25. Juni 2022

Aktiengram (Lisa Osada): Mit dieser Anlagestrategie investiere ich an der Börse

Gibt es eine perfekte Anlagestrategie für alle Menschen? Definitiv nicht!  Aber wie findet man die beste Strategie für sich selbst heraus? Unsere Autorin Lisa Osada erklärt, wie sie sich als Anlegerin gefunden hat – und welche Strategie sie nun langfristig in ihrem Depot verfolgt.

Bevor ich genauer auf die Frage eingehe, wie ich meine Anlagestrategie gefunden habe und welche ersten Schritte man zum Finden der eigenen Strategie gehen kann, möchte ich die Frage klären, wer ich eigentlich bin. Mein Name ist Lisa Osada und ich betreibe unter dem Namen „Aktiengram“ seit Anfang 2020 einen eigenen Finanzblog und den zugehörigen Instagram-Kanal.

Ich bin allerdings schon deutlich länger an der Börse aktiv und investiere seit Beginn meiner Ausbildung zur Fachinformatikerin vor über zehn Jahren regelmäßig einen Teil meines Gehalts am Kapitalmarkt. Meine Vorgehensweise, in Aktien zu investieren, war am Anfang alles andere als durchdacht, und eine wirkliche Strategie hätte ich wohl kaum daraus ableiten können.

Zugegebenermaßen war es damals auch schwierig, qualitativ hochwertige Informationen zum Investieren und zum Aufbau des eigenen Depots zu finden, und so habe ich die ersten Jahre damit verbracht, hauptsächlich in Unternehmen aus Deutschland und in breit gestreute Fonds zu investieren. Natürlich hat mich das einiges an Lehrgeld gekostet und im Nachhinein wäre ich froh gewesen, hilfreiche Artikel, Tools und Websites zur Hand gehabt zu haben, wie es sie heute gibt.

Trotzdem bin ich sehr glücklich darüber, den Weg damals beschritten und mich nach und nach mit der Materie auseinandergesetzt zu haben. Daraus leitet sich auch schon der erste wichtige Punkt zum Weg zur eigenen Anlagestrategie ab: Keine Strategie ist in Stein gemeißelt. Je länger man an der Börse ist und je mehr Erfahrung man sammelt, desto mehr lernt man auch über sich selbst und seine Vorlieben beim Investieren. Es ist also kein Problem, wenn man seine Strategie im Laufe der Zeit einmal verändert oder anpasst, weil man sich mit den initialen Überlegungen nicht mehr identifizieren kann.

An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass man seine Anlagestrategie auch nicht so häufig wechseln sollte wie seine Socken. Langfristiges Denken und Durchhaltevermögen gehören in meinen Augen zu den wichtigsten Eigenschaften, die man sich an der Börse aneignen sollte. Das spiegelt sich auch in meiner Strategie wider. Ich bevorzuge den Buy-and-Hold-Ansatz, also das Kaufen und langfristige Halten von Aktien, anstatt mich auf kurzfristige Spekulationen einzulassen.

Für mich gehört es dazu, eine Aktie fundamental zu analysieren, mich mit den Produkten und dem Management auseinanderzusetzen und das Geschäftsmodell möglichst gut verstehen und nachvollziehen zu können. Ich möchte kein Unternehmen in meinem Depot haben, von dem ich nicht weiß, was sie machen oder produzieren. Ich möchte auch kein Unternehmen im Depot haben, nur weil irgendwelche charttechnischen Hinweise auf einen kurzfristigen Anstieg des Aktienkurses hindeuten.

Die drei wichtigsten Fragen

Natürlich ist es ein gutes Gefühl, steigende Aktienkurse in seinem Depot zu beobachten, aber ich denke, manchmal wird hier vergessen, dass hinter den Aktienkursen echte Unternehmen mit realen Produkten und Mitarbeitern stehen. Diese grundlegenden Denkweisen versuche ich bei meinen Investments immer zu berücksichtigen. Aber genug zu meinen Grundsätzen und weiter zur Strategiefindung und meiner persönlichen Strategie. Man kann bereits sehr viel über sich und seine persönliche Anlagestrategie lernen, wenn man sich Gedanken über die folgenden drei Fragen macht:

  1. Warum investiere ich?
  2. Wie hoch ist meine Risikobereitschaft bzw. Verlusttoleranz?
  3. Wie viel Zeit habe ich?

Wie bereits gesagt habe ich selbst einige Jahre lang ohne einen wirklichen Plan investiert und mir auch lange keine dieser Fragen gestellt oder zumindest nicht aktiv darüber nachgedacht. Inzwischen weiß ich, dass ich mit meinen Investitionen ein langfristiges Vermögen aufbauen möchte, das mir einen regelmäßigen Cashflow ermöglicht. Ich habe dabei nicht das große Ziel, möglichst schnell finanziell frei zu sein und nicht mehr arbeiten zu müssen. Ich möchte mein Depot auch nicht später einmal aktiv „entsparen“ müssen, also Aktien verkaufen, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Gründe, warum Menschen Geld anlegen, gibt es hunderte und man kann bei keinem dieser Gründe sagen, er sei richtig oder falsch, solange es sich für die Person wie der richtige Weg anfühlt.

Die Frage zur Risikobereitschaft ist ebenfalls nicht ganz einfach zu beantworten und es erfordert bereits eine gute Kenntnis über sich selbst und das eigene Verhalten in kritischen Situationen. Ich habe schon häufiger erlebt, dass sich jemand als sehr tough und resistent gegenüber Verlusten bezeichnet. Bei einigen mag das auch stimmen, bei anderen ändert sich die ursprüngliche Einschätzung schlagartig, wenn der Wert ihres Depots innerhalb kurzer Zeit um 30 oder gar 40 Prozent einbricht. Was man in solchen Fällen unbedingt vermeiden sollte, ist es, in Panik zu verfallen. Keine Strategie ist sinnvoll, wenn man sie kurzerhand über den Haufen wirft oder wenn man nicht mehr ruhig schlafen kann.

Was bedeutet für mich investieren?

Ich sehe den Begriff der Investition deutlich weiter gefasst als lediglich das Investieren meines Kapitals in Aktien und andere Finanzprodukte. Ich lebe nicht, um zu investieren, sondern ich investiere, um zu leben. Für mich gehören daher auch Investitionen in Bildung, Gesundheit und mein Umfeld mit zur eigenen Strategie. Die Welt entdecken, mich gesund ernähren, gut und ausreichend schlafen, regelmäßig Sport treiben und mich mit Freunden und der Familie treffen gehört für mich genauso zu meiner Strategie wie die detaillierte fundamentale Analyse meines nächsten Dividendenzahlers.

Wenn man so will, ist meine Anlagestrategie ein Teil meiner Lebensstrategie. Kommen wir zur Beantwortung der dritten Frage. Die Frage nach der Zeit. Teilweise ist sie bereits sehr eng mit der ersten Frage nach dem Ziel verknüpft. Wenn ich noch jung bin und investiere, um mich im Alter abzusichern, habe ich deutlich mehr Zeit und auch Toleranz gegenüber den Schwankungen am Markt. Dem gegenüber steht jemand, der für kurzfristigere Ziele sein Geld anlegt, oder jemand, der erst im Alter von 60 Jahren beginnt zu investieren und dem es mehr um den Erhalt seines Kapitals geht.

Man spricht bei dieser Auslegung des Zeitaspekts vom „Anlagehorizont“. Man kann die Frage aber noch in eine andere Richtung deuten: Wie viel Zeit und Lust habe ich, mich mit den Themen Aktien, Börse, Wirtschaft und Investieren zu befassen? Wenn ich mit meiner Familie, meinem Job und meinen Hobbys bereits den größten Teil meiner Zeit verplant habe oder ich schlicht und ergreifend einfach keine Lust habe, mich tiefgreifend mit den Themen auseinanderzusetzen, könnte ich meine Anlagestrategie eher auf passiven Finanzprodukten wie ETFs aufbauen und diese monatlich besparen. So hätte ich die Möglichkeit, mit minimalem Zeitaufwand vom Markt zu profitieren. Wenn ich mich allerdings brennend für Wirtschaft und Börse interessiere, ich mich gerne damit beschäftige und zudem ausreichend Zeit habe, liegt die Überlegung nahe, aktiv in Einzelaktien und andere Produkte zu investieren.

Ich selbst brenne definitiv für die Börse und habe mir mit meinem Finanzblog und Instagram-Account einen kleinen Traum erfüllt, indem ich eine stetig wachsende Community zum Diskutieren und Austauschen aufgebaut habe. Für mich gibt es kaum etwas Spannenderes, als mit anderen über ihre Denkansätze zur Börse und zu einzelnen Aktien zu reden und meine Ideen und Ansichten mit ihnen zu teilen. Diese Leidenschaft findet sich auch in meinem Depot wieder, welches zum Großteil aus Einzelaktien besteht.

Das ist meine Anlagestrategie

Wie sieht also meine aktuelle Strategie aus? Wie bereits gesagt möchte ich langfristig Vermögen aufbauen, das mir regelmäßige Cashflows ausschüttet. In meinen Augen ist die beste Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, auf Dividendenaktien zu setzen. Folglich liegt in meinem Depot genau hier der Fokus und ich investiere aktuell ca. 60 Prozent meines freien Kapitals in Titel, die ich als solide Dividendenzahler mit funktionierendem und langfristig erfolgreichem Geschäftsmodell identifiziert habe.

Zudem achte ich bei meinem Depotaufbau stark darauf, kein Unternehmen zu stark zu gewichten und meine Investments breit über verschiedene Länder, Sektoren und Branchen zu streuen. Diese Diversifikation ermöglicht es mir, auch in schwachen Marktphasen weiterhin Dividenden zu beziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass keines meiner Unternehmen mehr eine Dividende ausschütten kann, ist eher gering, und so sinkt im Normalfall lediglich die Höhe der Ausschüttungen in schwachen Börsenzeiten. Tendenziell zeigt sich aber über die vergangenen zehn Jahre hier ein deutlich positiver Trend bei meinen erhaltenen Ausschüttungen.

Da ich mich sehr tiefgehend mit meinen Aktien beschäftige, bestehen ca. 84 Prozent meines Depots aus Einzelaktien und lediglich 16 Prozent aus ETFs. Die ETFs nutze ich, um noch etwas mehr Ruhe in die Kursschwankungen in meinem Depot zu bringen und um auch gezielt in Branchen oder Länder zu investieren, bei denen ich es schwierig finde, mir eine ausreichende Meinung für das Investieren in Einzelaktien zu bilden. Man sollte absolut keine Scham haben, sich selbst einzugestehen, dass man trotz Analyse vielleicht nicht dazu in der Lage ist, die besten Unternehmen in einem Bereich zu finden, und daher besser mit einem breit aufgestellten ETF in das gesamte Feld investiert.

Alternativ kann man natürlich auch völlig die Finger von einem Bereich lassen, wenn man sich nicht die nötigen Kompetenzen zuspricht. In meinem Fall ist das bei der Branche Healthcare Innovation & Biotech der Fall. Ich traue mir nicht zu, die erfolgversprechendsten Methoden zur Heilung bestimmter Krankheiten vorherzusagen und entsprechende Aktien herauszusuchen. Daher investiere ich lieber in einen ETF, um an der Entwicklung teilzuhaben.

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Neben ETFs und Dividendentiteln besteht ein kleinerer Teil meiner Einzelaktien auch aus Wachstumsaktien, deren Geschäft ich als zukunftsträchtig erachte. Die Bedingung ist, dass ich von den fundamentalen Daten, dem Management und der Vision des Unternehmens überzeugt bin. Ich achte allerdings darauf, dass die Gewichtung im Depot sehr gering ausfällt und selbst ein Totalverlust kein großes Loch in das langfristige Wachstum meines Depots reißen würde.

Fazit

Zusammenfassend verfolge ich eine Buy-and-Hold-Strategie mit dem Fokus auf Dividendenaktien, die mir aber gleichzeitig noch genug Freiraum lässt, um meine Investitionsfantasien in anderen Bereichen auszuleben. Mein gesamtes Kapital, abzüglich eines Notgroschens, wird langfristig mit einem Anlagehorizont von mindestens 20 Jahren investiert, was mir besonders bei Rücksetzern am Aktienmarkt die nötige Ruhe gibt und mich auch in schwierigen Zeiten am Aktienmarkt gut schlafen lässt.

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