26. Oktober 2022
Eignen sich Schweizer Aktien als sicherer Hafen?

Eignen sich Schweiz-ETFs als „sicherer Hafen“ in unsicheren Zeiten?

Die Schweiz gilt als Inbegriff von Stabilität und dabei denke ich nicht ausschließlich an die dortigen Finanzmärkte, sondern auch an die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich zunehmend die Frage, ob ETFs aus der Schweiz als „sicherer Hafen“ anzusehen sind.

Jüngste Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Entwicklung des Wirtschaftswachstums und der Inflation lassen den Schluss zu, dass die Alpenrepublik zumindest nicht mit voller Wucht die aktuellen weltweiten Krisen zu spüren bekommt. Für das laufende Jahr stellten die IWF-Analysten ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,2 Prozent in Aussicht, welches sich im kommenden Jahr allerdings auf 0,8 Prozent reduzieren könnte.

Bei der Inflation soll im kommenden Jahr sogar ein Rückgang von 3,1 auf 2,4 Prozent p.a. möglich sein. Zum Vergleich: In Deutschland droht laut IWF ein Einbruch der Wirtschaftsleistung von plus 1,5 Prozent (2022) auf minus 0,3 Prozent und bei der jährlichen Teuerungsrate hält man eine Beruhigung von 8,5 auf 7,2 Prozent für möglich. Diese Sachlage spricht somit eher für eidgenössische als europäische beziehungsweise deutsche Aktien.

Starke Marken

Beim Blick auf den Schweizer Blue-Chip-Index SMI fällt zum Beispiel auf, dass die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis als wenig konjunktursensitiv anzusehen sind. Mit Lebensmitteln und Medikamenten decken sie schließlich die essenziellen Bedürfnisse der Bevölkerung. Ihre hohe Gewichtung dürfte ein wichtiger Grund gewesen sein, dass der Swiss Market Index (SMI) in diesem Jahr deutlich weniger an Wert verloren hat als die Konkurrenz aus den USA und der Eurozone.

Der 20 Werte umfassende SMI enthält natürlich auch Werte, die in diesem Jahr im Zuge der zahlreichen Krisenherde hohe Verluste erlitten haben. So haben zum Beispiel die Aktien von Credit Suisse, Partners Group, Sika, Logitech International, Geberit, Givaudan und Lonza Group mitunter deutlich mehr als ein Drittel an Wert verloren. Dank ihrer relativ geringen Gewichtung schlug dies aber nicht zu negativ auf die Indexperformance durch.

Niedrige Vola spricht für Schweiz

All diese Faktoren lassen zwar nicht den Schluss zu, dass sich Schweizer Aktien den negativen Folgen einer potenziell möglichen weltweiten Rezession entziehen könnten, die Chance sich besser zu behaupten als die Konkurrenz dürfte jedoch durchaus berechtigt sein. Risikoaverse Investoren könnten sich zudem aus einem völlig anderen Grund von Schweizer Aktien begeistern lassen: Die finanzmathematische Kennzahl Volatilität legt nämlich den Schluss nahe, dass man einem Investment in den SMI durchaus das Attribut „sicherer Hafen“ verleihen kann.

So fällt zum Beispiel der Volatilitätsindex VSMI, der die vom Markt erwartete Volatilität des SMI anzeigt, derzeit deutlich niedriger und damit attraktiver als die Pendants auf DAX & Co. aus. Mit einem Wert von aktuell 19,8 Prozent kann man den SMI fast schon auf eine Stufe mit Gold stellen, dessen Volatilitätsindex GVZ (aktuell: 19,3 Prozent) nur unwesentlich niedriger notiert. Zum Vergleich: Die Volatilitätsindizes auf den S&P-500 (VIX) beziehungsweise Nasdaq-100 (VXN) fallen mit 28,5 bzw. 34,1 Prozent deutlich unvorteilhafter aus.

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Schweiz-ETFs fürs Depot

Das Angebot an ETFs auf Schweizer Blue Chips ist mit sieben Exemplaren relativ überschaubar. Von den insgesamt fünf Papieren, die über einen Tracking-Record von mehr als fünf Jahren verfügen, zeichnen sich die beiden folgenden durch besonders niedrige historische Volatilitäten aus:

Der Xtrackers Switzerland UCITS ETF (WKN: DBX1SM) sowie der Lyxor SPI UCITS ETF (WKN: ETF029). Mit Gebühren (TER) in Höhe von 0,3 und 0,4 Prozent p.a. bewegen sich beide im Mittelfeld.

Außerdem sind beide sparplanfähig, was langfristig denkenden Anlegern gefallen dürfte, schließlich sind „sichere Häfen“ in guten wie in schlechten Zeiten – also jederzeit – eine Überlegung wert.