Ukraine-Krieg: Was passiert jetzt mit Russland- und Schwellenländer-ETFs?
Seit Kurzem wird Russland aufgrund des Angriffs auf die Ukraine stark sanktioniert. Was geschieht nun mit entsprechenden ETFs?
Täglich erreichen uns neue Bilder aus sämtlichen Landesteilen der Ukraine. Neben all dem menschlichen Leid, welches kaum vorstellbar ist, fragst du dich aber vielleicht nun als Anleger, wie es mit entsprechenden ETFs angesichts der Russland-Sanktionen des Westens weitergeht. Denn mit einem Weltportfolio bist du zu einem kleinen Teil eben auch in russische Aktien investiert – außer, du setzt ausschließlich auf Industrieländer. Das dürfte also relativ viele Anleger betreffen. Gehen wir also zunächst auf Schwellenländer-ETFs ein, bevor wir uns rein russischen Aktien-ETFs widmen.
Schwellenländer-ETFs sind unbedenklich
Die Mehrheit der Anleger kann aufatmen. Denn Russland spielt mit einem Anteil von gut zwei Prozent in Schwellenländer-ETFs kaum eine Rolle. Ein Branchenkenner, der namentlich nicht genannt werden möchte, gibt jedoch für Schwellenländer-ETFs in Bezug auf Russland Entwarnung. Das liegt zum einen an dem bereits erwähnten geringen Anteil, aber auch sogenannten Hinterlegungsscheinen, die ETF-Anbieter erwerben. Das ermögliche weiterhin der Handel in London über GDR (global depository receipts). Das ist natürlich kein optimales Konstrukt, ist aber bei einem derart geringen Anteil Russlands leicht zu verkraften. Bei synthetischen ETFs ist das Risiko noch geringer, da es sich hierbei lediglich um Tauschgeschäfte handelt. Die Gegenseite „liefert“ also die Rendite des Schwellenländer-ETFs.
Tipp: Halte deinen Schwellenländer-ETF. Möglicherweise hat sich das Thema Russland für Anleger ohnehin bald erledigt. Der führende Indexanbieter MSCI denkt bereits laut darüber nach, Russland aus dem Index zu entfernen, um es künftig als Frontier-Markt zu führen.
Und Russland-ETFs?
Hier kommen wir zur weit heikleren Frage, wie der Experte uns erklärt. Auch wenn ein Russland-ETF naturgemäß schon riskanter ist, so gilt das in diesen Tagen umso mehr. Aktuell ist auch hier der Aktienhandel über London dank der Hinterlegungsscheine noch möglich. Die Betonung liegt auf „noch“. Diese ETFs können außerdem nicht mehr in besonders guter Qualität von Market-Makern betreut werden, so dass die Geld-Brief-Spannen schon heute deutlich nach oben gingen.
Doch ob dieser eher notdürftige Handel auch noch in den nächsten Wochen fortbestehen wird, steht in den Sternen. Eine Beschneidung durch die Londoner Börse oder die britische Regierung sei durchaus möglich. Sollte diese Handelsmöglichkeit auch noch wegbrechen, so sieht der Experte bereits Fondsschließungen kommen. Die Gelder würden dann eingefroren. Sollte es dazu kommen, hätten Anleger zumindest vorübergehend einen Totalverlust, schließlich kommen sie nicht an ihr Geld. Und selbst, wenn sich die Lage später wieder entspannen sollte, dürfte russische Aktien weiterhin größten Schwankungen ausgesetzt sein.
Tipp: Auch wenn wir grundsätzlich zur besonnen Buy-and-Hold-Strategie raten, empfehlen wir dir jetzt eindeutig: Geh raus aus Russland-ETFs, das ist derzeit einfach zu riskant.
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Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Die Wachstumspotenziale der Emerging Markets sind langfristig positiv. Auf kurze Sicht übertreffen viele Schwellenländer sogar die Konjunkturerwartungen der westlichen Industrienationen. Das macht sie für Anleger interessant. Wichtig ist, auf politische Risiken zu schauen und das richtige Instrument zu wählen.
Trotz vergleichsweise hoher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Risiken bleiben die asiatischen Schwellenländer für Anleger interessant. Das hohe Wachstumspotenzial ist einfach zu verlockend. Ein Emerging Markets-ETF trägt dem Rechnung.