21. März 2022
ESG, Low Carbon und SRI: Auf der Suche nach den nachhaltigsten ETFs

ESG, Low Carbon und SRI: Auf der Suche nach den nachhaltigsten ETFs

ESG, SRI und mehr: Nachhaltige ETFs sind aus der Geldanlage nicht mehr wegzudenken. Sie bieten einen bequemen Zugang zu den Kapitalmärkten und bestechen durch Einfachheit und Transparenz.

Doch wie kommt eigentlich die Nachhaltigkeit in den ETF? Und welche Indexfonds sind die beste Wahl in Sachen Nachhaltigkeit?

Bei ETF-Investment müssen genau die Aktien gekauft werden, die durch den jeweiligen Index festgelegt werden. Deshalb ist es entscheidend, welche Auswahlkriterien der Index festlegt. Das Problem: Es gibt derzeit mehr als 400 nachhaltige Indexfonds auf, die sehr unterschiedlichen Indizes folgen. Die Indizes für die weltweit anlegenden Aktienfonds etwa reichen vom schon klassisch zu nennenden „ESG“ über „ESG Screened“ und „Sustainability Screened“ bis hin zu „Low Carbon Select“ und „Climate Paris Aligned“. Um nicht den Überblick zu verlieren, untersuchen wir zwei Aktienindizes, die sich aus unserer Sicht gegenüberstehen: ESG Screened und SRI, was für „Socially Responsible Investing“ steht.

ESG Screened: Nur wenige Ausschlusskriterien

Nehmen wir den iShares MSCI Europe ESG Screened UCITS ETF (WKN: A2N48D). Der Indexanbieter MSCI legt für diesen Index den MSCI Europe zugrunde, über den er den Filter „ESG Screened“ legt. Durch diese Kriterien werden Kraftwerkskohle und Ölsande mit Umsatzgrenzen von maximal fünf Prozent sowie Unternehmen ausgeschlossen, die die UN Global Compact-Prinzipien verletzen. Schauen wir auf die am stärksten gewichteten Firmen im ESG-Index, macht sich indes Enttäuschung breit: Die ersten 19 Unternehmen sind identisch mit den Positionen im klassischen MSCI Europe.

Ausschlüsse gibt es erst zwischen den Rängen 20 und 30, da BAT, Royal Dutch und Airbus sind nicht mehr dabei sind. Doch insgesamt befinden sich 438 der 457 Unternehmen des klassischen Index auch im ESG-ETF. Nur wenige Ausschlusskriterien und kein Best-in-Class-Ansatz sind also keine gute Strategie für Nachhaltigkeit.

SRI: Best-in-Class, etliche Ausschlüsse plus Rating der Geschäftspraxis

Schauen wir uns also einen Index an, der in Sachen Nachhaltigkeit höheren Standards genügt. Wir finden ihn für diesen Markt im MSCI Europe SRI Select Index, der die Basis für den gleichnamigen iShares MSCI Europe SRI UCITS ETF (WKN: A1H7ZS) bildet. Neben dem Best-in-Class-Prinzip setzt dieser Index nicht nur auf Ausschlüsse, sondern wertet die Unternehmen nach ihrer Geschäftspraxis.

Und bei den Ausschlüssen greifen mehr Kriterien. So filtern der Index bzw. ETF nach deren Angaben „Engagement in Unternehmen heraus, die in Branchen wie umstrittene Waffen, Atomwaffen, Tabak, zivile Schusswaffen, konventionelle Waffen, Alkohol, Glücksspiel, Erwachsenenunterhaltung, Atomkraft und genetisch veränderten Organismen tätig sind“.

Der SRI-ETF ist klar nachhaltiger

Was bedeutet diese Filterung für unseren SRI-ETF? Zum einen: In jedem Sektor werden die am besten bewerteten Unternehmen ausgewählt, bis damit für den betreffenden Sektor 25 Prozent der Marktkapitalisierung erreicht worden sind. Zum anderen gibt es weitere Mindestanforderungen an das ESG-Rating, sodass auch kontroverse Geschäftspraktiken berücksichtigt werden. Beides reduziert die Anzahl der im Unternehmen im SRI-ETF von 457 auf 143 – das entspricht nur einem knappen Drittel des klassischen ETF. Umstrittene Konzerne wie Nestlé, die uns noch im ESG-ETF begegneten, haben im SRI-ETF keinen Platz.

Tipp: Hier erfährst du alles, was du über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen musst.

Bessere Rentabilität

Für die Rendite war diese Konzentration auf nachhaltige Unternehmen kein Schaden – im Gegenteil: In knapp zehn Jahren bis Ende Mai 2021 erzielt der SRI-ETF auf den MSCI Europa eine kumulierte Rendite von 139 Prozent. Der klassische Europa-ETF bracht es lediglich auf 93 Prozent. Das entspricht einer annualisierten Rendite von gut neun Prozent versus knapp sieben Prozent. Einziger Wermutstropfen: Auch die SRI-ETF fördern in aller Regel nicht gezielt die besonders nachhaltigen Geschäftsmodelle. Das bleibt meist aktiv verwalteten Fonds vorbehalten, die wir in der kommenden Kolumne unter die Lupe nehmen.

Über den Autor: Andreas Enke

Andreas Enke ist Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG, Hamburg