27. August 2018
Die Renditen türkischer Anleihen sind im Aufwind.

Diese Fallen lauern bei Fremdwährungsanleihen

Sparer können auch in den kommenden Monaten nicht mit einem Zinsanstieg rechnen. Viele Anleger schauen sich daher höher verzinste Fremdwährungsanleihen als Alternative zur deutschen Zins *-Tristesse an. Das ist nicht ohne Risiko.

Fremdwährungsanleihen im Überblick

Der US-Staat zahlt fast drei Prozent Zinsen für US-Dollar-Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit. Australische Anleihen mit gleicher Laufzeit rentieren bei etwa 2,65 Prozent, brasilianische Staatsanleihen bei rund zehn Prozent und türkische Staatsanleihen in türkische Lira bringen bei zehn Jahren Laufzeit mittlerweile gar über 16 Prozent jährlich. Das klingt verlockend. Allerdings sind drei Risiken zu berücksichtigen, die schnell zu hohen Verlusten führen können:

  • Das Zinsänderungsrisiko kann bei allen Anleihen mit langen Laufzeiten zu deutlichen Verlusten führen, wenn die Zinsen in dem Land steigen. Bei zehn Jahren Laufzeit kann ein Zinsanstieg von rund drei Prozent bereits Kursverluste von rund 25 Prozent verursachen.
  • Das Bonitätsrisiko: Anleger griechischer Anleihen verloren 2012 rund 70 Prozent ihres Geldes. Ähnlich erging es den Besitzern argentinischer Staatsanleihen, die 2005 mehr als 50 Prozent ihres Vermögens einbüßten. Ob die Türkei oder Brasilien langfristig ihre Schulden zurückzahlen können, ist noch offen.
  • Wirklich entscheidend ist das Währungsrisiko: Die Inflationsrate ist in dem jeweiligen Land die wichtigste Komponente für die Stabilität der Währung. Zehn Prozent Inflation pro Jahr bedeutet einen realen Kaufkraftverlust von zehn Prozent. Die Landeswährung sinkt im Regelfall in ähnlicher Geschwindigkeit. Darüber hinaus nimmt der Devisenmarkt einige erwartete Entwicklungen vorweg. Dies kann man am Verlauf der türkischen Lira sehen. Die Währung verlor zwischen 2013 und Ende Juli 2018 rund 60 Prozent, in den letzten zwei Jahren rund ein Drittel und in den letzten fünf Monaten rund 20 Prozent ihres Wertes. Im August gab es einen zusätzlichen Einbruch. Allerdings können auch vermeintliche Hartwährungen entsprechende Bewegungen an den Devisenmärkten durchmachen. Der US-Dollar verlor seit Ende 2016 zeitweise über 15 Prozent an Wert.

Anleger, die in Fremdwährungsanleihen investieren wollen, müssen diese Risikofaktoren analysieren. Schon einer der drei Faktoren kann die vermeintlich höhere Rendite schnell pulverisieren. Zudem gilt die goldene Anlegerregel, dass man nicht „alle Eier in einen Korb“ legen soll. Je breiter die Portfoliostruktur ist, desto geringer ist im Regelfall das Gesamtrisiko.

Über den Autor

Uwe Eilers Uwe Eilers, Geschäftsführer der FV Frankfurter Vermögens GmbH in Köngistein im Taunus.