20. Dezember 2020
Impfstoff für die Börse.

Riskanter Impfstoff für die Börse

Ein wirksamer Impfstoff gegen Sars-CoV-2 würde der Börse enormen Rückenwind geben. Besonders Branchen wie Touristik, Luftfahrt, Öl und Banken profitieren von der Hoffnung. Doch es gibt Risiken.

Die US-Wahl ist entschieden, ein Impfstoff kommt und der Brexit spielt keine Rolle mehr. Für die Börsianer sind viele mögliche Belastungsfaktoren kurzfristig verschwunden.

Besonders ausgebombte Branchen wie Touristik, Luftfahrt, Öl und Banken profitieren von der Hoffnung auf einen Impfstoff. Vor allem die Lufthansa kann die wirtschaftlichen Folgen kaum noch tragen und wäre einer der potenziellen Gewinner. Banken und Bankanleihen profitieren von der Hoffnung auf geringere Abschreibungen. Ölwerte haben sich teilweise halbiert, obwohl die globale Ölnachfrage im nächsten Jahr stabil sein dürfte, weil Chinas Wirtschaft unverändert stark wächst.

Aussichtsreiche Branchen an der Börse

Sehr mutige Anleger können sich also an Werte wie Lufthansa, Royal Dutch Shell oder TUI herantrauen. Auch ein ETF auf den europäischen Bankensektor ist ein antizyklisches Investment.

Weitere Profiteure sind Zulieferer für die Impfstoffhersteller. Ohne Glasampullen, Kühlbehälter und eine ausgeklügelte Logistik wird ein Wirkstoff nicht in dem notwendigen Ausmaß und in der benötigten Geschwindigkeit verfügbar sein. Nur eine Handvoll von Glasherstellern auf der Welt verfügt über das Know-how und die Produktionskapazitäten, um medizinische Glasampullen in millionenfacher Anzahl herzustellen.

Tipp: An der Börse scheinen sich die Aussichten wieder aufzuhellen. Nutzen Sie die Möglichkeit, einen ETF-Sparplan anzulegen.

Dass ein guter Impfstoff lediglich ein Mosaikstein für die Erholung der Wirtschaft ist, wird dabei gerne übersehen. Wichtig für weitere Kursgewinne sind eine unveränderte Geld- und Fiskalpolitik sowie das Ende der Handelsstreitigkeiten. Sollte der designierte US-Präsident Joe Biden Richtung China moderatere Töne anschlagen, könnte es zu weiteren Kursgewinnen kommen. Spätestens dann sollten Anleger an Verkäufe denken, denn die volkswirtschaftliche Gesamtlage entspricht noch lange nicht der Vor-Corona-Zeit.

Außerdem müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass jede Negativmeldung zu einem Corona-Impfstoff sofort zu heftigen Kursverlusten führen kann.

Über den Autor: Frank Wieser

Frank Wieser ist Geschäftsführer bei der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf.