Greenwashing – wie können Anleger sich vor der grünen Mogelpackung schützen?

Greenwashing – wie können Anleger sich vor der grünen Mogelpackung schützen?

Fondsanbieter DWS hat nach dem Skandal rund um den Greenwashing-Verdacht nun seinen Chef ausgetauscht. Der Begriff fällt nicht selten, wenn es um nachhaltige Geldanlage geht. Doch wie können sich Anlegerinnen und Anleger schützen?

Seit Mitte Januar wurde gegen die DWS wegen Greenwashing ermittelt. Doch was bedeutet das eigentlich konkret? Einfach gesagt: Wird einem Unternehmen oder einer Behörde Greenwashing vorgeworfen, geht man davon aus, dass bezüglich Angaben zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz die Wahrheit mehr oder weniger stark beschönigt wurde. Im Falle der DWS bezieht sich das auf die angebotenen ESG-Fonds, die offenbar nicht so nachhaltig waren wie beworben.

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

Doch wie können Anlegerinnen und Anleger überhaupt sicher sein, dass sie wirklich nachhaltig investieren, unabhängig davon, ob ihr gewähltes Produkt mit einem nachhaltigen Label wie ESG oder SRI gekennzeichnet ist? Das ist leider nicht ganz einfach.

Am Klimaschutz kommt keiner mehr vorbei, auch die Finanzbranche nicht. Das ist nicht neu und immer mehr Emittenten setzen auf Produkte, die Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Damit kommen sie vor allem dem Wunsch der wachsenden Zahl an Anlegerinnen und Anlegern nach, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Das ist zunächst für diese ein Grund zur Freude – denn auch ein bisschen Nachhaltigkeit ist besser, als gar keine Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist Ermessenssache

Das Problem: Auf den ersten Blick lässt sich kaum sagen, was wirklich in den Produkten drin steckt. Und glasklare Regeln darüber, was denn nun nachhaltig ist und was nicht, gibt es nicht. Plötzlich diskutieren wir etwa darüber, ob mittels Fracking gewonnenes Gas nicht doch eventuell nachhaltig sein könnte oder was genau eigentlich an Atomkraft nicht grün sein soll. Noch vor wenigen Monaten wären solche Fragen undenkbar gewesen. Sie zeigen aber: Eine eindeutige Antwort gibt es in dieser Sache leider nicht.

Nachhaltige Indizes sind ebenfalls nicht in Stein gemeißelt – Unternehmen, die heute drin sind, könnten morgen schon rausgefallen sein. Tesla durfte diese Erfahrung erst kürzlich machen. Auf der anderen Seite hat die SEB gerade Rüstungsaktien in einen Fonds aufgenommen – was sie eigentlich ausgeschlossen hatten. Der Spielraum dessen, was als nachhaltig gilt, ist viel größer, als vielen Anlegerinnen und Anlegern bewusst ist. Sich deshalb blindlings auf Label zu verlassen, kann mit bösen Überraschungen enden – je nachdem, wie ernst man Nachhaltigkeit selbst nimmt.

Tipp: Hier erfährst du alles, was du über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen musst.

Greenwashing: Anleger müssen die Augen aufmachen

Wer also wirklich nachhaltig und grün investieren möchte, muss sich zunächst die Frage nach den eigenen Grenzen stellen.  Wo beginnt für mich Greenwashing? Was ist für mich in Ordnung, ab welchem Punkt bin ich raus aus der Nummer? Und dann genügt es nicht, sich einfach einen ETF mit ESG- oder SRI-Label rauszusuchen, zu investieren und das Beste zu hoffen.

Wer wirklich wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz legt, wird sich die Zeit nehmen und sich intensiv mit dem ausgewählten Produkt befassen müssen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass ein Investment auch wirklich zu den Anforderungen passt – sei es nun moralisch, finanziell oder bezüglich sämtlicher Kriterien, die Anlegern wichtig sind.