17. April 2013
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Diversifikationsinstrument in der Eurokrise

Wandelanleihen weisen eine geringe Korrelation zu den übrigen Anlagenklassen auf. Damit ist es möglich, mit einem attraktiven Risiko-Rendite-Profil am Aktienmarkt zu partizipieren. Trotz dieser Vorteile werden Wandelanleihen nur selten genutzt.

Dem Spezialisten eröffnen sich nicht selten erstaunlich vorteilhafte Anlagemöglichkeiten.

Viele professionelle Marktteilnehmer empfehlen angesichts der ungelösten realwirtschaftlichen Probleme und der möglichen Insolvenz von europäischen Staaten den Kauf von Aktien. Offenbar besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass Unternehmen mit einer starken Marktstellung einen Zusammenbruch der Eurozone überstehen werden. Ein Aktieninvestment ist als Sachanlage ein Investment in Produktivkapital. Schließlich kauft man einen Anteil des Unternehmens. Schütten Aktiengesellschaften einen Teil ihres erwirtschafteten Gewinns in Form einer Dividende an die Aktionäre aus, erhält der Investor eine angemessene Verzinsung. Liegt diese über den Renditen von Staats- oder Unternehmensanleihen, drängt sich ein Aktienengagement geradezu auf.

Investoren sehen dabei aber über ein wichtiges Kriterium hinweg: Der Aktienkauf stellt ein Investment in Eigenkapital dar, während der Käufer einer Anleihe den Status eines Gläubigers der Gesellschaft genießt. Es geht somit um unterschiedliche Kapitalebenen: Eigenkapital gegen Fremdkapital mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Nach unserer Auffassung liegt hier der wichtigste Vorteil eines Fremdkapitalgebers.

Anleger übersehen bei der Konzentration auf Aktien auch einen nicht unwesentlichen Unterschied zur Zinszahlung bei Anleihen. Eine hohe Dividendenrendite zeigt nur an, dass der Aktienkurs in Relation zur ausgeschütteten Dividende tief ist. Die wichtigeren Auswahlkriterien stellen jedoch die Kontinuität der Dividendenzahlungen in der Vergangenheit als auch die Fähigkeit und der Wille des Unternehmens, Dividenden auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten aufrechtzuerhalten, dar. Bei schlechten Geschäftsentwicklungen reduzieren oder streichen Unternehmen die Dividenden. Den gleichen Unternehmen käme es nie in den Sinn, die Zinsen auf ausstehende Anleihen zu reduzieren, gingen sie damit doch ein erhebliches Reputationsrisiko ein.

Dass Aktien riskanter sind als Anleihen, das ist keine Neuigkeit. Wie riskant sie sind, zeigt der sogenannte „Drawdown“ (zwischenzeitlicher Kursrückgang) an. Vergleicht man europäische Aktien (DJ STOXX 600 Return-Index) mit Wandelanleihen, mussten Aktieninvestoren seit dem 1. Januar 2008 einen vorübergehenden Verlust von rund 55 Prozent hinnehmen, während der maximale Rückschlag bei Wandelanleihen, gemessen an einem Index wie dem UBS Europe CB, bei etwa 33 Prozent lag.

Roland Reitelshöfer
Roland Reitelshöfer

Im Gegensatz zu den Aktieninvestoren mit einem noch zu Buche stehenden Verlust von 9,13 Prozent haben Investoren mit Wandelanleihen nicht nur die Verluste aufgeholt, sondern sogar einen Gesamtgewinn in Höhe von 20,79 Prozent erwirtschaften können. Und dies in einer der größten Finanz- und Wirtschaftskrisen der Wirtschaftsgeschichte. Einer Krise, deren Ausmaße schon mit der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932 verglichen wurden. Langfristige Vergleiche zwischen Aktien, Unternehmensanleihen und Wandelanleihen zeigen ähnliche Ergebnisse. Während Anleger im Aktienindex Euro-Stoxx von Anfang 2000 bis 2010 rund 27 Prozent verloren, hätten sie mit einem Investment in einem entsprechenden Wandelanleihen-Index ihr Vermögen um rund 25 Prozent steigern können.

Gerade für Anleger mit hoher Risikoaversion und Interesse an einem optimalen Risiko/Rendite-Verhältnis ihrer Investments, wie sie für institutionelle Anleger kennzeichnend ist, sprechen Wandelanleihen für einen Einstieg. Denn die Volatilität an den Märkten ist gegenwärtig niedrig, während die Risiken ohne Zweifel speziell im Euroraum wieder zugenommen haben. Wir leben nach wie vor nicht in einem „risikofreien Umfeld“, auch wenn uns dies die Märkte mit einer tiefen Volatilität suggerieren.