Unternehmen von einem möglichen Anstieg der zugrundeliegenden Rohstoffpreise entsprechend profitieren. Dies kann aber mehr oder weniger der Fall sein und natürlich spielt bei Unternehmen auch immer die Wettbewerbssituation eine große Rolle.

Die anderen 3 Arten in einen bestimmten Rohstoff zu investieren, unterscheiden sich in der Art, wie der Preis des Rohstoffs im Portfolio nachvollzogen wird. Bei allen diesen Produkten handelt es sich aber um sogenannte Exchange Traded Commodities (ETCs).

ETCs für Rohstoffinvestments

Grundsätzlich sind ETCs offene, strukturierte Wertpapiere, die von Anlegern ebenso wie ETFs fortlaufend während der gesamten Handelszeit an der Börse gehandelt werden können. Sie haben eine unbegrenzte Laufzeit und sind meist hochliquide. Investoren bekommen somit schnellen, kostengünstigen und transparenten Zugriff auf eine breite Palette von Rohstoffen, ohne dabei Terminkontrakte erstehen oder Rohstoffe physisch beziehen zu müssen. Rechtlich gesehen stellen ETCs jedoch unbefristete, besicherte Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten dar und nicht Sondervermögen in Form einer Fondsstruktur.

ETCs mit physischen Rohstoffen

Es gibt ETCs, welche den zugrundeliegenden Rohstoffpreis nachbilden, indem der Rohstoff direkt eingekauft wird. Für Privatinvestoren selbst wäre ein solches Investment häufig gar nicht möglich, denn der Rohstoff muss gelagert werden, was umständlich sein kann und unter Umständen nicht unerhebliche Kosten verursacht. Ein Beispiel ist der Gold-ETF Xetra Gold (WKN A0S9GB) von der Deutschen Börse, bei dem sich Anleger sogar Gold statt Geld auszahlen lassen können. Bei den meisten Rohstoffen eignet sich diese Form der Rohstoffabbildung aber nicht, da der Aufwand für Lagerung viel zu komplex und teuer wäre. So betragen die durchschnittlichen Lagerkosten bei Rohöl 22 % des Ölwertes pro Jahr, Agrarrohstoffe liegen mit ca. 10 % zwar deutlich niedriger, aber immer noch recht hoch. Bei Aluminium sind die Kosten 6 % und beim Gold 0,01 %, weshalb obige Gold-ETFs überhaupt Sinn machen.

Zwei günstigere Möglichkeiten den Preis eines Rohstoffs abzubilden benutzen Futures bzw. SWAPs.

ETCs mit Futures

Bei einem Futures-basiertem ETC werden Futurespositionen in dem entsprechenden Rohstoff aufgebaut. Der Index benutzt dazu Forward-Kontrakte (Futures unterscheiden sich von Forwards nur dadurch, dass sie börsengehandelt und standardisiert sind). Bei Futures kann es zu Rollgewinnen bzw. unerwünschten Rollverlusten kommen. Futures sind die gebräuchlichste Form die zukünftige Entwicklung der Rohstoffmärkte abzubilden.

ETCs mit Swaps

Bei Swap ETCs auf Rohstoffen wird mittels eines SWAPs die Entwicklung irgendeines Portfolios gegen die Entwicklung des Rohstoffs bzw. Rohstoffkorbes „eingetauscht“. Vorteil dieser Methode ist, dass diese Art der Replikation meist kostengünstig gemacht werden kann. Außerdem entstehen keine Rolleffekte wie bei einer Replikation auf Futures basierend. Trotzdem wird diese Konstruktion im Vergleich zu Futures kaum verwendet.

Was macht einen Rohstoffindex aus?

Ein Rohstoffindex soll die Entwicklung eines oder mehrerer Rohstoffe mittels einer passiven Anlagestrategie messen. Dazu muss er einige Merkmale erfüllen. Diese wollen wir nun knapp zusammenfassen:

  • Der Rohstoffindex hält nur Long oder Short Positionen in Rohstofffutures bzw. direkte Rohstoffbestände. Die Futures werden über die Zeit, beim Auslaufen von Futureskontrakten, gerollt.
  • Der Index teilt passiv unter gewissen Gesichtspunkten unter den Rohstoffen auf. Es findet also kein aktives Portfoliomanagement statt, mit dem Ziel, klüger als der Markt sein zu wollen.
  • Der Index sichert die Rohstoffpositionen voll ab (bei Short Positionen ist natürlich eine perfekte Absicherung nach oben nie möglich). Damit findet auch kein Leverage statt. Um eine Absicherung der Futurespositionen zu gewährleisten sind Sicherheiten zurückzulegen, die dem nominalen Wert der Position entsprechen. Damit existieren (für eine Long Position) immer genug Sicherheiten um etwaige Nachschusssicherheiten erfüllen zu können. Normalerweise werden als Sicherheit aber nicht Cash *, sondern US-Staatsanleihen verwendet.

Autor Markus Jordan

Markus Jordan
Markus Jordan ist Gründer und Herausgeber des Extra-Magazins sowie Betreiber des Anlegerportals extraETF.com. Mit über 30 Jahren Erfahrung ist er ein ausgewiesener Experte im Bereich Finanzen und Geldanlage mit Schwerpunkten auf ETFs, Robo-Advisors und digitale Bankdienstleistungen.

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