ETF-Abkürzungen einfach erklärt

So entschlüsselst du ETF-Namen


ETF-Namen sind keine Hieroglyphen, sondern liefern auf einen Blick wichtige Informationen über einen börsengehandelten Indexfonds. Wer zum ersten Mal mit ETF-Abkürzungen in Berührung kommt, dem kann beim Anblick der ETF-Bezeichnung schon mal schwindelig werden.

Aber keine Angst, ETF-Namen folgen immer einem bestimmten Muster. Wer die einzelnen Bestandteile und Abkürzungen eines ETFs kennt, kann bereits an dessen Namen erkennen, um welches Produkt es sich handelt und welche wichtigen Parameter den ETF auszeichnen.

In diesem Artikel erklären wir anhand verschiedener Beispiele, wie man ETF-Namen richtig liest und versteht.

Das Wichtigste in Kürze:
Alles zu den ETF-Abkürzungen im Überblick

  • Name des Anbieters: Am Anfang eines ETF-Namens steht immer der Name des ETF-Anbieters. So ist auf den ersten Blick erkennbar, wer den ETF herausgegeben hat.

  • Indexname: Der Indexname gibt bereits einen guten Überblick über den Anlageschwerpunkt eines ETFs. Bekannte Indexanbieter sind z.B. MSCI oder FTSE.

  • Regulatorische Merkmale: Diese Merkmale geben zusätzliche Hinweise darauf, ob es sich bei dem Fonds tatsächlich um einen ETF handelt.

  • Zusätzliche Angaben: Der ETF-Name enthält zusätzliche Informationen. Diese weisen unter anderem auf die Währung des ETFs, die Art der Ertragsverwendung oder die der Indexnachbildung hin.

ETF-Namen einfach erklärt – Das bedeuten die Abkürzungen

ETF-Namen einfach erklärt

Name des ETF-Anbieters

Der ETF-Name setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Zu Beginn steht allerdings immer der Name des ETF-Anbieters (Emittent). So lässt sich schnell erkennen welche Fondsgesellschaft den ETF herausgebracht hat. Zu den größten ETF-Anbietern in Europa gehören iShares, DWS (Xtrackers) und Amundi. Weitere bekannte ETF-Anbieter sind: BNP Paribas Easy, Deka, Fidelity, Franklin Templeton, HSBC, Invesco, JP Morgan, LGIM, Ossiam, Pimco, State Street (SPDR), UBS, VanEck, Vanguard und WisdomTree.

Wie du den ETF-Namen richtig liest und verstehst, zeige ich dir anhand verschiedener Beispiele in diesem Video:

Welchen Index bildet der ETF nach?

Welchen Index bildet der ETF nach?

Nach dem Namen des ETF-Anbieters folgt der Indexname. Der Indexname setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Am Anfang steht der Name des Indexanbieters (z.B. MSCI, FTSE, Solactive), gefolgt von einem Hinweis, auf welche Region oder welches Land sich der Index bezieht (z.B. World, Europe). Oft folgt noch ein Hinweis auf die Art der Titel, die im Index enthalten sind (z.B. Value, Momentum, SRI). Der Indexname gibt also bereits einen sehr guten Überblick, in welchen Markt mit dem ETF investiert werden kann.

Hier einige Beispiele:

  • iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)
  • iShares MSCI World SRI UCITS ETF (Acc)
  • iShares Edge MSCI World Momentum Faktor UCITS ETF

Die Abkürzung MSCI dürfte den meisten Anlegerinnen und Anlegern bereits ein Begriff sein. MSCI steht für den Namen des Indexanbieters. Die Abkürzung World steht für dessen Anlagestrategie, die auf Unternehmen aus den Industrieländern weltweit abzielt. Die Abkürzung SRI steht für Socially Responsible Investment und weist darauf hin, dass die im Index enthaltenen Aktien zusätzlich nach nachhaltigen Anlagekriterien gefiltert wurden. Die Abkürzung Momentum Factor bringt zum Ausdruck, dass es sich um eine spezielle Filterung nach Momentum-Aktien handelt. Dies sind Aktien, die sich in einem starken Trend befinden.

Schon gewusst?
Core, Prime, Prime Value

Die Bezeichnungen Core, Edge oder Prime sind Marketingbegriffe der ETF-Anbieter. Sie sollen zeigen, dass die ETFs besonders beliebt sind, günstige Kosten haben oder besondere Vorteile bieten. Verbindliche Regeln für diese Eigenschaften gibt es jedoch nicht. Im Gegenteil, sie führen sogar oft zur Verwechslung. Beispielsweise beim Begriff Prime Value. Hier bezieht sich der Begriff Prime Value nämlich auf Unternehmen, die besonders hohe Qualitätsmerkmale aufweisen und hat nichts mit der Prime-Serie des Anbieters Amundi zu tun.

Was bedeutet UCITS?

Regulatorische Merkmale: Was bedeutet UCITS?

Die Abkürzung UCITS steht für „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“ und ist fast immer im Namen eines ETFs zu finden. UCITS ist eine Anlagerichtlinie, die den Anlegerschutz innerhalb der Europäischen Union regelt. Das Kürzel UCITS ist für Anlegerinnen und Anleger wichtig, weil es Rechtssicherheit nach europäischen Standards garantiert. Geregelt wird unter anderem, in welche Vermögenswerte investiert werden darf. So liegt die Obergrenze für die Gewichtung einer Aktie im Fonds bei 20 Prozent. In diesem Zusammenhang gibt es weitere länderspezifische Richtlinien wie OGAW, SICAV oder OEIC.

OGAW ist die deutsche Version von UCITS und bedeutet “Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren”, SICAV ist die französische Version und bedeutet “Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities”. Das britische Pendant OEIC steht für “Open-Ended Investment Company”.

Am Ende des ETF-Namens steht zusätzlich die Abkürzung ETF. Damit wird nochmals deutlich gemacht, dass es sich um einen ETF handelt. Stehen die Kürzel ETC, ETN oder ETP am Ende des Produktnamens, handelt es sich um ein anderes Finanzprodukt.

Schon gewusst?
Was bedeuten die Abkürzungen ETC, ETN, ETP?

In der Finanzwelt werden gerne Abkürzungen verwendet, um Finanzprodukte zu klassifizieren. Bei den ETF-Namen wechseln sich die Abkürzungen ETC, ETN und ETP ab. Diese Abkürzungen werden im Folgenden kurz erläutert.

  • ETC steht für Exchange Traded Commodities (börsengehandelte Rohstoffe). ETCs sind börsengehandelte Wertpapiere. Sie bilden an Warenbörsen gehandelte Rohstoffe, sogenannte Commodities, ab und ermöglichen so die Investition in Rohstoffe wie Edelmetalle, Agrargüter und viele andere. Rechtlich handelt es sich bei ETCs um Schuldverschreibungen und nicht wie bei ETFs um Sondervermögen.
  • ETNs stehen für Exchange Traded Notes und sind wie ETCs Inhaberschuldverschreibungen, beziehen sich aber nicht auf Rohstoffe, sondern auf andere Finanzinstrumente wie eine Aktie oder einen Index. Auch ETNs sind kein Sondervermögen.
  • Die Abkürzung ETP taucht im Namen eines ETFs nicht auf. ETP ist lediglich ein Oberbegriff für alle börsengehandelten Produkte und bedeutet ausgeschrieben Exchange Traded Product.

Zusätzliche Bezeichnungen am Ende des ETF-Namens

Am Ende eines ETF-Namens finden sich häufig weitere Abkürzungen. Sie werden angegeben, um die ETFs näher zu beschreiben und die Auswahl zu erleichtern.

Hinweise zur Währung

Nach dem Indexnamen finden sich häufig weitere Angaben zur Währung des ETFs. Daraus ist oft auch ersichtlich, ob es sich um einen währungsgesicherten ETF handelt. So bedeutet die Abkürzung EUR Hedged, dass dieser ETF gegenüber dem US-Dollar währungsgesichert ist. Einige dieser währungsgesicherten ETFs tragen den Zusatz Daily oder Monthly. Diese Angaben geben an, in welchem zeitlichen Abstand die Währungsabsicherung angepasst wird - monatlich oder täglich.

Wichtige Währungsabkürzungen, die Anlegerinnen und Anleger kennen sollten, sind Schweizer Franken CHF, Britische Pfund GBP, US-Dollar USD und Chinesische Renminbi CNY. Einige Anbieter verwenden nur Symbole wie $ für US-Dollar oder € für Euro, um die gehandelte Währung anzugeben.

Ertragsverwendung

Um bereits anhand des ETF-Namens zu erkennen, ob ein ETF Ausschüttungen bzw. Dividenden an seine Anlegerinnen und Anleger ausschüttet oder diese thesauriert, werden dem ETF-Namen häufig zusätzliche Abkürzungen angehängt. Die Kürzel D, Dis oder Dist stehen dabei für ausschüttende ETFs - im Englischen „distributing etfs”. Analog dazu wird für thesaurierende ETFs die Abkürzung C oder Acc verwendet. Bei thesaurierenden ETFs werden die anfallenden Zinsen oder Dividenden direkt in den ETF reinvestiert.

Indexreplikation

Auch die Art der Indexnachbildung lässt sich in vielen Fällen aus dem ETF-Namen ableiten. Bei der direkten Indexnachbildung findet sich häufig die Abkürzung DR im ETF-Namen. DR steht für direkte Replikation. Das Gegenteil ist die synthetische Replikation. Hier findet sich häufig die Abkürzung Swap im ETF-Namen. Wie Swap-ETFs genau funktionieren, haben wir in einem separaten Artikel über Swap-ETFs erläutert.

Indextyp

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Zinsen und Dividenden in einem Index berücksichtigt werden können. Anlegende sollten diese Varianten kennen und prüfen, wie sie im Index des gewählten ETFs gehandhabt werden.

  • TR, GR: Diese Kürzel stehen für Total Return (Gesamtrendite) bzw. Gross Return (Bruttorendite) und bedeuten, dass es sich um einen Performance-Index handelt, d.h. die Dividenden fließen brutto in den Index ein.
  • NR, TRN: Diese Abkürzungen stehen für NR (Net Return) bzw. TRN (Total Return Net). Bei diesen Indizes gehen die Nettodividenden nach Abzug der Quellensteuer in die Indexberechnung ein.
  • PR: Die Abkürzung PR steht für Price Return. Hier werden Zinsen und Dividenden überhaupt nicht in die Indexberechnung einbezogen.

Indexzusätze

Es gibt noch weitere Indexzusätze, die manchmal im ETF-Namen enthalten sind.

  • Capped: Der Begriff Capped bezeichnet eine Obergrenze für die im Index vertretenen Unternehmen, Länder oder Branchen. Sie gibt an, wie hoch der Anteil dieser Unternehmen im Index sein darf.
  • ex: Das Kürzel ex gibt an, dass bestimmte Unternehmen, Branchen oder Länder aus dem Index ausgeschlossen wurden.

Der perfekte Guide für ETF-Anfängerinnen und -Anfänger

ETF-Guide für Anfängerinnen und Anfänger

Theorie und Praxis rund um ETFs in einem einzigen Magazin vereint – unser ETF-Guide ist das perfekte Starter-Kit, wenn du in nur 60 Minuten verstehen willst, wie du souverän anlegen und finanziell wachsen kannst. Darin erfährst du…

  • was die besten ETFs für deine Sparpläne sind
  • wie du die optimale Aktienquote für dein Depot findest
  • wo du kostenfreie Depots und ETF-Sparpläne erhältst
  • wie du dein Depot kinderleicht analysieren und optimieren kannst

Long-, Short-, Leveraged-ETFs

Mit Long-, Short- und Leveraged-ETFs können unterschiedliche Anlagestrategien umgesetzt werden.

  • Long: Der ETF bildet die Wertentwicklung eines Index 1 zu 1 ab (Faktor 1)
  • Short: Der ETF bildet die Wertentwicklung eines Index invers/umgekehrt nach (Faktor -1)
  • Leveraged: Der ETF bildet die Wertentwicklung des Index mit einem Faktor größer 1 / -1 ab

Ein Long-ETF ist die klassische Form eines ETFs. Anlegerinnen und Anleger können damit in Märkte wie die des MSCI Worlds oder in vergleichbare Indizes investieren. Das angelegte Geld wird eins zu eins in den entsprechenden Markt investiert. Steigt der Markt beispielsweise um ein Prozent, steigt der Wert des ETFs um den Faktor 1.

Bei Short-ETFs verhält sich der ETF invers (entgegengesetzt) zur Indexentwicklung. Das heißt, wenn der Markt steigt, fällt der ETF entsprechend. Short-ETFs wurden entwickelt, um kurzfristig und spekulativ auf einen fallenden Markt zu setzen. Achtung: Manchmal findet man den Zusatz "short" auch bei Anleihen-ETFs, allerdings sind dann Anleihen mit kurzer Laufzeit gemeint. Das bedeutet etwas völlig anderes und sollte nicht verwechselt werden.

Leveraged-ETFs (Hebel-ETFs) gibt es sowohl in einer Long- als auch in einer Short-Variante. Diese ETFs bilden die Indexentwicklung nicht mit dem Faktor 1 oder -1 ab, sondern mit einem höheren Faktor. Die Zahlen „1x, 2x, 3x, 4x” geben dann an, wie hoch der „Hebel” bzw. die Wette auf das Fallen oder Steigen des Index ist.

Repräsentatives Beispiel für (fast) alle ETF-Namen

iShares Core MSCI Pacific ex-Japan UCITS ETF USD (Acc)

Anhand eines Beispiels wollen wir den Namen dieses ETFs Stück für Stück auseinander nehmen. Wenn man die Abkürzungen richtig entschlüsselt, kann man sehr gut abschätzen, welche Rahmenbedingungen der ETF letztendlich bietet.

  • iShares: Dies ist der Name des ETF-Anbieters, des Emittenten.
  • Core: Der Begriff weist darauf hin, dass es sich um ein Basisprodukt bzw. Basisinvestment handelt. Es handelt sich um einen Marketingbegriff des ETF-Anbieters.
  • MSCI: Dies ist der Name des Indexanbieters.
  • Pacific: Dies ist die Region, in die der ETF investiert.
  • ex-Japan: Der ETF investiert nicht in japanische Aktien.
  • UCITS: Der ETF ist den europäischen Richtlinien unterworfen.
  • ETF: Klarstellung, dass es sich um einen ETF handelt.
  • USD: Angabe der Währung des Fonds.
  • ACC: Hinweis, dass die Erträge des ETFs thesauriert werden.

Fazit:
ETF-Abkürzungen einfach verstehen

Muss man wirklich alle ETF-Abkürzungen auf Anhieb kennen? Nur um zu verstehen, um was für einen ETF es sich handelt? Nein. Im Grunde genügen drei Dinge, um alle ETF-Namen zu verstehen.

An erster Stelle steht immer der Name des ETF-Anbieters. Dann folgt der Indexname, der im Wesentlichen darüber Auskunft gibt, in welche Regionen der Welt, in welche Märkte oder in welches Thema investiert wird. Wenn du dich dann besonders für einen ETF interessierst, findest du weitere wichtige Zusatzinformationen im Factsheet des ETFs oder auf extraETF.com auf der jeweiligen ETF-Produktseite. Zuletzt solltest du immer prüfen, ob es sich wirklich um einen ETF handelt. Wenn du nur in einen Rohstoff investierst, handelt es sich wahrscheinlich um einen ETC.

Wir beantworten dir weitere Fragen rund um ETF-Abkürzungen