24. April 2021

China-ETFs: Warum sich nur ETFs für ein Investment in der Volksrepublik eignen

Der Aktienmarkt in China ist schwer durchschaubar. China-ETFs hingegen bieten einen guten Zugang zum rasanten Wachstum der Volksrepublik. Allerdings gibt es auch hier einiges zu beachten. Hier erfahren Sie alles über die Chancen, Risiken und Besonderheiten.

Die Lage in China ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Auf der einen Seite präsentiert sich die Wirtschaft im Reich der Mitte schon jetzt so, als hätte es das Coronavirus nie gegeben. Mitte Januar gab Peking bekannt, dass die Exportwirtschaft im Jahr 2020 förmlich geblüht hat. Um satte 3,6 Prozent ging es im Krisenjahr 2020 mit den Exporten auf Dollar-Basis aufwärts, während so gut wie alle anderen Nationen weltweit kräftig Federn ließen.

Auf der anderen Seite hinkt gerade der chinesische Aktienmarkt – etwa in Form des Hang Seng Index – anderen westlichen Börsen hinterher. „Vergleicht man seine Performance etwa mit der des US-amerikanischen Dow Jones, wird dies besonders deutlich: Während das Plus des Hang Seng in den vergangenen fünf Jahren rund 50 Prozent beträgt, hat sich der Dow Jones im selben Zeitraum im Wert nahezu verdoppelt“, schreibt der Vermögensverwalter Markus Zschaber in einem Marktkommentar.

Stärker als die anderen

Obwohl China das gesamte Land wegen der Coronapandemie im ersten Quartal 2020 lahmlegen musste, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Gesamtjahr um 2,3 Prozent. Durch ein Wiederaufflammen des Virus in der Provinz Hebei bei Peking wurde die Produktion zwischenzeitlich wieder gestoppt. Strenge Maßnahmen wie Quarantänen und Reisebeschränkungen halfen aber, einen zweiten schlimmen Ausbruch zu verhindern. Im letzten Quartal lag das BIP-Wachstum sogar bei 6,5 Prozent.

Das sind Zahlen, von denen beispielsweise die Länder in der EU nur träumen können. Damit registrierte die Volksrepublik zwar das schwächste Wirtschaftswachstum seit 1976, doch für 2021 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem BIP-Wachstum von 8,1 Prozent. Im internationalen Vergleich steht China damit sehr gut da. Trotz der Covid-19-Lage profi tiert China von einer hohen Nachfrage nach Medizinausrüstung, Hygieneartikeln und Elektronik. Dieser Nachfrageboom regt die chinesische Exportwirtschaft an.

Tipp: Hier erfahren Sie alles über das Investieren in China.

Größte Freihandelszone der Welt

Im vergangenen Jahr wurde zudem bekannt, dass China sich mit 14 Asien-Pazifik-Staaten zur größten Freihandelszone der Welt zusammenschließt. Mit dabei sind unter anderem Japan, Südkorea, Australien, Vietnam und Thailand. Insgesamt sollen die Zölle für fast 90 Prozent der Güter fallen, die die Staaten untereinander austauschen. Darüber hinaus umfasst das Abkommen Regeln für 20 weitere Bereiche wie Dienstleistungen, Investitionen, Onlinehandel, Telekommunikation und Urheberrechte.

Gemessen an der Bevölkerungszahl entsteht die größte Freihandelszone der Welt. 2,2 Milliarden Menschen leben in den 15 Staaten, die sich nun zusammentun. Gemeinsamstehen sie für 29 Prozent des weltweiten Handelsvolumens. Das ist etwas weniger als das der Europäischen Union (EU), deren Staaten zusammen auf 33 Prozent kommt.

Die Bevölkerung ist im Schnitt deutlich jünger als etwa in der Europäischen Union. Es gibt eine wachsende Mittelschicht und auch wirtschaftlich holt die Region stark auf. Allein durch die engere Kooperation von China, Japan und Südkorea könnte die Weltwirtschaftsleistung Berechnungen zufolge bis 2030 um 200 Milliarden Dollar wachsen. Der chinesische Regierungschef Li Keqiang sagte, das Abkommen sei nicht nur eine gewaltige Errungenschaft für die regionale Integration, „sondern, noch wichtiger, ein Sieg für Multilateralismus und freien Handel in der Welt.“

Risiken im System

Die Verschuldung im chinesischen Unternehmenssektor lässt Kritiker immer wieder aufhorchen. Im ersten Quartal 2020 hatten chinesische Firmen laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Kredite in Höhe von 159 Prozent des BIP angehäuft. Zum Vergleich: In den USA oder Deutschland lagen die Werte zum selben Zeitpunkt bei 78 bzw. 60 Prozent. Mit diesen Schuldenbergen hat die chinesische Volkswirtschaft ihr aggressives Wachstum in den vergangenen Jahrzehnten finanziert. Seit der Wirtschaftskrise 2008 pumpt auch die Regierung regelmäßig Geld im Rahmen von Investitionspaketen nach, um die negativen Auswirkungen abzufedern.

Mittlerweile beläuft sich die Gesamtverschuldung Chinas (Staat, private Haushalte, Unternehmen) laut Standard & Poors auf über 280 Prozent des BIPs. Für ETF-Anleger ist jedoch ein anderes Risiko viel relevanter – und zwar das sogenannte politische Risiko. Die Regierung in Peking greift nach wie vor aktiv in das Finanzsystem ein, sollten Dinge nicht nach ihrer Philosophie laufen. Die Interessen ausländischer Investoren spielen bei ihren Entscheidungen keine Rolle.

Ende 2020 zeigt sich das Risiko in besonderem Maße, als der Börsengang von Ant Financial abgesagt wurde, welcher zuvor als größter IPO der Geschichte angekündigt worden war. Hintergrund sind Aussagen des Gründers von Alibaba, Jack Ma. Dieser hatte die chinesische Parteiführung kritisiert – und Meinungsfreiheit passt nicht zum chinesischen Modell. Das hat erneut gezeigt, wie stark der Einfluss der Regierung ist. Die Willkür der chinesischen Regierung ist für Anleger ein Risiko. Dies sollten Sie bedenken, bevor Sie ein Engagement im chinesischen Aktienmarkt realisieren.

Tipp: Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen über das Investieren in Emerging Markets.

Konflikt mit den USA

Auch den Konflikt mit den USA um die wirtschaftliche Vormacht sollten Anleger weiter aufmerksam  verfolgen, auch wenn mit der Wahl von Joe Biden der Tonfall künftig etwas weniger scharf ausfallen dürfte. „Die USA werden China im Hinblick auf die digitale Vorherrschaft weiter mit Argusaugen beobachten“, schreibt die Vermögensverwaltung Vontobel in einem Marktkommentar. Der Handels- und Technologiekrieg zwischen den beiden Weltmächten werde weiter schwelen und dürfte wahrscheinlich zu einem der zentralen Anlagerisiken der 2020er Jahre werden. China Anleger sollten wachsam bleiben. 

Drei Aktienklassen in China

In China gibt es drei wichtige Arten von Aktien. Man unterscheidet zwischen A-Aktien, B-Aktien und H-Aktien. Bei den sogenannten A-Aktien handelt es sich um Unternehmen, die an der Börse Shanghai oder Shenzhen gelistet sind und auf Renminbi (RMB) lauten. Nur ausgewählte ausländische institutionelle Anleger dürfen in A-Aktien investieren. B-Aktien sind in Shanghai oder Shenzhen notiert und werden in ausländischer Währung gehandelt. Zudem existieren sogenannte H-Aktien. Diese umfassen chinesische Unternehmen, die an der Börse Hongkong gelistet sind und auf Hongkong-Dollar lauten. B-Aktien und H-Aktien sind die beiden relevanten Aktienklassen für Investoren aus dem Ausland.

Vielzahl von Indizes

Zu den beliebtesten Aktienindizes zum Investieren in China zählen der Hang Seng China Enterprise Index (HSECI) und der CSI 300 Index. Der CSI 300 Index bietet Zugang zu den 300 größten und liquidesten in Chinesischen Renminbi notierten und an den Wertpapierbörsen Shanghai und Shenzhen gehandelten A-Aktien. Der Hang Seng China Enterprise Index (HSCEI) bietet Zugang zu den wichtigsten H-Aktien in Hongkong. Darüber hinaus gibt es natürlich von den großen Indexanbietern S&P, MSCI und FTSE diverse Indizes, die über ETFs investierbar sind.

Der S&P China 500 Index beispielsweise bietet Zugang zu den 500 größten und liquidesten chinesischen Aktien. Der MSCI China Index deckt die größten und umsatzstärksten, an der Börse Hongkong notierten, chinesischen Unternehmen ab (vorwiegend H-Aktien). Der MSCI China A Index beinhaltet die größten und umsatzstärksten chinesischen A-Aktien, die an den Börsenplätzen von Shanghai und Shenzhen gehandelt werden.

Drei China-ETFs im Check

Im Wesentlichen eignen sich nur China-ETFs zum Einstieg an der chinesischen Börse. Die Unübersichtlichkeit und der teilweise unsichere Rechtsrahmen machen Einzelinvestments uninteressant. Wir stellen Ihnen nun drei gute China-ETFs vor.

Der Xtrackers MSCI China UCITS ETF (WKN: DBX0G2) umfasst aktuell 720 Positionen und zielt darauf ab, den MSCI China TRN Index abzubilden. Allerdings machen Alibaba und Tencent 30 Prozent des gesamten Index aus, was gegen eine hohe Diversifikation und für ein relativ hohes Klumpenrisiko spricht. Die Top-10-Positionen haben 50 Prozent Indexgewicht. Das ist sehr hoch. Die Performance ist dennoch beachtlich. Seit seiner Auflage 2010 hat der ETF Anlegern eine durchschnittliche Rendite von über 8,5 Prozent pro Jahr beschert. Die Kosten betragen 0,65 Prozent pro Jahr.

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Der iShares MSCI China A UCITS ETF (WKN: A12DPT) ist mit 0,40 Prozent Kosten günstiger als der ETF von Xtrackers. Der iShares-ETF bildet die Wertentwicklung des MSCI China A International ab. Ein Blick auf die Zusammensetzung dürfte den wenigsten Anlegern Orientierung bieten, da kaum ein Unternehmen wirklich bekannt ist. Weder Alibaba noch Tencent spielen in diesem Index eine Rolle. Auf Sicht von fünf Jahren steht eine durchschnittliche Rendite von sehr starken 15 Prozent zu Buche.

Der Xtrackers CSI300 Swap UCITS ETF (WKN: DBX0M2) bildet synthetisch die 300 größten A-Aktien in Shenzhen und Shanghai ab. Wegen des Swap-Konstrukts unterliegt der ETF einem höheren Ausfallrisiko. In puncto Performance ist der ETF top. Ein Plus von 33 Prozent steht hier für 2020 zu Buche. Die Kosten betragen 0,50 Prozent. Dank einer negativen Tracking Difference von 0,14 Prozent kostet der ETF weniger.

Ausgewählte China-ETFs für den Aktienmarkt

ETF-NameTER in %Replikationsart
Xtrackers MSCI China UCITS ETF0,65Physisch
HSBC MSCI China UCITS ETF (Dist)0,28Physisch
iShares MSCI China A UCITS ETF0,40Physisch
Xtrackers CSI300 Swap UCITS ETF0,50Synthetisch

Fazit

China-ETFs bieten gute Chancen zum Aktienmarkt in der Volksrepublik. Das wirtschaftliche Potenzial des Landes ist enorm. Anleger sollten jedoch einen langen Atem mitbringen. Die Wahl eines marktbreiten Index wie dem MSCI China oder CSI 300 ist ratsam. Im Portfolio sollten China-ETFs einen Anteil von zehn Prozent definitiv nicht überschreiten.

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