Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs

Die Ressourcen unseres Planeten sind endlich. Möglicherweise stehen wir vor einem Paradigmenwechsel von der Wegwerfgesellschaft zum nachhaltig denkenden Gemeinwohl. Das Thema Nachhaltigkeit rückt zunehmend in das Bewusstsein der Bürger. Ein sparsames Auto ist für viele Bundesbürger mittlerweile genauso wichtig wie Öko-Strom, Mülltrennung oder das Fair-Trade-Siegel auf der Lebensmittelverpackung.

Beschleuniger dieser Entwicklung gab es neben der längst bekannten Klimaerwärmung in den vergangenen Jahren zu Genüge. Zu nennen sind hier etwa der VW-Abgasskandal im Jahr 2015, das Deepwater-Horizon-Unglück im April 2010 im Golf von Mexiko und natürlich auch die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011. Im Anschluss an die Ereignisse in Japan hatte die Bundesregierung die Energiewende ausgerufen.

Unter den veränderten Voraussetzungen von Globalisierung, Demografie, Klimawandel und begrenzten Ressourcen in Kombination mit einer erhöhten Sensibilität für umweltschonendes Handeln wird die reine Ökonomie durch Aspekte der Ökologie ergänzt. Klassische Industriezweige werden durch neue, nachhaltige ersetzt.

Das muss aber nicht ängstigen, denn es ist nicht neu. Das gab es immer wieder in der gut 200-jährigen modernen Wirtschaftsgeschichte. Bereits 1942 sprach der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter von der „Kraft der schöpferischen Zerstörung“. Gemeint ist: Industriezweige kommen und gehen.

Im Folgenden bieten wir Ihnen ausführliche Informationen zum Thema ESG, SRI und Nachhaltigkeits-ETFs.

Warum nachhaltige Geldanlage?

Das Wachstum der Bevölkerung und Steigerung des Lebensstandards im globalen Maßstab ist unweigerlich mit einem zunehmenden Verbrauch der natürlichen Ressourcen und damit auch der weiteren Beanspruchung der Natur verbunden: Weitere Nutzung fossiler Energieträger und Verbrauch weiterer nicht erneuerbarer Ressourcen, Verdrängen der natürlichen Ökosysteme, Verlust der Artenvielfalt etc..

Wirtschaft und Gesellschaft stehen damit in allen Regionen der Welt vor erheblichen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen.

Dramatische Verbesserungen der Energie- und Ressourceneffizienz sind erforderlich, um die Tragfähigkeit der Erde nicht zu gefährden. Und nicht nur die klimapolitischen Vereinbarungen in Paris zeigen: die Zeit der eher unbekümmerten Nutzung des Reichtums der Natur wird sich nicht mehr allzu lange hinziehen (können).

Wie man ein ETF-Portfolio auf Nachhaltigkeit umstellt

In diesem Webinar spricht der Herausgeber des Extra-Magazin, Markus Jordan, über die drei Säulen nachhaltiger Investments, diskutiert verschiedene Ansätze für den Aufbau nachhaltiger ETF-Portfolios und weist auf mögliche Risiken hin.

Was bedeutet ESG, SRI und SDG?

Die gesellschaftlichen Entwicklungen lassen auch die Kapitalmärkte nicht kalt. „Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit nimmt auf allen Ebenen zu – Regierung, Zivilgesellschaft, Investoren, Vermögenseigentümer und Vermögensverwalter. Dies ist auch notwendig, weil es eine komplexe Herausforderung ist, Wachstum nachhaltiger zu gestalten, welche die Zusammenarbeit aller erfordert“, sagt Thierry Bogaty, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung bei Amundi. So verbergen sich hinter den ETF-Zusatzbezeichnungen ESG und SRI nachhaltige Anlagekonzepte.

ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). SRI steht für „Socially Responsible Investing“, also dem Anlegen mit sozialer Verantwortung.

Wenn von SDG die Rede ist, sind „Sustainable Development Goals“ gemeint. Das sind die 17 von den Vereinten Nationen aufgestellten Ziele für nachhaltige Entwicklung, die es zu verfolgen gelte.

Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen

  1. Keine Armut
  2. Kein Hunger (Ernährung sichern)
  3. Gesundheit und Wohlbefinden
  4. Bildung
  5. Gleichberechtigung
  6. Sauberes Wasser und Hygiene
  7. Günstige und saubere Energie
  8. Gute Beschäftigung und Wirtschaftswachstum
  9. Industrie, Innovation und Infrastruktur
  10. Reduktion von Ungleichheit
  11. Nachhaltige Städte und Gemeinden
  12. Verantwortlicher Konsum und Produktion
  13. Klimaschutz
  14. Leben unter Wasser
  15. Leben zu Land
  16. Friede, Recht und starke Institutionen
  17. Partnerschaften für diese Ziele

Nachhaltige Geldanlage liegt im Trend

Die nachhaltige Kapitalanlage führt kein Nischendasein mehr. Nach Schätzung der Organisation „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ ist das Volumen an Finanzprodukten, bei denen auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt werden, 2017 in Deutschland auf knapp 157 Milliarden Euro angestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs im Vorjahresvergleich von rund 15 Prozent.

Warum sind Nachhaltigkeits-Anlagen neuerdings so beliebt?

Einigen Anlegern dürfte daran gelegen sein, bestimmte Werte und Ziele mit der Kapitalanlage zu verknüpfen. Doch viele dürften auch davon ausgehen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien zu einer besseren Einschätzung der Risiken und Chancen einer Kapitalanlage führt und damit einen positiven Einfluss auf die Performance ausüben kann.

„Nachhaltigkeit“ bezeichnet per definitionem ein Wirtschaften, mit dem Bedürfnisse befriedigt werden, ohne zukünftigen Generationen die Lebensgrundlagen zu nehmen. Dies betrifft vor allem einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.

Die Kürzel ESG und SRI beinhalten dabei nicht nur materielle Aspekte, wie etwa Umwelt, sondern auch soziale Komponenten wie Mitarbeiterrechte oder Aktionärsbeziehungen. Häufig spricht man auch von SRI- bzw. ESG-Standards.

Bedeutet nachhaltiges Investieren Renditeverzicht?

Alles ehrenwerte Ziele, mögen Sie nun denken, aber muss ich als Anleger dafür nicht einen Preis zahlen? Anders ausgedrückt: Zahle ich für mein gutes Gewissen drauf? Sozusagen moderner Ablasshandel über die Kapitalmärkte?

„Diese Debatte ist inzwischen überholt. Mehr als 2.000 weltweit durchgeführte Studien haben bewiesen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten die Performance nicht beeinträchtigt. Nachhaltigkeitsaspekte und ESG-Kriterien können, wenn sie pragmatisch eingesetzt werden, im Gegenteil die Performance steigern“, meint Thierry Bogaty, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung bei Amundi.

Nachhaltige Selektion kann auch dazu führen, dass Problemfälle schon im Vorhinein ausgeschlossen werden. Prominente Beispiele: BP und Volkswagen, die bei einigen Fonds die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllt haben. ESG und SRI können also sogar dazu führen, dass die Gesamtperformance steigt und das Risiko in Form einer geringeren Volatilität abnimmt.

Ein Vergleich von ETFs auf den MSCI World bzw. MSCI World Socially Responsible zeigt die Unterschiede bei der Wertentwicklung.

Renditevergleich UBS MSCI World ETF vs. UBS MSCI World Socially Responsible ETF
Renditevorteil einer nachhaltigen Anlagestrategie für den Zeitraum von 5 Jahren.

Es gibt also gute Gründe anzunehmen, dass sich nachhaltig geführte Unternehmen erfolgreicher und schwankungsärmer entwickeln als Unternehmen, die diese Aspekte nicht oder nur wenig berücksichtigen.

MSCI World Chartvergleich UBS MSCI World ETF vs. UBS MSCI World Socially Responsible ETF vs. MSCI World Index
Chartvergleich UBS MSCI World ETF vs. UBS MSCI World Socially Responsible ETF

So können etwa mit einem schonenderen Einsatz von Rohstoffen und anderen Ressourcen Kosten eingespart werden. Eine hohe Diversität unter den Mitarbeitern kann darüber hinaus dazu führen, dass das kreative Potenzial in der Breite genutzt und Geschäftsmöglichkeiten so besser austariert sind. Ein weiterer Faktor kann sein, dass durch eine werteorientierte Unternehmensführung Fehler früher ausfindig gemacht und leichter verhindert werden können.

Wie funktioniert die ESG-Indexselektion?

ESG-Investments nutzen sehr unterschiedliche Anlagestrategien. Sie können ganze Branchen und Industrien ausschließen, in die nicht investiert werden soll. Weiterhin können die jeweiligen ESG-Rankings der Unternehmen berücksichtigt werden. Firmen mit hohem ESG-Standard, die energieeffizient arbeiten oder auf Vielfalt in der Belegschaft setzen, werden dann stärker gewichtet. Aber auch konkrete Ziele – zum Beispiel ein minimaler CO2-Abdruck – lassen sich mit einem entsprechend ausgerichteten Portfolio erreichen.

Den Grad der Nachhaltigkeit eines Unternehmens kann man anhand der ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance; Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) prüfen.

Für Investoren gibt es neben den klassischen Indizes wie etwa dem MSCI World oder den MSCI EMU Index inzwischen auch nachhaltige Varianten – meist an dem Kürzel ESG oder SRI erkennbar. Die Auswahl derjenigen Unternehmen, die im nachhaltigen Index vertreten sind, ist sehr aufwendig. In einem mehrstufigen Prozess prüft zum Beispiel der Indexanbieter MSCI daher jedes Unternehmen.

In der ersten Selektionsstufe werden einige Konzerne aufgrund ihrer Werte ausgeschlossen. Firmen, die Tabak produzieren, in der Atomenergie tätig sind oder mit genetisch veränderten Organismen Umsätze erzielen, können nicht weiter Teil des Index sein. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Ausschlusskriterien bei Beteiligung in den Geschäftszweigen Glücksspiel, Militär oder Pornografie.

In der zweiten Stufe kommen die ESG-Kriterien ins Spiel: MSCI bewertet Unternehmen anhand von insgesamt 38 Kriterien, wie etwa Einfluss auf den Klimawandel, CO2-Ausstoß, Energieeffizienz (Umwelt), Mitarbeiterführung, Arbeitssicherheit (Gesellschaft) oder Ethik der Geschäftspraktiken (Unternehmensführung).

Bei der dritten und letzten Stufe werden diejenigen Unternehmen aussortiert, die in Kontroversen verwickelt sind. Beispiele dafür sind Todesfälle in der Produktion wegen mangelhafter Arbeitssicherheit oder große Rückrufaktionen.

Beim MSCI EMU Index beispielsweise verbleiben nach der Überprüfung von ursprünglich 249 Unternehmen nur noch 65 im neuen Index.

Firmen wie Bayer oder der Branchenführer in der Luxusgüterindustrie, Moet Hennessy Louis Vuitton, sind nicht mehr vertreten.

ETFs zum Investieren in Nachhaltigkeit

Aus den folgenden Tabellen können Sie eine Auswahl verschiedener Nachhaltigkeits-ETFs für unterschiedliche Anlageregionen entnehmen. Eine Liste aller Nachhaltigkeits-ETFs finden Sie über unserer ETF-Suche.

Nachhaltigkeit-ETFs für die Anlageregion Welt

Nachhaltigkeit-ETFs für die Anlageregion Europa

Nachhaltigkeit-ETFs für die Anlageregion Emerging Markets

Nachhaltigkeit-ETFs für die Anlageregion USA

ETF-NameTER in %AusschüttungReplikationsartVolumen in Mio. €
BNP Paribas Easy MSCI USA SRI S-Series 5% Capped UCITS ETF (Dist) EUR0,25JaPhysisch642
Xtrackers MSCI USA ESG UCITS ETF (Acc)0,15NeinPhysisch7.616
iShares MSCI USA ESG Screened UCITS ETF (Acc)0,07NeinPhysisch5.837
UBS (Lux) MSCI USA Socially Responsible UCITS ETF (Dist)0,22JaPhysisch1.522
iShares MSCI USA SRI UCITS ETF (Acc)0,20NeinPhysisch6.217
UBS S&P 500 ESG UCITS ETF (Dist)0,10JaPhysisch625

Nachhaltigkeit-ETFs für die Anlageregion Asien

Wertentwicklung wichtiger Nachhaltigkeits-ETFs (nach Perioden)

Aus der Tabelle können sie die Wertentwicklung wichtiger Anlagezeiträume entnehmen.

Wertentwicklung wichtiger Nachhaltigkeits-ETFs (nach Jahren)

Aus der Tabelle können sie die Wertentwicklung der vergangenen Jahre entnehmen.

ETF-Name202120202019201820172016
UBS (LUX) MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (Dist)+34,13+8,94+31,03-2,73+8,25+10,48
UBS (Lux) MSCI USA Socially Responsible UCITS ETF (Dist)+39,87+13,05+32,04+0,99+7,32+15,28
UBS MSCI EMU Socially Responsible UCITS ETF (Dist)+21,56-1,10+30,69-8,14+14,82+10,24
UBS MSCI Emerging Markets Socially Responsible UCITS ETF (Dist)+6,42+7,59+13,23-7,46+16,35+14,09
UBS MSCI Japan Socially Responsible UCITS ETF (Dist)+3,46+9,62+25,85-9,66+7,81+3,72

Wichtige Links zum Thema Nachhaltigkeits-ETFs

Über unsere ETF-Suche können Sie Nachhaltigkeits-ETFs nach bestimmten Kriterien selektieren und vergleichen. Die beliebtesten Abfragen zum Investieren in Nachhaltigkeit haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Tipp: Bei Direktbanken können ETFs zu besonders günstigen Konditionen gehandelt werden. In unserem Broker-Vergleich haben wir die Konditionen der Banken zum Handel von ETFs gegenübergestellt und miteinander verglichen. Jetzt den Broker-Vergleich lesen!

Autor Markus Jordan

Markus Jordan
Markus Jordan ist Gründer und Herausgeber des Extra-Magazins sowie Betreiber des Anlegerportals extraETF.com. Mit über 30 Jahren Erfahrung ist er ein ausgewiesener Experte im Bereich Finanzen und Geldanlage mit Schwerpunkten auf ETFs, Robo-Advisors und digitale Bankdienstleistungen.